Sonntag, 26. November 2017

Udorallala: Rock `n` Roll Altersheim

Irgendwann Mitte November fragte mich Pocke, ob ich mit zu CC Top am 18.11. in die Kubahalle nach Wolfenbüttel kommen würde. Gern auch noch einen Tag früher mit in die Hilde bei mir um die Ecke, um Dr. Rock und Touch zu bewundern. Leider konnte ich da nicht, weil ich zum Doko bei Biggi und Britt weilte. Insbesondere Touch, die alten Braunschweiger Hardrockheroen, hätten mich interessiert, da ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Und Dr. Rock ist auch immer wieder sehbar – Peter ist länger mit Glam unterwegs als Sweety Glitter.
Aber gut, es war mal wieder Zeit für etwas Livemusik. Und eh ich meinen Arsch hierzu gar nicht mehr hoch kriege… Meine Güte, in den 80ern hatte ich zwei- bis dreimal in der Woche ein Konzert gesehen. Erst ab den 90ern ließ mein Interesse spürbar nach; heutzutage reden wir da eher über zwei- bis dreimal im Jahr!
Stop! Aufhören zu jammern über „früher…“, schon Tage vorher freute ich mich auf das Konzert, das ist ja auch schon mal ein gutes Zeichen. In der Kubahalle war ich lange Jahre nicht mehr gewesen. Zuletzt war ich dort in einer Rocknacht-Party anwesend, die von Uli veranstaltet wurde und mit einer Liveschaltung nach Essen zur WDR Rocknacht mit Peter Rüchel glänzte. Die Schaltung hatte ich seinerzeit zwar nicht mehr erlebt, weil ich schon zu breit war und nach Hause musste, aber die Location war gut und die Booze Band gewohnt stilsicher gewesen.
Von daher… Eine ZZ Top Nachspielcombo passt da gut ins Bild und so bereitete ich mich zuhause dementsprechend vor. Pocke wollte mich um 19.00 Uhr abholen, also begann ich zwei Stunden vorher mit der Vorbereitung. Aus den Lautsprechern plärrten La Grange & Co und die kleinen grünen Flaschen wanderten erst aus dem Kühlschrank auf meinem Schreibtisch, wo sie dann zur Entleerung geöffnet wurden. 4 Pülleken hatte ich geschafft, dann waren wir auf dem Weg. Patti, der Lange und Tesla stiegen als nächste auch noch zu, dann ging die Reise ab nach Wolfenbüttel.
Dort angekommen, waren wir schon überrascht. Die Straße vor der Kubahalle war menschenleer. Auch vor dem Eingang gab es kein Gedränge; Lediglich 2 müde Gestalten lungerten rauchenderweise davor herum. Als wir dann innen die Treppe hinauf zum eigentlich Entree hinaufstiegen, fiel uns sofort die friedhofsmäßige Stille auf. Was war hier los? Ist das Konzert etwa ausgefallen?
Mitnichten. Oben an der Kasse wurden uns 15 Euro pro Nase abgenommen und dann juchhu! Wir bogen um 2 Ecken und standen in einem gut gefüllten Saal, in dem noch nicht einmal getuschelt wurde. Andächtig saßen (!) die Zuschauer in der bestuhlten Halle an ihren Tischchen und warteten auf den Beginn des Konzerts. Wir dachten schlichtweg, wir wären im falschen Film.
Sollten wir uns so getäuscht haben beim Termin? Publikum wie Saal riefen eher nach Roger Whittaker als nach den Ikonen des Südstaaten Rocks. Doch wir täuschten uns nicht, der Bühnenaufbau verhieß tatsächlich die von uns erhoffte Nachspielcombo. Und dennoch… So alt sind ZZ Top und damit wir noch nicht, als das wir auf ein Kurkonzert gehören würden. Oder etwa doch? Wir zeigten uns konsterniert, aber dennoch kampfbereit. Deshalb führte mich mein erster Weg direkt zur Theke, um eine Rutsche große Biere zu ordern. Wenigstens hier zeigte sich die Kubahalle auf der Höhe des Geschehens, obwohl ich diese Schnellzapfer nicht so mag.

Irgendwann fing die Band auch an zu spielen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich zu Patti an den linken Rand vor der Bühne gesetzt, während die Jungs standhaft bei der Theke stehen blieben. Nach geraumer Zeit gesellten sich Patti und meine Wenigkeit dazu, ist ja auch albern, bei dem Sound still zu sitzen und artig nach jedem Stück zu klatschen. Doch, genau so war die Reaktion des Publikums. Zumindest am Anfang.
Denn die Band namens CC Top war zwar nicht überragend und konnte sogar einige üble Schnitzer vorweisen, aber die beiden Frontleute hatten sich auch schöne Bärte in die Visagen geklebt. Mit gedämpfter Leidenschaft und unaufgeregt spielten sie die Stücke herunter; genau wie die Originale, die ich vor 20 Jahren in der Hanomaghalle in Hannover bewundern durfte. Natürlich nicht so druckvoll, aber es reichte immerhin, um den Einen oder die Andere gegen Ende des zweiten Sets zum Tanzen zu bewegen. Da stand dann auch der halbe Saal endlich vor der Bühne, wie es sich gehört.
Am Ende war ich sogar schon vor Mitternacht zu Hause, hatte einen schönen Abend mit meinen Freunden (Oh je, ich alter Sack. Netter Gig mit meinen Kumpels sollte es heißen) gehabt. Nach wie vor finde ich die bestuhlte Halle befremdlich, komme aber nicht umhin zu konstatieren, dass wir und die dort anwesenden Zuschauer der Rente und dem Altersheim näher sind als dem nächsten beruflichen Karrieresprung. So hoffe ich auf die Wirkung eines heilsamen Schocks, um die nächsten Konzerte entsprechend, also mit Anstand und Würde, angehen zu können.
Nächstes Mal fange ich schon 4 Stunden vorher an zu saufen!

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