Samstag, 6. September 2014

Udorallala: Selig

Relativ kurzfristig ergab sich dies gute Konzert. Pocke hatte für Kultur im Zelt noch Karten übrig, also ergriff ich die Gelegenheit, Selig zu sehen.
Direkt nach der Arbeit fuhr ich am 2. September zu Pocke – Vorglühen war angesagt. Über die altbekannte Kultur des Vorglühens wird H Lecter demnächst berichten können. Nur soviel: „Bevor ich den Grill anschmeiße, können wir doch schon nen Aperitiv, oder?“
Diese Ansage von Pocke gehört zur typischen Eröffnung eines Vorglühens. Man gut, dass Tia`s Kumpel schon nen Führerschein hat und auch mitwollte. Erstaunlich und gut, dass Pattis Tochter auch mit zu Selig wollte. Schließlich ist Seligs Sound für die heutige Zeit etwas altbacken. Dachte ich jedenfalls bisher.
Selig stürmten in den 90ern auf die nationale Bühne der Rockmusik mit 3 Cds, bevor sie sich gegen Ende des Jahrzehnts auflösten. Anders als ihre Kollegen „die Sterne“ schufen Stücke mit einem klassischen, weil eingängigen Groove. Die Texte sind zwar auch anspruchsvoll, aber eben nicht intellektuell überladen wie bei den Sternen. So machte die Hamburger Schule Spaß.
Ende des letzten Jahrzehnts dann die Reunion. Bis heute sind ebenfalls 3 CDs erschienen. Die letzte aus dieser Reihe – vom letzten Jahr – heißt „Magma“ und ist die bisher poppigste von allen. Sehr gut hörbar, obwohl der Megahit wieder nicht drauf ist.
Das ist dann auch der wesentliche Punkt, der Selig nach wie vor vom deutschen Rock-Olymp fernhält. Stellenweise Supersongs, aber DER Song ist nicht dabei.
„Wo kommen all die Leute her?“ fragte ich mich, als wir das Innenzelt betraten. Geschätzte 1500 Zuschauer füllten die Zeltkuppel. Angeblich sollen es nur 800 gewesen sein, aber das glaub ich nicht. Pocke und ich hatten zwar schon einige Wodka drin, aber soo breit waren wir auch nicht, oder etwa doch?
ein bißchen neblig, oder?

Wir sahen einen sehr frischen Auftritt von Selig. Ich fühlte mich stellenweise an die Doors erinnert, allein schon aufgrund der Besetzung der Band. Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug und der charismatische Jan Plewka als Frontmann … Dieser Gig machte einfach nur Spaß und zerstreute meine vorherigen Zweifel bezüglich neuerer deutscher Rockmusik.
Als Plewka bei den bekannteren Stücken einfach aufhörte zu singen und das Publikum mühelos den Text singen konnte, kam bei mir so etwas wie ein Gänsehautfeeling auf. Da ist mir in den letzten Jahren wohl doch einiges entgangen, wenn ich nicht gecheckt hatte, dass in Braunschweig fast 800 Leute die Texte von Selig mitsingen können.
Bloß ich nicht.
Nach eineinhalb Stunden oder so war das Konzert vorbei und ich nahm mir fest vor, mich etwas besser in Selig einzuhören. Man lernt ja nie aus.
Das ich hinterher nach 20 Minuten Wartezeit noch in den falschen Bus stieg und deshalb mit dem Taxi nach Hause fahren mußte, rundete diesen Abend nur noch ab. Selig würde ich mir immer gern nochmals anschauen.

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