Dienstag, 19. September 2017

Contramann: Autostrada 2

Kommen wir gleich zu meiner nächsten These, die da lautet: Kein privates KFZ mit einem Motor, der größer als 300 ccm ist. Meinetwegen auch 400, aber mir geht es einfach nur darum, den PS Wahnsinn einzudämmen. Wenn so ein Auto lediglich 20 - 30 PS hat und damit maximal 80 bis 100 km/h schnell fahren kann, dann wäre ich schon zufrieden. Oder hieße das gar 200 ccm? Das wäre noch ein Thema für die Techniker.
Mit Schrecken muss ich seit Jahren mitansehen, dass selbst ein popeliger VW Polo mit mindestens 90 PS unterwegs ist. Das so ein „schwacher" Motor überhaupt noch gebaut wird... 120 - 150 Pferdestärken sind bei Neuwagen ja schon Standard. Und hört mir auf mit Kilojoule! Diese Bezeichnung steht im Fahrzeugbrief / -schein, aber wer denkt schon in dieser Maßeinheit?
Als wenn das nicht genug wäre, kommen zu den hohen Preisen für einen Neuwagen noch die Reparaturkosten. Heutzutage muss man ja selbst mit einem Lampenwechsel in die Werkstatt fahren; selbst ein technisch Unbegabter wie ich konnte dies an seinem ersten VW Käfer noch selbst erledigen.
Reparaturen sind eben einfach zu teuer. Wir brauchen Autos, die man auch selbst reparieren kann. Auch wenn dies aus Sicherheitsaspekten weiterhin über Vertragswerkstätten, die für eine Verkehrssicherheit garantieren können, erfolgen sollte, gilt es auch dort, die Kosten für den KFZ Besitzer gering zu halten.
Dies alles ist für den Einzelnen auch stemmbar, wenn das KFZ im Neupreis wesentlich günstiger angeboten wird. Renault kann da mit seiner Marke Dacia als Vorreiter gelten. Allein das Beispiel Dacia zeigt auf, dass in der Preisgestaltung der anderen Fahrzeughersteller noch Luft sein müsste, um den Kauf eines Neuwagens attraktiv zu gestalten.
Dies alles wird im Moment noch durch ein verzwicktes Leasing-System der großen Hersteller übertüncht. Versteckte Kosten beim Beenden des Leasings, und seien es nur Lackschäden, werden auf den Leasingnehmer abgewälzt. Neuwagen zum Kaufen sieht man zumeist in Geschäftsflotten oder eben als Geschäftsfahrzeuge kleinerer Unternehmer, die diese Kosten wiederum über die Steuer absetzen können. So ist sichergestellt, dass die Automobilkonzerne ihre fetten Gewinne notfalls über eingesparte Steuern indirekt auch von Menschen erhalten, die gar kein Auto besitzen.
Es lassen sich sicherlich noch mehr Argumente finden, die gegen die momentan gängige Praxis der Nutzung privater KFZ sprechen. Aber eins dürfte festzustellen sein: Beschränkt man allein nur die Größe des Motors, so dass die Autos mit maximal 80 bis 100 km/h schnell sind, entfällt die Notwendigkeit der übermäßig großen Karosserien. Ob der KFZ Besitzer dann noch Schnickschnack wie heizbare Lenkräder oder Sitze braucht, wenn er begreift, dass ein Auto lediglich ein Transportmittel ist und eben kein zweites Wohnzimmer, wäre meine große Hoffnung. Am Schluss dieser Überlegung stünde dann ein total abgespecktes Produkt, welches nicht teurer als 3000,-€ sein sollte. Da gehen dann auch Reparaturkosten einer Werkstatt in Ordnung.
Ich bleibe bei meiner These: Innerhalb von Städten sollten Fahrrad oder öffentlicher Nahverkehr eine ausreichende Mobilität sicherstellen können. Mittelfristig sollten wir Städter uns schon mal von unserer Bequemlichkeit verabschieden, ehe diese vollends in den Blechlawinen versinken. Hierzu habe ich noch einen schönen Beitrag gefunden:
http://www.neulandrebellen.de/2017/09/frankfurt-den-frankfurtern/
Eine innerstädtische Maut zur Finanzierung eines kostenfreien Pendelverkehrs mit Bussen von großen Parkplätzen am Stadtrand in die Innenstädte wäre da vielleicht ein Ansatz, der die Pendler von außerhalb langfristig in den öffentlichen Nahverkehr treibt. Im Idealfall zahlt dann niemand mehr die Maut, weil alle die Pendelbusse nutzen. Dann würde halt die öffentliche Hand den Pendelverkehr finanzieren müssen. Die Gesundheit der Städter sollte uns das wert sein.
Ehe ich jetzt noch weiter aushole: Natürlich habe auch ich ein Auto und möchte nicht darauf verzichten. Aber ich pendle bereits mit dem Nahverkehr und Fahrrad ins Büro, möchte jedoch auf die Bequemlichkeit eines Autos und die daraus folgende Mobilität nicht verzichten. Das eine Fahrt zu Freunden nach hinter Hildesheim oder Bad Harzburg mit den „Öffis“ beschwerlich ist, weiß ich doch selber. Lediglich innerhalb der Stadt bin ich bereit, des nächtens ein Taxi zu bezahlen.
Doch irgendwo müssen diese Überlegungen zur Eindämmung des Autowahnsinns ja beginnen. Eine Karre mit den Ausmaßen eines Smart, nur mit geringerem Motor und einem entsprechend niedrigen Kaufpreis, würde mir schon reichen. Damit dauert es zwar länger bis hinter Hildesheim, aber das wäre zumutbar.
Das Problem mit gewerblichen KFZ- wie LKW-Verkehr habe ich mal vollkommen außen vor gelassen. Wie gesagt… erst mal anfangen, nicht gleich alle Probleme auf einmal lösen wollen. Die Zukunft stelle ich mir im Übrigen wie bei den Jetsons (geile Serie aus dem Jahre 1962) vor. Da werden die Städte nach oben gebaut, da braucht man eher Fahrstühle statt individuell überdimensionierter Luftverpester. Schade, dass ich diese Zukunft nicht mehr erleben werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen