Sonntag, 9. November 2014

Contramann: Tag des Mauerfalls

Guten Morgen. Heute ist eigentlich ein besonderer Tag. Es ist der 25. Jahrestag des Falls der Mauer, wie es heuer so schön heißt.
Eigentlich ist das so nicht korrekt, weil die Mauer in Berlin seit August 1961 nur einen kleinen Teil der Grenzbefestigungen der DDR zur alten BRD darstellte. Aber solange sie stand, war sie das Sinnbild für den „antiimperialistischen Schutzwall“, mit dem die DDR auf der gesamten Staatsgrenze zur Bundesrepublik versuchte, die „Republikflucht“ ihrer Bürger hin zum Konsum orientierten Schlaraffenland der BRD einzuschränken.
An der innerdeutschen Grenze, insbesondere im verminten Todesstreifen, wurden im Laufe der Jahre 1961 bis 1989 lt. Wikipedia 715 Menschen getötet. Dieses deutsche Trauma ist im Laufe der Jahre eher etwas in den Hintergrund gerückt; Strafprozesse sind gelaufen und die Täter wurden bestraft. Redet heute kein Schwein mehr drüber.
Aber die Stasi (Staatssicherheit), der DDR Geheimdienst, der seine Bürger in orwellscher 1984 Manie überwachte und notfalls einsperrte, dient einschlägigen Kreisen unverändert als Grund zur Verfügung, um missliebige Politiker, insbesondere die der Linken, als unzuverlässig zu diffamieren. Die vermeintliche SED Vergangenheit vieler, auch prominenter Mitglieder der Linken wird immer wieder gern hervorgekramt, um die unbequemen Meinungen der Linken, die heutzutage die einzige ernsthafte Opposition im Parlament darstellen, zu diffamieren.
Als Kind habe ich Felix Comics gelesen. Wastl war mein „Superman“ im gelben Kostüm, der auf der Welt für Gerechtigkeit sorgte. Er bekämpfte die Bösen und die Welt war seinerzeit noch in Ordnung.
Ich erwähne dies, weil dieser Wastl wäre jetzt der Einzige, der uns noch helfen könnte bei dem momentanen Wahnsinn. Ich sage nur Wolf Biermann am Freitag zur Feierstunde des 25jährigen Mauerfalls im deutschen Bundestag, als er dort auf Einladung des Bundestagspräsidenten (ist eines von 5 Verfassungsorganen) Lammert (CDU) die Fraktion der Linken pauschal als "Drachenbrut" unbestraft durchbeleidigen durfte.
Also wenn ich als Zeuge vor nem deutschen Gericht einen Schöffen als Wixer tituliere, bloß weil dieser mir vor 40 Jahren übel mitgespielt hatte, dann kriege ich ein saftiges Ordnungsgeld aufgebrummt. Von wegen Ehre des Gerichts und so.
Aber wenn Biermann (offenkundig geistig umnachtet) die Linke pauschal als SED Nachfolger brandmarkt und der Partei eine demokratische Grundposition abspricht, dann geschieht original gar keine Reaktion des deutschen Bundestages (ebenfalls ein Verfassungsorgan).
Und nach dieser Farce rennen die ehemalige FDJ Sekretärin für Agitation und Propaganda, Frau Angela Merkel, und der schmierige Dicke aus Goslar, Herr Gabriel, zu Biermann und schütteln ihm noch die Hand, dabei jovial lächelnd. Contramann fand diese Szene einfach nur wi-der-lich.
Übrigens: Wer meint, Frau Merkels Tätigkeit bei der FDJ sei eine Propagandalüge der Linken, der schaue auf den folgenden Link. Ein Dementi sieht anders aus:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/merkels-fdj-vergangenheit-seibert-weist-vorwuerfe-zurueck-a-899529.html
Das eben habe ich jetzt nur eingeschoben, weil mir auf Wikipedia die Änderung von Merkels Biographie in diesem Punkt aufgefallen ist. Bis vor kurzem stand Frau Merkel in Wikipedia als FDJ Sekretärin drin, mittlerweile wird dies lediglich als bloße Behauptung eines Merkel Biographen beschrieben. Interessant irgendwie …
SPON hat natürlich sofort reagiert und kommentierte den Auftritt Biermanns als auch der folgenden Rede von Gregor Gysi entsprechend neoliberaler Vorgaben.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/mauerfall-biermann-nennt-linke-drachenbrut-a-1001556.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/biermann-attacke-im-bundestag-die-linke-mogelt-sich-durch-a-1001569.html#ref=plista
Wenn ich dazu beim SPON Forum in die Kommentare schaue und dort viele Meinungen lesen muß (hoffentlich wirklich nur von PR Agenturen gesteuert), die in das selbe Horn quasi in "Rübe ab" Manier stoßen, dann wird mir wirklich Angst und Bange.
Ob Biermann oder Bahnstreik, wenn ich Meinungen hierzu von Kollegen, Nachbarn oder Anderen höre, dann habe ich spätestens jetzt nach über 50 Jahren auf dieser Welt mitbekommen, wie ein Hitler an die Macht kommen konnte und 6 Millionen Juden umbringen lassen konnte, ohne dass "Jemand" dies mitgekriegt hätte.
Hinterher waren ja sowieso alle im Widerstand oder nach 1989 in der Opposition wie Herr Gauck.
Das Wichtigste am Bahnstreik übrigens ist da der ausfallende Güterverkehr. Dank "Just in Time" Produktionen drohten jetzt einige Bänder still stehen zu müssen, aber dankenswerterweise hat die GDL das Streikende ja auf Samstag um einen Tag vorgezogen.
Aber das nur zwischendurch, weil der Bahnstreik und die Medienreaktion darauf ist ein Kapitel für sich. Der Hass, der aus einigen Kommentaren im Forum gegenüber den Linken schießt, ist nicht nur dämlich, sondern auch ärgerlich. Man kann ja eine andere Meinung vertreten, aber soviel mangelnden Respekt oder besser gesagt abgrundtiefem Hass gegenüber gewählten Volksvertretern habe ich lange nicht mehr gesehen. Und die Beifall klatschenden Abgeordneten der anderen im Bundestag vertretenen Parteien der Union, SPD und Grünen taten mir als altem Demokraten, der eigentlich immer noch fest an die Prinzipien der FDGO (freiheitlich demokratische Grundordnung) glaubt, besonders weh.
Contramann fühlte sich an Filmaufnahmen aus dem Reichstag nach der Machtergreifung Hitlers und vor dem Verbot der anderen demokratischen Parteien wie SPD und Zentrum erinnert. So wie viele Abgeordneten der Linken bei Biermanns Hasstiraden müssen sich damals Otto Wels und Ludwig Kaas, die Vorsitzenden der beiden großen demokratischen Parteien, und ihre Mitstreiter gefühlt haben.
Was für eine bittere Ironie der Geschichte, dass die SPD und die Union als geistige Nachfolger des Zentrums nach 81 Jahren von Opfern zu Tätern mutieren. Wer jetzt meint, dieser Vergleich sei jetzt übertrieben, den möchte Contramann daran erinnern, dass heute ja auch der Jahrestag der Reichsprogromnacht 1938 ist.
Und wer meint, das „wir“ heute ja aufgeklärter sind als die Deutschen es 1933 waren, dem möchte Contramann entgegnen, wo er/sie meint zu leben. Es ist sicher richtig, dass sehr viele Bürger gar nicht wissen, wo sie objektive Informationen herholen können. Diese Leute verlassen sich auf die Tagesschau und Co, Spiegel, Stern und Focus. Das Bildungsbürgertum greift zur Zeit, FAZ oder der Süddeutschen und merkt gar nicht, dass dort genau die „gemieteten“ Journalisten schreiben, die uns ständig die neoliberale Ideologie als objektive Wahrheit verkaufen und Geschehnisse dort einseitig kommentieren, wo eine einfache Schilderung sämtlicher Tatsachen der freien Interpretation Raum lassen würde.
Das mit den fehlenden Informationsquellen seh ich allerdings nur zu 50% genau so. Die anderen 50% sind dagegen Ignoranz und "ja ja was die Linken so alles erzählen. Die Slomka hat doch gesagt, wie es ist und die ist soo ne geile Sau..."
Nein, viele Leute wollen es gar nicht wissen, was das für Schreie aus den Güterwagen gen Buchwald sind. Denn wenn man es gar nicht erst weiß, hat man ja keine Schuld. Und die Ohren wollte man sich eh gerade zuhalten. Hier in Deutschland ist die Welt noch in Ordnung, hier herrscht noch eine "gesunde" "kein Asylbewerberheim in meiner Nachbarschaft, hier leben Kinder" Mentalität.
Abschließend, weil jetzt will ich noch Pils trinken, möchte ich noch folgendes bemerken:
Trotzalledem gibt es Menschen in Deutschland, die nicht wissen, wo sie alternative Meinungen und Argumente herbekommen und die es aber auch wirklich wissen wollen. Auf diese Menschen sollten wir uns konzentrieren. Es sind sogar mehr, als man glaubt. Aber ob dies reicht?
Contramann jedenfalls hofft an diesem Jubiläumstag des Mauerfalls sowie der Reichsprogromnacht nicht alleine mit seiner Meinung zu sein. Helft bitte alle mit, mehr Menschen davon zu überzeugen, endlich mal den Brain einzuschalten und sich aus unabhängigen Quellen zu informieren. Sonst geht es hier immer weiter den Bach runter. Fragt Uncle Fester, wenn ihr mir nicht glaubt. Der kann Euch Romane zur „schönen neuen Welt“ empfehlen, in die wir bitte nicht rutschen mögen.

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