Dienstag, 30. Juni 2020

Hartmudo: Nur keine Panik 1/2


Spätestens Anfang Juni fiel mir morgens um halb Sechs die Durchsage auf dem Bahnsteig übel auf:
„Schützen Sie sich und andere.
Halten Sie den Sicherheìtsabstand ein.
Tragen Sie die Mund- und Nasenabdeckung im gesamten Bahnhofsbereich.
Kaufen Sie Ubik!
Bitte bleiben Sie gesund.“
Natürlich sagt der Sprecher nicht „kaufen Sie Ubik“, aber dieser kleine Einschub erscheint mir aus dramaturgischen Gründen passend. Und die kurzen Sätze, ja dieser Befehlston in jedem Satz… Das erinnert doch stark an das Meisterwerk von Philip K. Dick. Denn in seinem Roman hatte Dick jedem Kapitel eine kurze Werbebotschaft für das imaginäre Produkt Ubik vorangestellt, welches alles und nichts sein konnte. Denn vor allem war Ubik jedesmal ein anderes Produkt. Mit der Handlung selbst hatte das zwar nichts zu tun, unterstützt aber die allgemeine Kritik an der Werbebranche, um die es in jenem Roman unterschwellig geht.
Ein anderer, ebenfalls passender Vergleich wäre George Orwells 1984. Mir geht es um diese gebetsmühlenhaft vorgetragene Botschaft, die dank der kurzen Sätze und des Befehlstons eine objektive Wahrheit und Wichtigkeit suggeriert, die ich nicht bereit bin zu teilen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich nehme die Gefahr einer Infektion mit Covid-19 schon ernst und sehe auch die Notwendigkeit des Schutzes gefährdeter Menschen ein. Schließlich gehöre ich selbst zur Risikogruppe.
Doch da die Pandemie spätestens vor 3 Monaten über uns hereingebrochen ist, ohne dass ich in Deutschland Schlangen mit Särgen vor Krematorien (New York) oder Leichenberge in den Straßen (Bolivien) gesehen habe, wächst meine Skepsis, was die verordneten Einschränkungen und Verbote angeht. Ich selbst kenne noch nicht einmal eine Person, die auch nur infiziert war.
Vom Hörensagen her haben Freunde und Kollegen vereinzelt schon Infizierte in ihrem Umfeld gehabt, aber unter dem Beatmungsgerät oder gar gestorben war keiner. Bei den bislang im Zusammenhang mit Covid-19 genannten Todeszahlen in Deutschland fällt mir auf, dass die jährlichen Todeszahlen durch Influenza oder Krankenhauskeime (da kenne ich einen – meinen alten Saufkumpel Alf) höher sind. All das stimmt mich schon nachdenklich.
Maskenpflicht für Kunden in Geschäften und Behörden, Abstandsgebot und Verbot von Großveranstaltungen sehe ich nach wie vor ein und mache da auch mit. Wobei ich dies vorwiegend aus Respekt besorgten Mitbürgern gegenüber tue. Aber die Maske aufsetzen, wenn ich im Restaurant aufs Klo muss? Oder mein Lieblingsbeispiel: Maskenpflicht im Vorortzug – aber wer desinfiziert die Waggons und vor allem die Sitze nach jeder halbstündigen Fahrt? Richtig! Keiner!
Es sind diese Widersprüchlichkeiten bei den einzelnen Verboten, die mir zeigen, dass irgendwelche Verantwortlichen bei den Schutzmaßnahmen zu blindem Aktionismus neigen, um sagen zu können, dass sie sich gekümmert hätten. Sinnhaftigkeit kann da wohl nicht Thema gewesen sein. So ist auch der in meinem Büro aufgestellte Spuckschutz mit einer Breite von 80 Zentimetern ein Witz. Ich erinnere hier gern an meinen Beitrag zum Face Shield. Wenn das angeblich Aerosole nicht aufhält, warum soll der Spuckschutz das garantieren?
Weiter geht’s. Seit 16. Juni kann man sich die Corona App installieren. Bei der Ankündigung Anfang April wurde vom Gesundheitsminister und anderen Verantwortlichen noch eine Teilnehmerquote von 60% der Einwohner als notwendig für die Zweckmäßigkeit der App angesehen. Trotz angeblicher Sicherstellung des Datenschutzes durch dezentrale Speicherung in den Smartphones statt auf einem zentralen Server rechnet man wohl nicht mehr mit einer großen Beteiligung. Dieselben Leute, die vor 1 Monat noch die 60% als Minimum angaben, sind jetzt schon glücklich, wenn sie schnell über eine Million Teilnehmer zusammen bekommen. Über die 60% spricht schon keiner mehr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen