Montag, 13. Juni 2016

Johnny Burnette Trio 5/5

Im November 1957 kletterte Rick Nelson mit „Waitin` in School“ bis auf Platz 18 der Billboard Hot Hundred. Dieser Erfolg bescherte den Burnettes einen neuen Plattenvertrag mit Imperial Records. 1958 coverte auch Roy Brown mit „Hip Shakin` Baby“ einen Song der Burnettes.
Dorsey Burnette konnte sich Anfang 1960 mit „Tall Oak Tree“, einen Song, den Ricky Nelson zurückgewiesen hatte, und „Hey Little One“ in den Billboard Hot Hundred auf den Plätzen 27 und 48 platzieren. Ironischerweise konnte sich Dorsey vor seinem erfolgreicheren Bruder Johnny in den Charts platzieren. Der hatte seine 3 Top 20 Hits mit „Dreamin`“, „You`re Sixteen“ und „Little Boy Sad“ von Herbst 1960 bis Frühjahr 1961.
Dorsey hatte nach seinen beiden Hits keinen Erfolg mehr als Interpret, aber unverdrossen schrieb er weiter Songs und nahm auch noch Platten auf, u. a. Für das Dot Label Anfang der 60er. Aber was wurde eigentlich aus Paul Burlison, dem phantastischen Gitarristen?
Burlison eröffnete nach dem Split 1957 seinen eigenen Elektroladen in Memphis. Seine Gitarre und den Verstärker verstaute er auf seinem Dachboden. Wahrscheinlich wegen des ausbleibenden Erfolges im Musikbusiness gab er die Musik auf. Mit seinem Gitarrenstil kam er ja auch einige Jahre zu früh; erst die Engländer sollten Mitte der 60er Jahre seinen Sound hoffähig machen.
Als Johnny mit „Dreamin`“ seinen Hit hatte, bot er Burlison eine Stelle in seiner Tourband an, doch Burlison lehnte dies ab. Dies war eben nicht sein Sound, und so dauerte es bis 1963, ehe Paul Johnny Burnette auf einer kurzen Tour im mittleren Süden begleitete. Dies sicherlich auch nur, weil Johnny Stücke aus ihrem alten Repertoire spielen wollte. Mit diesem Material planten sie sogar eine Tour in England – mittlerweile das Mekka für „abgehalfterte“ Rock `n` Roll Größen. Leider erkrankte Burlison und wendete sich endgültig seinem Elektroladen zu.
Am 14. August 1964 verstarb Johnny Burnette völlig unerwartet bei einem Bootsunfall, Auf dem Clear Lake in Kalifornien wurde sein Boot beim Fischen von einem Kajütenkreuzer gerammt. Der Aufprall warf Johnny aus seinem Boot. Die Todesursache lautete auf Ertrinken.
In seinen letzten Jahren hatte Johnny Burnette noch verschiedene Singles auf unterschiedlichen Labels veröffentlicht, aber der große Erfolg als Sänger blieb aus. Kurz vor seinem Tod brachte er noch 2 Singles auf seinem eigenen Label Magic Lamp heraus. In all den Jahren nach dem Split und der Übersiedelung der Familie nach Kalifornien hatten er und sein Bruder Dorsey noch häufiger Singles als „Burnette Brothers“ herausgegeben.
Dorsey war vom Tod seines Bruders erschüttert. Verzweifelt rief er Paul Burlison in Memphis an, der sich sofort den nächsten Flieger nahm und nach Kalifornien eilte. Paul organisierte auch noch die Beerdigung und in den folgenden Tagen verstanden sich Dorsey und Paul so gut wie seit dem Split nicht mehr.
Paul Burlison erklärte über 20 Jahre später in einem Interview, das er und Dorsey seitdem nicht mehr gesprochen hätten. Schließlich verstarb Dorsey Burnette am 19. August 1979 dank einer Herzattacke, fast taggenau 15 Jahre nach seinem Bruder. Dorsey hatte sich in den 70ern als Interpret am Country versucht und hatte auch mehrere Hits in den Country Charts platzieren können. Er wurde neben seinem Bruder beerdigt.
Laut Wikipedia übrigens erneuerten Paul Burlison und Dorsey Burnette nach der Beerdigung von Johnny ihre Freundschaft und hielten Kontakt bis zu dessen Tod 1979. Da diese Quelle aktueller ist als der Artikel von Colin Escott aus Toronto von 1989, auf dem – das sei hier fairerweise erwähnt – der Großteil dieser Biographie basiert, würde ich die Wikipedia Version vorziehen. Ist ja auch schöner.
Paul Burlison verstarb am 27. September 2003 an Dickdarmkrebs. Er stieg erst zu Beginn der 80er Jahre ins Musikbusiness wieder ein und formierte mit Johnny Black und Tony Austin ein Trio. 1986 mischte er bei der legendären Sun Rhythm Section mit und begleitete ab 1990 die Band von Rocky Burnette, dem Sohn von Johnny, der seinerseits erfolgreich dem Rockabilly frönte.
Obwohl das „Johnny Burnette Trio“ keine 2 Jahre existierte und nur zu 3 Aufnahmesessions in 1956/57 kamen, gelten sie heute als Klassiker und Pioniere des Rockabilly. Lang ist die Liste der Gitarristen, die Paul Burlison als prägenden Eindruck nennen. Besonders erwähnt seien hier sämtliche Gitarristen von Cream sowie die Beatles.
Herausragend sind in meinen Augen ihre Versionen von „Honey Hush“ und „Train kept a rollin“. Letzterer Song ist mir auch als Cover der Yardbirds im Film „Blow Up“ in Erinnerung. Jene Aufnahme war, wie die Yardbirds insgesamt, für die Beatphase der 60er Jahre erstaunlich roh; Kein Wunder, dass aus den Resten der Yardbirds später Led Zeppelin entstanden.
Doch wenn man jene Aufnahme mit der Version des Johnny Burnette Trios vergleicht, wird man feststellen, das der Sound zwar nicht so fett ist wie bei den Yardbirds 10 Jahre später, aber für die Zeit der 50er klingt das schon erstaunlich rockig. Vielleicht blieb ihnen ja gerade deshalb der verdiente Erfolg versagt.
Verwundert bin ich heuer allerdings schon darüber, dass man allgemein eher an Eddie Cochran, Buddy Holly oder Chuck Berry denkt, wenn über die Frühphase des Rock im Rock `n` Roll – will sagen Rockabilly - gesprochen wird. Hört Euch ruhig mal den rauen Gesang von Johnny Burnette an. Die Kiekser von Johnny sind exklusiv und gehören heute zum Standard jeder Rockabilly Truppe. Burlison fuhr dazu einen Sound, der in den 50ern einzigartig war. Dazu noch der pumpende Bass von Dorsey...
Bitte laut hören. Geil, oder?

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