Samstag, 20. September 2014

Contramann: AFD

Am letzten Sonntag gab es Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg. Und wieder schnellte die AFD von Null auf 10 bzw. 12 %. Selbst Springers Welt gibt sich schockiert:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article132278661/Kalkulierter-Tabubruch-der-AfD-bei-der-Zuwanderung.html
Überfremdung in Deutschland, Bevormundung der Bevölkerung beim Thema Inklusion … Ja, da stimme ich der Welt zu, das ist bedenklich. Contramann glaubt auch, das die Rechten bzw. die Leute, die einen erschreckenden Machtzuwachs dieses braunen Gesocks – um es mal ganz klar zu sagen – billigend um des eigenen Vorteils willen in Kauf nehmen.
Dann sah ich es, weiter hinten in diesem Bericht. „Banken brauchen Schranken“, meint die AFD in ihrem Werbeslogan. Aha, daher weht der Wind. Ist ja klar, dass neben der Springer Presse auch Spiegel oder Focus sich bemüßigt sehen, etwas Negatives über die AFD zu schreiben. Gehn die Banken kaputt, geht hier alles kaputt. Das ist ja ein Mantra, dass permanent wiederholt wird.
Das macht die AFD natürlich gefährlich für das Establishment, da setzt man sich sogar mal für Ausländer und die Inklusion ein.
Aber Springer wäre nicht Springer, wenn sie nicht noch einen draufsetzen könnten:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article132318965/Merkels-linke-Familienpolitik-treibt-Waehler-zur-AfD.html
Merkels Familienpolitik, die an den Wünschen der Frauen vorbeigeht und damit konservative Stammwähler der Union verprellt? Das ist doch mal ne Nachricht! Zu kurze Kinderbetreuungszeiten wollen die „Frauen“ halt nicht haben. Sie wollen mehr und länger bei ihren Kindern bleiben.
Und da Merkels Politik schlecht ist, muss sie logischerweise links sein. Das ist hier die schwachsinnige Kernaussage. Aber warum hat die Springerpresse eigentlich soviel Angst vor der AFD? Schließlich ist z.B. Hans-Olaf Henkel, ehemaliger BDI Präsident und damit Springers Liebling, eine der herausragenden Figuren der AFD.
Die etablierten Parteien von der CDU bis zu den Grünen fürchten sich zurecht vor der AFD. Die Thesen dieser „Ersatz FDP“ mit braunem Streifen in der Hose sind ja auch verlockend. „Mut zur Wahrheit“ heißt es auf der Homepage großspurig.
Wenn man in der Programmatik blättert, findet man alle Themen, die einen so aufregen und die von CDUCSUSPDGrüne notorisch vernachlässigt werden. „Weg mit dem Euro“, die Banken sollen ihre Schulden selber zahlen, Volksabstimmungen …. Sieht man von der Forderung nach Abschaffung des Euros ab, sind dies alles Positionen, die sich auch anderswo finden lassen. Rudimentär bei Grünen oder Teilen der SPD, volle Lotte aber bei den Linken.
Das also sollte nicht unbedingt ein Grund sein, um zwanghaft die AFD zu wählen. Beim ärgerlichen Weiterblättern im Programm der AFD tun sich dann Abgründe auf. Die Schuldenbremse soll beachtet werden – da kommt die schwäbische Hausfrau wieder durch. Schaffe, schaffe, Häusle bauen und der Neger wäscht das Auto!
Es wird ein nachhaltiges Energiekonzept gefordert – Es sei „unsozial, Subventionen für Sonnen- und Windenergie durch die Strompreise zu finanzieren.“ Grad davor wurde der Wert der Familie hochgehalten, auch das „wir“ zu wenig Kinder hätten (Lebensborn?). Atomenergie und Kohlekraftwerke sind zwar vordergründig billiger, aber die Rohstoffe sind hier begrenzt und allein das Wort „Fukushima“ reicht Contramann als Gegenargument.
Als ob die heutzutage häufig anzutreffenden kränklichen Kinder – Neurodermitis, Asthmatiker usw. - nicht genügen würden. Dies ist nicht nur, aber auch eine Folge verfehlter Umweltpolitik vergangener Jahrzehnte. Die „wahren“ Grünen sitzen heutzutage ja nicht mehr bei den SUV-Fahrern mit dem „Atomkraft nein Danke Aufklebern“ am Heck.
Erst recht nicht bei unseren Menschenfreunden der AFD. Da wird in der Asylpolitik eine“ qualifizierte und integrationswillige Zuwanderung“ gefordert. Asylbewerber sollen hier arbeiten dürfen.
Für 2 Euro pro Stunde, oder was? Dem Henkel traut Contramann nicht weiter, als er selbst gegen den Wind pinkeln kann. Qualifizierte Zuwanderung heißt Green Card – haben wir doch schon, Hans-Olaf. Funzt bloß nicht, weil keiner nach Deutschland kommen möchte.
Und spätestens hier zeigt sich, wo der Barschel in der Wanne liegt. Die AFD trifft keine Aussagen zur Sozialpolitik, außer einer diffusen Verklärung des adenauerschen Familienbegriffs. Hartz IV, Mindestlohn, Renteneintrittsalter finden hier nicht statt.
Von der AFD mit einem Herrn Henkel darf man so etwas natürlich auch nicht erwarten, aber Contramann ist fassungslos, dass bei den 3 letzten Landtagswahlen die AFD ja auch gerade bei den „erwerbsfernen“ Schichten aus dem Stand so abräumen konnte. Das ging nur mit dem Bild des klauenden Polen oder des Zigeuners, der einfach nur Sozialhilfe kassieren will und hier nebenbei Drogen verkauft.
Das dies in Sachsen, Brandenburg und Thüringen zieht, verwundert mich leider nicht. Leider deshalb, weil ich – eben auch durch solche Vorkommnisse – meine Vorurteile gegen den „Ossi“ als solchen nicht abbauen kann. Obwohl … bei der schwäbischen Hausfrau ist die Angst vorm Zigeuner ja auch nie wirklich überwunden worden.
Mich kotzt es an, dass die „Wutbürger“ sich jetzt hinstellen und rumtröten: „Endlich sagt mal jemand, wie es ist.“ Wenn ich dann nur erwähne, dass sich allein die Linke bereits seit Jahren für eine andere und vor allem sozialere Politik einsetzt, ernte ich nur Unverständnis.
Oder, in Anlehnung an meinen Vater (R.I.P.): „Die Sozis machen es auch nicht besser.“
Aber es ist ja das historische Schicksal der Deutschen, das sie sich erst eine Bahnsteigkarte kaufen, wenn der Zug mit der Demonstation in den Bahnhof einfährt. So ähnlich hatte es Lenin schon Anfang des letzten Jahrhunderts erkannt.
„Die Deutschen“ zogen mit Blumen in den Gewehrläufen vor genau 100 Jahren in die Gräben vor Verdun; zugegebenermaßen Franzosen und Engländer ebenso. In Deutschland wählte man einen erkennbar Geistesgestörten als Führer – zumindest reichten die erzielten Wählerstimmen zur totalen Zerstörung der gerade erst eingerichteten Republik.
Hinterher hatte natürlich niemand den Postkartenmaler gewählt, niemand war Parteimitglied und alle hatten nen Juden im Keller versteckt. Bis heute hat sich offenbar nichts geändert, wenn man – wie die AFD – so leicht mit klassischen rechten Parolen Stimmen einfangen kann.
Ich hoffe nicht, das sich Geschichte wiederholt. Noch ziert sich Angie, aber hier wieder die Welt:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article132412687/Die-AfD-schadet-Merkels-CDU-Von-wegen.html
Hauptsache nicht links – wie damals Anfang der 30er Jahre. Wir Deutschen sind auch einfach zu dämlich. Sicher feuern die Medien ständig in die Richtung, in die es gehen soll. Aber die Leute lassen sich eben doch nicht auf Dauer verarschen – siehe die Argumente, die die Leute zur AFD treiben. Doch diese chronische Angst vor den „Kommunisten“...
Contramann versteht es nicht, will es auch nicht mehr verstehen. Ich hoffe nur, dass es nicht so schlimm wird wie damals in den 30ern. Aber die Kinder, die der AFD ja so am Herzen liegen, die tun mir leid.

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