Sonntag, 5. November 2017

Hartmudo: Jersey 2/x

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Die Rezeption der Appartements befand sich im ersten Stock ( Erdgeschoss war leer) und ist 24 Stunden lang besetzt. Die Concierge präsentierte sich ausnehmend freundlich und zeigte uns das Appartement nach dem Check in persönlich. Nr. 217, im gewohnt langen englischen Hotelflur fast ganz am Ende. Aber das Appartement selbst war der Hammer: Badezimmer topp, selbst Handtücher liegen bereit. Das Wohnzimmer mit der niedlichen Essecke hatte eine angenehme Größe, die offene Küche daneben zeigte sich komplett ausgestattet, selbst eine Waschmaschine fehlte da nicht. Das King Size Bett im Schlafzimmer hatte zwar nur eine Decke, dafür aber eine hochwertige Matratze.
Um es klar zu sagen: Bei Ferienwohnungen im Ausland habe ich bislang schon viel Schrott erlebt. Zuletzt die Wohnung in Rejkjavik war zwar ausreichend gewesen und hätte meiner Löwin und mir in St. Helier auch gereicht, aber gegen dieses Appartement war das ne richtige Pimmelbude gewesen. AirnB halt. Die dazugehörige Terrasse bot uns leider nur einen eingeschränkten Blick auf den Hafen. Das eine oder andere Gebäude versperrt eben doch die Sicht.
Wir waren von unserem Appartement sofort bezuckert und tranken erst einmal einen von den bereit stehenden Teebeuteln. Tetley heißt die uns nicht bekannte Marke, deren Qualität uns aber sofort umhaute. Und da sich das Wetter in dem Moment sonnig und warm präsentierte, blieb uns gar nichts anderes übrig, als den Tee auf dem Balkon einzunehmen. Herrlich, diese Ruhe. All die Anstrengung der Anreise war vergessen; andächtig saßen wir auf den Holzstühlen und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. In diesem Moment hatten wir uns das Urlaubsfeeling eingefangen. Doch nach diesem sehr leckeren Schwarztee hielten wir uns aber nicht mehr weiter mit dem Eingewöhnen auf. Die nähere Umgebung wollte noch erkundet werden. Zudem brauchten wir Lebensmittel zum Frühstück als auch zur Abendgestaltung, da wir diese wie gewohnt angehen wollten. Das heißt Kartenspielen und anschließend TV zum Einschlafen. Die Action ist am Tage, da bist Du abends müde. Saufen im Pub bis der Arzt kommt ist auch nur mit den Kumpels schön. Mit meiner Löwin ist zumindest in dieser Hinsicht nichts zu machen, da streikt sie. Trinkt ja auch nichts.
Als erstes fiel uns draußen die Architektur ins Auge. In St. Helier stehen ältere und neue Gebäude bunt durcheinander, jedoch gut aufeinander abgestimmt. So wirkt die Szenerie in der größten Stadt der Kanalinseln in sich stimmig. Bei den neueren Gebäuden handelte es sich doch tatsächlich um Bankgebäude. Bekanntlich sind Jersey und Guernsey die Schwarzgeld Paradiese der Briten; und nicht nur der Briten, denn hier schätzt man das Bankgeheimnis noch mehr als selbst in der Schweiz.
Grundausstattung

Ich hatte mich vorher über Google Maps nach den Standorten der nächsten Supermärkte informiert. Das hätte ich mir sparen können, denn bei der Suche durch die engen Gassen von St. Helier stießen wir schon nach kurzer Zeit auf einen Laden namens Foodhall. Eine Kette, die alles im Regal hatte, was wir im Urlaub brauchten. Als da wäre Brot in der Konsistenz von Toastbrot, denn anderes Brot haben die dort gar nicht im Angebot. Der abgepackte Putenaufschnitt sah auch gut aus, dazu englischer Scheibenkäse; Leicester statt Chester.
Selbstredend nahmen wir eine Packung Tetley gleich mit. Der Tee kann mit Twinings absolut mithalten. Dazu brauchte meine Löwin noch eine frische Milch; die im Kühlschrank hatte es wohl doch schon hinter sich. Bekanntlich konsumiert meine Löwin ihren Tee grundsätzlich englisch; ergo mit Milch. Und mein Lieblingsgetränk wird vorzugsweise im Kühlschrank gelagert und schäumt sehr schön, wenn man es in ein Glas schüttet. Oder besser gleich direkt aus der Dose. Ich entschied mich für ein schönes Viererpack von Halbliterdosen Fosters. Das war doch tatsächlich das einzige Lager auf Lager. OK, die hatten noch Cobra. Aber indisches Bier…
Für das Abendessen in unserem Appartement entschieden wir uns für abgepackten Salat. Ich nehme es mal wieder vorweg: Einfach nur noch geil, diese Salate. Meiner war z.B. mit Äpfeln und Walnüssen. Warum gibt es solch leckeren Salat nicht bei uns im Regal? Zwiebeln und Tomaten durften auch nicht fehlen, dann latschten wir in unser Appartement zurück.
Jetzt erst einmal Abendessen, wir hatten schon ein bisserl Schmacht. Der Salat war, wie schon erwähnt, sehr lecker. Auch meine Löwin war sehr angetan von ihrem Salat. Nach dem Tee war mein Fosters endlich kalt und rann auch gleich gut die Kehle hinunter. Lediglich 3,8% Alkoholgehalt hatte dieses Fosters für den englischen Markt. Oder doch keine Spezialabfüllung für die rothäutigen Stiernacken? Denn das Maß der Dose war kein Pint, sondern 0,5 Liter! Da sie im Foodhall auch Stella Artois verkauft hatten, scheint es naheliegend zu sein, dass auf Jersey der französische Einfluss doch höher ist als es zu erwarten war.
Hinterher beim „Take 5“, im Grunde genommen einer Streitpatience, gewann ich die erste Partie. Es sollte mein einziger Sieg auf dieser Reise bleiben. Meine Löwin ist in diesem Spiel bärenstark und schwer zu besiegen. Dennoch trete ich immer wieder gegen sie an und freue mich bereits, wenn ich sie wenigstens an den Rand einer Niederlage bringen kann.
Gegen 19.00 Uhr legten wir uns dann aber doch ab. Der „Jetlag“ mit der kurzen Nacht zuvor verlangte seinen Tribut. Da im TV – es gab 2 große Flatscreens in der Wohnung – lediglich BBC und ITV zu empfangen waren, wichen wir zum Gucken auf mein vorsorglich mitgebrachtes Tablet aus. Zu meiner großen Enttäuschung jedoch musste ich feststellen, dass Amazon Prime überhaupt nicht anwählbar war. Automatisch wurde Amazon UK angesteuert, wohl weil ich mich über das WLAN der Appartements und damit über einen englischen Server einwählte. Toll! Bei Netflix lief es nur geringfügig besser. Ich kam zu unserer großen Freude in meinen Account, musste jedoch bei „Big Bang Theory“ erleben, dass sich automatisch die englische Tonspur einstellte.
Das war mir dann auch nicht recht und so griff ich den Vorschlag meiner Löwin auf und probierte es mit der ARD Mediathek. Und zu unserer großen Freude flimmerte denn auch gleich der Tatort von vor 2 Tagen über den 10 Zoll Bildschirm. Richy Müller gab alles, um den Mordfall in dieser Story über eine alte RAF Terroristin aufzuklären. Hannes Jaenicke war hier endlich mal wieder in einer ernsten, gar bösen Rolle zu bewundern. Davon wie von den vielen historischen Originalaufnahmen aus der Zeit der Schleyer Entführung bekam meine Löwin schon nichts mehr mit, so dass ich mir das Ende dieses erstaunlich guten Tatorts allein anschauen durfte. Hinterher las ich noch ein paar Zeilen in dem mitgebrachten Buch, dann war es auch für mich an der Zeit, die Matratze zu kraulen.

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