Freitag, 7. Februar 2014

Uncle Fester: grad gelesen Februar 2014

Evan Currie: In die Dunkelheit
„Der Sensationserfolg aus den USA“ steht hinten auf dem Einband. Das klingt ja schon mal gut. Wie üblich hatte ich bei den Neuerscheinungen auf Amazon gestöbert und stieß dann auf Evan Currie, einen mir bisher unbekannten Autor.
Die Leserkritiken waren sehr gespalten. Schließlich steht das böse Wort Military-SF im Raum. Dieser Teilaspekt in der Science Fiction Literatur hat die Leser schon immer entweder begeistert oder abgenervt. Normalerweise halte ich mich davon deshalb auch gleich fern, aber ein Satz in der Produktbeschreibung über den Autor hat mich dann zum Kauf genötigt:
Sein Science-Fiction-Epos "In die Dunkelheit", der Auftakt einer mehrbändigen Saga, wurde als Neuentdeckung des Jahres gefeiert.“
Das Buch kommt angeliefert und erfreut lese ich noch in der Beschreibung auf der Rückseite, das „je weiter sie unser Sonnensystem hinter sich lassen, desto atemberaubender und fantastischer werden die Wunder und Wesen, denen sie begegnen.“
Nicht zum ersten Mal mußte ich aber leider bei der Lektüre eines Buches feststellen, das Kurzbeschreibungen manchmal aber auch so gar nichts mit dem Inhalt zu tun haben.
Denn das Raumschiff „Odyssee“ bricht voller Forschungsdrang dank des neu entwickelten Transistionsantriebs auf, um die der Erde näher gelegenen Sterne zu erkunden. Und gleich als erstes treffen sie auf einen Haufen zerstörter Raumschiffe; Kenner wissens schon, eine Raumschlacht fand statt.
Aus einem havarierten Raumschiff können sie eine Überlebende bergen und siehe da: eine Menschenfrau! Sehr schnell wird klar, das es sich hierbei um einen Krieg zwischen einer insektoiden, auf Kohlenstoff basierenden Lebensform und einem Menschenzweig, der offenbar mit der Erde nichts zu tun hat, handelt.
Die Sprache ist dem Hispanischen nicht unähnlich. Es riecht alles nach einem „Pageturner“, als die Odyssee in Scharmützel mit den Drasin, den Insektoiden (den Bugs aus Starship Trooper nachempfunden), gerät. Eine Zentralwelt der Priminae wird angegriffen und natürlich kann nur die Odyssee eine Invasion verhindern.
Wen Du nach 100 Seiten denkst, wie hängt dieser Menschenzweig mit der Erde oder umgekehrt zusammen und oooh aaaah , dann bist Du auf Seite 686 auch nicht schlauer. Der erste Forschungsflug und fast nur Militär an Bord. Ne, is klar. Und die Priminae, die schon seit 15000 Jahren interstellare Raumfahrt betreiben, stehen staunend daneben, wenn die überwiegend amerikanischen Marines für sie die Kohlen aus dem Feuer holen.
Schön ist es beim Barras – das vermittelt dieser Roman. Military SF reinsten Wassers, bei der die Charaktere entweder blass bleiben oder überzeichnet werden. Den zweiten Band werd ich mir trotzdem besorgen, denn jetzt will ich auch wissen, wie es weitergeht.

                

 Ronald Reng: Spieltage
Dieses Buch erhielt ich zu Weihnachten und las es auch sofort, damit ich von der Military SF wegkomme. Und hallo, was für ein Buch. Pflichtlektüre für jeden Fußballfan.
Es ist die Geschichte von Heinz Höher. 1963 wechselte der talentierte Halbstürmer noch schnell von Bayer Leverkusen zum Meidericher SV und war somit Bundesligaspieler der ersten Stunde. Mehr und mehr jedoch rutschte er bei Rudi Gutendorf auf die Ersatzbank, so dass er über den FC Twente schließlich beim VFL Bochum landete, wo er seine Spielerkarriere ausklingen ließ.
Ab 1972 wurde er Trainer des VFL, in seinen 7 Jahren dort begründete er deren Ruf als „Unabsteigbare“. Duisburg, Düsseldorf und Nürnberg waren danach weitere Stationen als Bundesligatrainer, danach war quasi Schluß.
Beim Comebackversuch 1996 in Lübeck erlitt er einen Kreislaufzusammenbruch, heuer ist er nur noch als Mentor von Juri Judd, einem Spieler des RB Leipzig, der Bundesliga verbunden.
Es zieht sich durchs ganze Buch: Immer wenn etwas nicht so glatt lief oder gerade besonders gut lief, genehmigte sich Heinz Höher „2 Bier, 1 Korn“. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der hochtalentierte Höher aus dem erweiterten Kader des Sepp Herberger als Spieler scheiterte. Als Trainer fiel seine Alkoholabhängigkeit lange Jahre nicht auf, erst in Lübeck wurde es öffentlich.
Dreiviertel des Buches blicken wir atemlos hinter die Kulissen des Profifußballs mit all seinen Facetten; gegen Ende wird es melancholisch, fast traurig, wenn Höhers zwanghaftes Kümmern um Juri Judd beschrieben wird. Da ist fast Fremdschämen angesagt.
Was das Buch aber so lesenswert macht, ist die genaue Beschreibung des „Look and Feel“ eines der Macher der Bundesliga, auf alle Fälle der ersten 25 Jahre. Heinz Höher steht für die Bundesliga als Institution, denn Biographien von Stars wie Beckenbauer oder Netzer gibt es schon zur Genüge. Bei Rengs Buch wird die Normalität beschrieben, weniger der Starrummel. Das Saufen nach dem Spiel im Puff oder auch die Eintönigkeit von Trainingslagern.
Am Stärksten ist das Buch dann, wenn es um außergewöhnliche Vorkomnisse wie den Bundesligaskandal von 1971 geht.
Allein, wenn Du den Einstieg liest, wirst Du das Buch nicht mehr weglegen können.
Februar 1973, des Nächtens. Heinz Höher schleppt mit 2 Platzwarten eimerweise Wasser auf den vereisten Platz des Bochumer Ruhrstadions, damit die Platzkommission am nächsten Tag das Spiel absagen muß. Das Ruhrstadion wurde danach umgebaut; das Nachholspiel im Gelsenkirchener Parkstadion brachte dem klammen Verein eine halbe Million an Einnahmen zusätzlich.
Das sind die Stories, die ich aus 50 Jahren Bundesliga sehen will. Keinen Beckmann oder Delling, sondern das pralle Leben.
Und natürlich: Alles Gute, Heinz. Seit 2010 ist er trocken. Wäre schön, wenn er nochmal beißen könnte. Solche Typen fehlen der heutigen Bundesliga.

Evan Currie: Aus der Tiefe
Der zweite Band ist grad veröffentlicht. Jetzt mußte ich ihn schnell lesen, ehe ich die Handlung des ersten Teils komplett vergesse. Und, um es vorwegzunehmen, es ist nicht wirklich besser geworden.
Und wieder bricht die Odyssee von der Erde auf, um den Priminae bei der Verteidigung ihrer Zentralwelt zu helfen. Die Erwähnung des Neubaus mehrerer Schiffe zur Verteidigung der Erde läßt vermuten, das es ab Band 3 bis 5 der Reihe für „uns“ eng werden könnte. Das die Drasin die Erde nicht verschonen werden, war mir bereits letzte Woche im Aldi klar.
Die Priminae-Schiffe Herak und Vulk unterstützen die Odyssee im Kampf gegen 6 Kriegsschiffe der Drasin. Diese Schlacht dauert fast das gesamte Buch über; wir haben hier also einen sehr gedehnten Handlungsablauf vor uns.
Ein paar Drasin – die können auch im Vakuum überleben, brauchen nicht atmen – schlagen auf der Zentralwelt ein und vermehren sich, im Erdreich geschützt, explosikonsartig. Die Odyssee schafft es schließlich gegen Ende des Buches, die zentrale Basis der Drasin zu erreichen und dort unerkannt (Tarnmodus) sich umzuschauen. Hierbei entdecken sie eine dritte außerirdische Macht, die offenbar hinter dem Angriff der Drasin stecken. Und die Schiffe gleichen denen der Priminae...
Captain Eric Weston von der Odyssee hat also jede Menge zu tun, seine Kumpels vom Kampfjägergeschwader unter Kommando des Stephanos xxx (den Nachnamen finde ich jetzt nicht mehr) spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.
Währenddessen bekämpft Colonel Reed mit Major Brinks die auf dem Planeten gelandeten Drasin. Die Oberbefehlshaber der Priminae, Nero und Tanner, versuchen so gut wie möglich, die eigentlich pazifistischen Priminae gegen die Drasin heiß zu machen. Die Priminae Milla, die im ersten Buch noch eine tragende Rolle spielte, taucht hier quasi unter. Somit sind die Frauen mehr oder weniger komplett draußen.
Das Evan Curriew sich bisher in verschiedenen Jobs wie Hummerfischer oder in der IT-Branche versucht hatte, glaube ich sofort. Geschafft hat er es offenbar nirgends. Ich stelle mir hierbei einen Nerd vor, der die ganze Zeit Ballerspiele auf der X Box daddelt und noch nicht einmal Pornos guckt. Seine Romane als Neuentdeckung des Jahres in den USA zu feiern, finde ich von Heyne schon ziemlich dreist.
Obwohl ich zugeben muß, das sich beide Romane flüssig lesen und der Plot nach wie vor interessant ist. Es dürfte aber schon kürzer sein. Mir graut es schon vor dem dritten Band, aber ich bin halt neugierig.

Lemmy (mit Janiss Garza): White Line Fever
Urmel oder Pocke hatten mir diese Biographie mal zum Geburtstag geschenkt. Nach Evan Currie war Lemmy genau das Richtige.
Lemmy ist für den Rock `n`Roll und speziell den Metal-Bereich das, was Heinz Höher für die Bundesliga und speziell den VFL Bochum ist: Unverzichtbar. Säufer sind sie beide, wobei Lemmy dazu noch auf Speed steht. Kein Heroin oder Koks, nein Speed muß es sein.Schau Dir nur den Blick auf dem Bucheinband an, dann weißt Du Bescheid.
Das Buch besteht komplett aus einer Ansammlung von Anekdoten von der Pubertät des Herrn Kilminster bis heute. Wobei die Begebenheiten im Laufe der Jahre nicht origineller werden. In der Gegenwart angekommen, mußte ich dann feststellen, dass Lemmy sich seit 20 Jahren quasi nur wiederholt. Und das, was wirklich neuer und, zumindest musikalisch, interessant ist, wird gar nicht erwähnt. Ich meine hier nur: Headcats.
Hier würde ich schon wieder eine Parallele zu Heinz Höher sehen, obwohl Lemmy den weitaus frischeren Eindruck macht. Aber genug des Moserns, im Vergleich zu Currie...
Lemmy weiß, was er tut und hat auch einige nachdenkenswerte Lebensweisheiten zu bieten. Gerade das macht den Charme dieser Biographie aus und das Buch lesenswert. Während und nach der Lektüre dieses Buches lief bei mir Motörhead aufm Teller.
Allein die Beschreibung, warum er gegen Heroin ist, überzeugt mehr als alles, was mir mein Religionslehrer vermittelt hatte. Und das der Fleischliebhaber Lemmy etwas gegen Vegetarier, insbesondere Veganer, hat, begründet er knallhart und überzeugend. Schließlich war Hitler auch Veganer.
Kurz, trocken, knackig. Ein gutes Buch.

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