Mittwoch, 8. Januar 2020

H. Lecter: Alf


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So ein Ding wie in jener Nacht mit seinem nackten Arsch hatte Alf zum Glück nur noch einmal mit mir abgezogen, muss ich hier ehrlicherweise erwähnen. Erzählen werde ich die zweite Granate aber etwas später. Und zumindest in den ersten Jahren war er größtenteils immer fit, wenn wir zusammen unterwegs waren.
Es gibt da noch etwas mehr zu erzählen über Mallorca. So war das eine Mal ein weiterer Kollege mit von der Partie – Mr. Rhönrad. Wie der Name schon vermuten lässt, übte er diese lange vergessene Sportart in seiner Freizeit aus. Ähnlich wie Klaus-Ewald war er ein ruhiger Vertreter der Menschheit, der nicht zu Exzessen neigte. Und so wie Klaus-Ewald konnte er irgendwann mit unseren Eskapaden nichts mehr anfangen und blieb gemeinsamen Aktivitäten mehr und mehr fern.
Allerdings war auch meine Lust auf Mallorca irgendwann erschöpft. Ich drängte irgendwann darauf, dass wir nur drei bis vier Tage nach Mallorca fahren. Dies war Ende der 90er bzw. zum Jahrtausendwechsel eher schwer zu buchen. Ich denke aber, dass wir als Kompromiss fünf Tage hinbekommen hatten.
Nun war Mr. Rhönrad noch nicht mit uns auf Malle gewesen und auch Moritz bestand auf einer kompletten Woche. Aber egal, wir fuhren dort hin. Zum wievielten Mal insgesamt weiß ich schon gar nicht mehr, aber ins Hofbrauhaus Latino sind wir beim letzten Mal schon gar nicht mehr gegangen.
Denn irgendwann werden Wiederholungen langweilig – egal ob Bucho Verde, Marlies und Klaus oder das Oberbayern. Es ist ja quasi unmöglich, unseren grandiosen ersten Abend im Hofbrauhaus Latino zu toppen. Im Balneario 6 war auch immer weniger los, da waren wir dann nicht mehr so euphorisch. Selbst Alf war da außer Form.
Fast schon lustlos kippten wir unsere Drinks hinein. Alf schlief dann vielleicht gerade mal friedlich auf dem Stuhl ein, so dass wir ihn wecken mussten. Es fehlte halt der letzte Kick, den auch Mr. Rhönrad nicht herbeizaubern konnte. Einzig und allein unser Besuch im Bierkönig in der Schinkenstraße, der damals noch relativ neu war, überzeugte uns mit lauter Musik und gröhlenden Menschen. Hier war er zu bewundern, der hässliche Deutsche.
Alf war bei der brüllend lärmenden Schlagermusik ganz in seinem Element und bereits wieder dabei, andere zum Tanzen zu animieren.
Hier drückten wir das Gaspedal nochmal so richtig durch. Nur an diesem Abend war der Begriff „Druckbetankung“ angemessen gewesen. Selbst Mr. Rhönrad hatte dort anscheinend eine Wolldecke im Mund und auch Klaus-Ewald lachte schallend mit, obwohl er ja dank der Diabetes höchstens mal ein Bier trank.
Die hatten da sogar einen Grill, wo es Schnitzel und Bratwürste gab. Voller Heißhunger gönnten Klaus-Ewald und ich uns eine Kleinigkeit. Das vor Fett triefende Schnitzel half den Magenwänden, den Wodka Lemon schmerzfrei zu überstehen. Ansonsten war die Party auch in diesem kleinen Durchgang, der als Schinkenstraße bekannt ist, in vollem Gange. Eine Trennung zwischen Kneipe und Straße gab es nicht.
Torkelnd und uns gegenseitig stützend gingen wir ins Hotel zurück. Es war, wie bereits erwähnt, der einzig schöne Abend in unserem Suffurlaub. Doch dieser Urlaub war für mich persönlich aus einem anderen Grund sehr schön: Zwei komplette Tage trennte ich mich von meiner Gang und besuchte Pan mit seiner Frau und den beiden Kindern.
Pan arbeitete seinerzeit als Koch bei einem schwedischen Gastronom in El Arenal. Sie hatten am Beginn der Balnearios eine schöne Finca gemietet und so besuchte ich die Familie dort. Schön hatten sie es dort, der Junge konnte gerade mal laufen und seine Schwester befand sich soeben im Krabbelalter.
Während Pan zur Arbeit musste, war ich mit seiner Frau und der Karre mit der Kleinen am Strand unterwegs. Es war quasi das erste Mal, dass ich den Strand für länger als 30 Minuten aufgesucht hatte. Unsere englische Konversation verlief flüssig, ich war da ja auch noch nüchtern.
An einem anderen Tag bin ich mit Pan und seinen Arbeitskollegen ins Landesinnere gefahren, wo wir mit einer Dampflok gefahren sind. Hinterher ein Besuch bei IKEA und natürlich noch in einem Supermarkt. Dort durfte man übrigens rauchen. Ich weiß noch, dass ich mit Kippe im Mund an einer ganzen Batterie von Serranos vorbeigegangen bin. Abends soff ich mich dann mit Pan zu und schlich hinterher ins Hotel zurück.
Ganz kurz möchte ich zum Abschluss von Mallorca noch unsere Werbefahrt erwähnen, an der ich mit Alf, Max, Moritz, Klaus-Ewald und Buck teilgenommen hatte. Die hatten da doch tatsächlich Rheumadecken verkauft! Die Reiseleiterin, welche die Rentner in eine große Halle mitten in der Pampa scheuchte, nickte verständnisvoll, als wir ihr erklärten, dass wir nicht da drin sitzen bleiben würden. Schließlich würden wir ja keine Decken kaufen.
Malle wird für mich ewig mit den erwähnten Szenen wie dem Hofbrauhaus Latino oder El Bucho Verde verbunden sein. Normalerweise nicht meine Szene, aber ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man dies einfach mal selbst mitgemacht haben sollte.

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