Donnerstag, 13. Oktober 2022

Alan Freed 1/4

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Der legendäre DJ, dessen Name untrennbar mit dem Begriff Rock 'n' Roll verbunden ist, wurde am 15. Dezember 1921 als Albert James Freed in der Nähe von Johnston, Pennsylvania, geboren. In seinem Leben hatte er drei Frauen und vier Kinder, wobei die letzte Ehe kinderlos blieb.
Als er zwölf war, zog seine Familie mit ihm nach Salem, Ohio. Er lernte Posaune zu spielen und gründete in seiner Highschool eine Band namens Sultans of Swing. Er orientierte sich an Bandleadern wie Benny Goodman oder Artie Shaw, doch nachdem er große Entfernungen zurückgelegt hatte, um seine Idole zu sehen, wurde ihm bewusst, dass er weder als Musiker noch als Bandleader eine Chance haben würde.
Erschwerend kam hier noch eine langwierige Ohrenentzündung hinzu. Da er nun seinen Traum begraben hatte, versuchte er nun, ein neues Ziel in Angriff zu nehmen: Das Studium des Maschinenbaus an der Ohio State University! Aber das Schicksal hatte anderes mit ihm vor. Alan Freed hatte gerade mal ein Jahr lang studiert, da erlebte er einen Radiosender auf dem Campus der Universität in Aktion. Augenblicklich hatte er sich in dieses Medium verliebt.
Weil er aber auch patriotisch veranlagt war, trat Alan Freed 1941 unter dem Eindruck des japanischen Angriffs auf Pearl Harbour in die Army ein und wurde dort der Ski Patrol zugeteilt. Diese spezielle US Gebirgsjägereinheit kam erst 1945 in Italien zu einem Kampfeinsatz, aber da war Alan Freed schon längst wieder Zivilist.
Ihm hatte mal wieder eine schwere Ohrenentzündung geplagt. Nach seiner Entlassung schrieb er sich erneut an der Ohio State University ein und erwarb sogar noch den Master-Abschluss der Ingenieurwissenschaften.
Er kehrte nach Salem zurück und arbeitete dort für Militärbetriebe als Regierungsinspektor, bis er seine erste Frau Betty Lou Bean kennen und lieben lernte; sie heirateten noch 1942. Doch statt als Maschinenbauingenieur Karriere zu machen, begann er noch im selben Jahr bei dem kleinen Radiosender WKST in New Castle, Pennsylvania.
Dort spielte er klassische Musik für ein wöchentliches Salär von 45 Dollar. Anschließend versuchte er sein Glück als Sportmoderator bei WKBN und danach 1945 bei WAKR - beide Sender befanden sich in Akron, Ohio, wo er am Ende heiße Jazz- und Popaufnahmen bei WAKR auf den Teller zu legen pflegte.
Hier entwickelte er sich zu einer lokalen Größe, doch nach einem Streit über das Gehalt mit dem Eigentümer des Senders zog er weiter nach Cleveland, um beim neuen Medium Fernsehen einen Job zu ergattern.
Dieser Umzug wurde nötig, weil Alan Freed immer noch bei WAKR unter Vertrag stand und er aufgrund eines Gesetzes bei keinem anderen Sender in der Stadt anfangen durfte. Nach jenem Gesetz war es ihm verboten, innerhalb eines Jahres nach dem Weggang von WAKR im Umkreis von 75 km um Akron auf Sendung zu gehen.
Jedoch klappte es mit der Karriere beim Fernsehen zunächst nicht wie gewünscht, weil er lediglich einen Mittagsfilm zu moderieren hatte. Aber der Plattenladenbesitzer Leo Mintz, ein persönlicher Freund von Alan Freed, griff ihm unter die Arme und brachte ihn 1951 beim Radiosender WJW unter, wo er eine klassikorientierte Radioshow moderierte und in deren TV Ableger den Ansager für den Spätabendfilm gab.
Und dort passierte dieser gewisse Moment. Ein kranker Kollege bat Freed, seine Radiosendung aushilfsweise zu übernehmen. Die starre Playlist des Senders ignorierte Freed hierbei komplett und legte stattdessen Rhythm & Blues Scheiben von King, Modern, Chess und Atlantic Records auf.
DJ in Cleveland
Die Reaktion des Senders folgte prompt: Gleich am nächsten Tag wurde Alan Freed wegen seiner Eigenmächtigkeit gefeuert. Doch die Hörer der Sendung müssen wohl stark begeisdtert gewesen sein, denn sie hatten den Sender daraufhin mit Post förmlich bombardiert. Da blieb dem Sender nichts anderes übrig, als Alan Freed wieder einzustellen.
Hier sieht man wieder, dass zumindest in der damaligen Zeit der Geschäftssinn der leitenden Manager stärker ausgeprägt war als ihr Festhalten an konservativen Werten. Ich bezweifle, dass die heutigen Verantwortlichen in einem Sendebetrieb noch so flexibel sind.
Der Plattenladen von Minz lag in der Nähe des Schwarzenghettos von Cleveland. Dort verkaufte er jede Menge Rhythm & Blues Scheiben. Und Mintz beließ es nicht dabei. Bereits nach kurzer Zeit finanzierte sein Plattenladen "Record Rendezvous" ein Programm mit Rhythm & Blues Musik. Der Moderator war Alan Freed, die Sendung hieß "Moondog Rock and Roll Party". Fortan nannte er sich selbst Moondog; der allererste Song vom 11. Juli 1951 war „Blues for a Moondog“ von Todd Rhodes.
Die Show startet mit einem bellenden Hund. Mit einem Chugga-Chugga-Rhythmus setzt die Musik ein. Wieder bellt der Hund, worauf ein Metronom anfängt zu ticken. Während die Lautstärke langsam zunimmt, fragt Alan Freed lässig: "All ready to rock? Atta Boy. We're gonna have a ball. Saturday Night again..."
Jetzt steigert Freed sein Tempo, immer noch vom Rhythmus und dem bellenden Hund begleitet. "Hello, everybody. How y'all? This is Alan Freed, the old King of the Moondoggers, welcome to all our thousands of Friends in northern Ohio, Ontario, Canada, western New York, western Pennsylvania, West Virginia. Along about eleven-thirty, we'll be joining the Moondog network...Pop the Cap, have a good ball. Enjoy Erin brew, ten-oh-two, and the Moondog-Show."

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