Dienstag, 16. Juni 2020

Udorallala: Top Songs 11/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!
 

Joy Division - Love Will tear us apart
Mehr noch als die Banshees muss Joy Division als die Ur-Band des Gothic Rocks gelten. Auch diese Band wurde 1976 nach dem Besuch eines Konzerts der Sex Pistols gegründet, allerdings in Manchester. Im Jahr 1978 benannte sich die Band von „Warsaw" in „Joy Division" um.
Ihre erste LP „Unknown Pleasures" konnten sie erst im Juni 1979 auf Factory Records veröffentlichen. Das nicht auf einer regulären LP veröffentliche „Love will tear us apart" erschien ein Jahr später im April und stieg am 20. Juli 1980 bis auf Platz 13 der britischen Charts. Knapp zwei Monate vorher, am 17. Mai, hatte sich der charismatische Sänger Ian Curtis erhängt.



„Use it up and wear it out" von Odyssey war da auf Platz 1 - ein Song, den heut kaum einer mehr kennt. „Xanadu" mit Olivia Newton-John, „Babooshka" mit Kate Bush oder auch die Stones mit „Emotional Rescue" waren ebenfalls in den Top 10. „Love will tear us apart" stieg lediglich auf 13. Dieser Übersong war den Leuten seinerzeit wohl zu düster.
„When routine bites hard
And ambitions are low
And resentment rides high
But emotions won't grow
And we're changing our ways
Taking different roads
Love, love will tear us apart again
Love, love will tear us apart again"
Schon das lange Intro, welches von der prätentiösen Melodie des Synthezisers und dem blubbernden Baß getragen wird, weckt in dem Zuhörer eine gewisse Melancholie. Die Gitarre hackt sich nur kurz in den Vordergrund, ehe Ian Curtis mit gebrochener Stimme seinen Text ins Mikro haucht.
Ian fragt sich, wo die Liebe zwischen ihm und seiner Frau geblieben ist. Die Liebe zerreißt - diese traurige Botschaft wird durch den Gesang und die instrumentale Begleitung perfekt in Szene gesetzt. Das ist kein Song zum Tanzen; immer wenn Du traurig bist, solltest Du ihn hören. Oder einen anderen Song dieser Band, die ihrer Zeit weit voraus war.
Im Jahr 1983 erreichte der Schmierlappen Paul Young mit einem sehr schlechten Cover, weil poppigen und fröhlichen Version dieses Klassikers, Platz 40 in Deutschland. Das Original blieb hierzulande einer breiteren Öffentlichkeit unbekannt, was nach wie vor eine Schande ist.
Trotz (nur) zweier herausragender Longplayer blieb der Band der verdiente Erfolg versagt. Die Maxiversionen von „Love will tear us apart", „Atmospheres" und „Transmission" liefen in den Independent Discos der 80er Jahre häufiger, weil die Band sich eines großen Kultstatus erfreuen durfte.
Schon damals empfand ich es als bitter, dass die Band nach dem Tod von Ian Curtis mit „Blue Monday" einen Megahit landen konnte. Der Sound war fröhlicher geworden, gerade auch der Gesang. Verkauft sich halt besser.
Aber die Songs beider Platten von Joy Division - insbesondere „Colony" - hatten es mir angetan. Die posthum veröffentlichte Doppel LP „Still" brachte ältere Aufnahmen von Joy Division, stellenweise noch als Warsaw eingespielt, einer breiten Öffentlichkeit nahe. Diese Songs kannte ich bereits dank John Peel, aber neu abgemischt kann man hier durchaus von der dritten LP sprechen. Die zweite Platte von „Still" bestand aus Live-Aufnahmen bekannter Songs.
Den wohl sehr guten Film „Control" aus dem Jahr 2007 habe ich mir nach Erscheinen auf DVD zugelegt. Allein... ich habe mich noch nicht getraut, den Film anzuschauen. Die ganze Geschichte von und um Joy Division hat mich zwar stets fasziniert und die Songs würde ich auf die Insel mitnehmen, aber vor der großen Traurigkeit des Films habe ich immer noch gewaltigen Respekt.

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