(zuerst veröffentlicht 06.04.2008)
Und schon wieder so ein hämischer Artikel von Reinhard Mohr bei Spiegel Online. Der Tenor: Krankenversicherung, Rentenversicherung – die gesetzlichen sind ineffektiv und nicht mehr finanzierbar. Die Privatversicherer werden es richten.
Hinrichten wohl eher. Oder glaubt wirklich jemand, das private Versicherungen, die gewinnorientiert arbeiten müssen und ein teures Vertriebssystem (Versicherungsvertreter, Werbung) unterhalten, kostengünstiger arbeiten können als eine Gesetzliche? Aber anstatt das bestehende System zu optimieren, z. B. durch Konzentration auf 2 – 3 Krankenkassen, oder einer Vergesellschaftung weiterer Teile des Gesundheitswesens, wird fleißig die Werbetrommel für in Wirklichkeit teure und ineffektive Produkte (Riester-Rente) gerührt.
Aber wer ist Reinhard Mohr? Der Mann ist über 50, aber das wäre kein Grund. Die meisten Leute über 50, die ich kenne, leiden eben noch nicht unter Alzheimer. Angefangen hat er beim Pflasterstrand, einerSpontizeitung aus Frankfurt in den 80ern. TAZ und FAZ stehen auch noch auf der Latte. Er hatte Texte u. a. Für Matthias Beltz geschrieben. Wenn jemand links war, dann Beltz. Und heuer schreibt Mohr seine gedanklichen Exkremente für den Spiegel.
Wir haben hier offensichtlich einen Altlinken, vielleicht gar einen Grünen vor uns, der mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und zunehmender gesellschaftlicher Anerkennung (Einkommen) den diskreten Charme der Bourgeoisie schätzen gelernt hat. So wie der Ex-Grüne Herr Metzger, der jetzt in die CDU (!) eingetreten ist und zuletzt nur noch durch abfällige Bemerkungen über Arbeitslose aufgefallen war.
So bleibt die Frage, ob Herr Mohr schon immer sein Mäntelchen in den Wind gehangen hat oder nur eine verlorene Seele ist, die ihre Heimat sucht – wo ist mein Schiff hier in der Sahara? Ich kenne viele Menschen, die mit zunehmenden Alter eher zu konservativen Denkmustern neigen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind diese Leute nicht arbeits- und mittellos; ganz im Gegenteil. Die schlimmsten Kritiker der Elche...
Ich selbst bin nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts konservativem Gedankengut aufgesessen, hielt sogar Gerhard Schröder für eine Hoffnung auf Besserung. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Und wenn Herr Mohr seine linke Vergangenheit für nen Fehler hält und sich ängstlich an den Rockzipfel von Frau Merkel klammern möchte, nun gut.
Wenigstens sind seine Beiträge so hanebüchen, das sie wohl keiner so richtig ernst nimmt. Hoffe ich. Oder ist seine Schreibe in Wirklichkeit nur als bewußte Provokation gedacht, um Opas Blut mal wieder in Wallung zu bringen für eine letzte Erregung?
Das wäre zu hoffen. Allein, ich glaubs nicht. Dazu habe ich zuviele Altlinke erlebt. Urlaub auf Sardinien, Weintrinker und Sternleser – hör mir auf.
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