Freitag, 5. Juni 2020

Contramann: kurz gesehen im Juni


https://www.giessener-anzeiger.de/freizeit/kunst-und-kultur/kulturnachrichten/unterwegs-im-fuhrerlosen-zug-des-fortschritts_21505378#
Die Autorin dieser Kolumne wurde im Woodstock-Zeitalter geboren und verbrachte ihre Jugend in Hippie Kommunen auf Kreta. Spiegel Redakteurin seit 1991 und bekennende Radfahrerin - das entspricht dem Klischee.
In diesem Beitrag zeigt sich Frau Pohl enttäuscht über die Wut und Rücksichtslosigkeit von LKW Fahrern gegenüber Radfahrern und ist sprachlos. Aber auch der Ton der Fußgänger und Radfahrer untereinander ist von hoher Aggressivität geprägt. Christina Pohl wird älter und fühlt sich zunehmend machtlos.
„Klaus nun wehr Dich doch...", den alten Song von Marius rufe ich ihr als Antwort entgegen. Es sind diese Althippies, die irgendwann grün gewählt hatten und ihr bisheriges Leben in Ruhe als geisteswissenschaftlich Verbildete in einem soften und stressarmen Job verbringen konnten, die nicht merken, dass die Luft kälter geworden ist in Deutschland.
Aber wenn die Autorin keine anderen Probleme als den barschen Umgangston ihrer Mitmenschen hat, dann soll sie doch froh sein. Immerhin kann sie sich jetzt im Supermarkt vor der Kasse an dem Typen hinter ihr (also ich) abarbeiten, weil dieser die Corona Abstandsregel ihr gegenüber mit seinem Einkaufswagen vermeintlich nicht eingehalten hat. Der Wagen alleine ist schon einsfuffzig lang.... Kann sie hier nicht auch mal sprachlos sein?

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Corona-Warn-App-SAP-und-Telekom-sollen-es-richten-4712070.html
Die Bundesregierung setzt ja schon seit Anfang April auf eine „Corona-App“, um eine Ausbreitung des Virus kontrollieren zu können. Aufgrund von Bedenken wegen des Datenschutzes (Ha ha!) entschied man sich für eine dezentrale Speicherlösung (also auf den Handys) statt eines zentralen Servers.
Knapp einen Monat später sollen Telekom und SAP es richten. So ein Blödsinn, das auf zwei Firmen zu verteilen. Erst einen ganzen Monat nutzlos verstreichen lassen und dann diese Lachnummer. Denn als Abonnement der Magenta Drittliga Übertragung und dank leidvoller Erfahrungen mit einer anfangs schlecht funktionierenden App bin ich da aus Erfahrung skeptisch.
Ich befürchte, dass sich die Entwicklung dieser App nahtlos in die „Erfolgsstory“ von Stuttgart 21 und dem BER einreiht.

https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-immunitaetsausweis-regierung-1.4892945
Jetzt geht's erst richtig los! Von der Bundesregierung wird die Einführung eines Corona Immunitätsausweises geplant. Das hätte zur Folge, dass Corona-Genesene Sonderrechte erhalten könnten. Als da wären z. B. bevorzugter Einlass in Restaurants oder Theater.
In letzter Konsequenz bedeutet dass eine Bestrafung derjenigen Mitbürger, die bislang das Pech gehabt hatten, sich gar nicht erst infiziert zu haben. Was hat den Spahn da bloß geritten? Wie kann man innerhalb so kurzer Zeit den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung so rigoros in die Tonne kloppen?

https://www.heise.de/tp/features/Corona-Massnahmen-Fehlende-inhaltliche-Auseinandersetzung-4718119.html
Manch einer mag diesen Artikel auf Telepolis als Verschwörungstheorie brandmarken. Jedoch konnte wohl inzwischen jeder feststellen, dass die verhängten Beschränkungen immer noch andauern. Der angestrebte Ansteckungsfaktor < 1, nach dem die „heiße Phase“ der Ausbreitung überwunden sein sollte und demnach die Beschränkungen gelockert werden sollten, ist nun seit einem Monat erreicht.
Und immer noch laufen wir mit Masken durch die Gegend, achten auf den korrekten Abstand und dürfen uns nicht mit mehr als 2 Hausgemeinschaften treffen. Ein Ende der unmittelbaren Beschränkungen ist diesen Monat nicht in Sicht. Einzelhandel und Gastronomie laufen wieder, aber dank der Beschränkungen eher schlecht.
Die Versammlungsfreiheit bleibt eingeschränkt und die Corona App, die wahrscheinlich kein Schwein braucht oder installiert, wird diesen Monat auch erwartet. Unsere Entscheider in Berlin und den Landeshauptstädten müssen aufpassen, dass die Situation nicht außer Kontrolle gerät.
Wie gesagt: Von Tag zu Tag mehr... wird dieser Artikel lesenswerter.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fleischindustrie-nach-corona-faellen-in-schlachthoefen-kabinett-beschliesst-verbot-von-werkvertraegen-a-4665fd49-1f1f-4e58-a239-89ff625d02d6
Das war jetzt aber mehr als überfällig. Nachdem sich beim Fleischverarbeiter Westfleisch in NRW Hunderte osteuropäischen Arbeiter, die über Subunternehmer und Werkverträge dort beschäftigt sind, den Corona Virus eingefangen hatten, will die Bundesregierung ab Januar 2021 endlich ein Verbot von Werkverträgen für die Fleischindustrie auf den Weg bringen.
Warum aber nur für die Fleischindustrie? Glaubt hier irgendjemand, dass z. B. die Erntehelfer in der Landwirtschaft bessere Arbeitsbedingungen und vor allem Unterbringung genießen? Das menschenunwürdige Zusammenpferchen der Arbeiter auf engstem Raum, dessen „Miete“ ihnen noch auf den Mindestlohn angerechnet wurde, ist wesentlich für diesen Corona-Herd verantwortlich. Angeblich wäre dies in der Baubranche anders, hatte ich auch schon gelesen. Wer`s glaubt...
Was mich insbesondere geärgert hat, ist die jahrelange Blindheit der Politik hinsichtlich dieser Missstände. Schließlich sind die menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Werkarbeiter schon seit Jahren, ja Jahrzehnten, bekannt, ohne dass jemals etwas geschehen wäre. Nun erst, als die Leute Angst bekommen könnten, sich über das häufig auch hygienisch bedenkliche Produkt Fleisch („Ach, das wusste ich ja gar nicht...“ Scheiße was!) zu infizieren, wird in aller Hektik ein entsprechendes Gesetz gezimmert.
...Und wenn das Thema aus den Leitartikeln verschwunden ist, wird es wie üblich wachsweich entschärft, um die arme Fleischindustrie nicht zu gefährden. Tönnjes und Co. warnen ja jetzt schon vor dem Ende von Werkverträgen.

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