Sonntag, 19. Juni 2011

Contramann: Die Sozialfalle

(zuerst veröffentlicht 16.03.2008)
Am 28.1.2008 war es wieder soweit - auf Spiegel Online. Deutschland in der Sozial-Falle hieß der Beitrag von Wolfgang Kaden. Bei soviel Mist kann auch Contramann nicht verhindern, daß Rudolf Augstein wie eine Turbine im Grab rotiert. Selten habe ich einen derartigen Schmarrn gelesen.
Der Tenor: Lohnerhöhungen/Mindestlöhne gefährden das Wirtschaftswachstum. Deutschland sei quasi keine Insel im Meer der Globalisierung.
Das bittere Ende sei also gewiss, wenn von den satten Gewinnen „unten“ auch mal was ankommt? Pfui!
Die Unternehmenssteuer wurden in den letzten 10 Jahren gesenkt und Lohnerhöhungen fanden lediglich marginal statt. Soweit kann ich dem Kaden zustimmen, aber dann....
Dies führte angeblich zu Wirtschaftswachstum – 2-2,5%, na suuper. Die Beschäftigung nahm zu – na und? Zeitarbeit wächst und gedeiht, und 6-8 € brutto pro Stunde gibt es auch. Umschulungen, Fortbildungen. Hauptsache Beschäftigung. Motto: Arbeit macht frei, oder wie?
Die öffentlichen Haushalte konnten Schulden zurückfahren. Dies liegt aber wohl mehr an der Tatsache, das das Tafelsilber verscherbelt wird, um kurzfristig die Haushalte zu sanieren. Außerdem ist PPP (Private Politic Partnership) neuerdings die Zauberformel. Die Geister, die ich rief.....
Dortmund will die Stadtwerke schon wieder „zurückholen“. Die kurzfristige Finanzspritze eines Verkaufs saniert einen kommunalen Haushalt eben nicht auf Dauer, da langfristig die nun fehlenden Überschüsse aus dem Stromgeschäft kompensiert werden müssen. Gelingt dies nicht – Dortmund.
PPP zum Beispiel wäre der private Betrieb eines Rathauses, welches von der Kommune angemietet wird. Das spült sofort einen dicken Batzen Geld ins Gemeindesäckel – Einmalzahlung des Betreibers und eingesparte Verwaltungskosten. Wenn hier die Miete allerdings langfristig höher ist als anfallende Zinsen einer Kreditfinanzierung, dann rechnet sich dies nicht wirklich.
Wenn so ein Zustand dann sichtbar wird, sind die Verantwortlichen in der Regel schon nicht mehr da. Praktisch.
Aber zurück zum Mindestlohn. Frankreich und Großbritannien haben einen Mindestlohn und sind vergleichbar große Volkswirtschaften.
Laut Kaden ist der Mindestlohn in GB mit 8,20 Euro zu niedrig angesetzt, so daß er nicht wirkt. In Frankreich mit 8,44 Euro soll er zu hoch sein und Arbeitslosigkeit produzieren. 24 cent Unterschied? Hallo?
Wie soll das dann zu Deutschland passen, Herr Kaden, wenn hier lediglich 7,50 Euro pro Stunde gefordert werden? Sollten wir dann doch gleich auf 8,32 Euro gehen, damit es nicht zu hoch oder zu niedrig ist.
Und: Von Rekordgewinnen, die in nicht nachvollziehbare Kanäle abfließen habe ich bei Kaden nichts gelesen. Ich denke hier noch nicht einmal an den Postklaus (Zumwinkel), auch Liechtensteiner genannt. Investiert entweder sonstwo oder als Dividenden ausgeschüttet. Jedenfalls nicht bei BMW oder Nokia-Beschäftigten, um nur die pressewirksamsten Katastrophen der letzten Zeit zu nennen.
Leider ändert sich der Spiegel mehr und mehr zum Wolf im Schafspelz. Als ob unter dem Deckmantel der TAZ die Welt daherkommt. Artikel wie der von Herrn Kaden sind nicht zuletzt deshalb so unerträglich, weil sie im Spiegel erscheinen. In der FAZ oder Welt wäre es ja in Ordnung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen