Evan Currie: In die Dunkelheit
„Der Sensationserfolg aus den USA“
steht hinten auf dem Einband. Das klingt ja schon mal gut. Wie üblich
hatte ich bei den Neuerscheinungen auf Amazon gestöbert und stieß
dann auf Evan Currie, einen mir bisher unbekannten Autor.
Die Leserkritiken waren sehr gespalten.
Schließlich steht das böse Wort Military-SF im Raum. Dieser
Teilaspekt in der Science Fiction Literatur hat die Leser schon immer
entweder begeistert oder abgenervt. Normalerweise halte ich mich
davon deshalb auch gleich fern, aber ein Satz in der
Produktbeschreibung über den Autor hat mich dann zum Kauf genötigt:
„Sein Science-Fiction-Epos "In
die Dunkelheit", der Auftakt einer mehrbändigen Saga, wurde als
Neuentdeckung des Jahres gefeiert.“
Das Buch kommt angeliefert und erfreut
lese ich noch in der Beschreibung auf der Rückseite, das „je
weiter sie unser Sonnensystem hinter sich lassen, desto
atemberaubender und fantastischer werden die Wunder und Wesen, denen
sie begegnen.“
Nicht zum ersten Mal mußte ich aber
leider bei der Lektüre eines Buches feststellen, das
Kurzbeschreibungen manchmal aber auch so gar nichts mit dem Inhalt
zu tun haben.
Denn das Raumschiff „Odyssee“
bricht voller Forschungsdrang dank des neu entwickelten
Transistionsantriebs auf, um die der Erde näher gelegenen Sterne zu
erkunden. Und gleich als erstes treffen sie auf einen Haufen
zerstörter Raumschiffe; Kenner wissens schon, eine Raumschlacht fand
statt.
Aus einem havarierten Raumschiff können
sie eine Überlebende bergen und siehe da: eine Menschenfrau! Sehr
schnell wird klar, das es sich hierbei um einen Krieg zwischen einer
insektoiden, auf Kohlenstoff basierenden Lebensform und einem
Menschenzweig, der offenbar mit der Erde nichts zu tun hat, handelt.
Die Sprache ist dem Hispanischen nicht
unähnlich. Es riecht alles nach einem „Pageturner“, als die
Odyssee in Scharmützel mit den Drasin, den Insektoiden (den Bugs aus
Starship Trooper nachempfunden), gerät. Eine Zentralwelt der
Priminae wird angegriffen und natürlich kann nur die Odyssee eine
Invasion verhindern.
Wen Du nach 100 Seiten denkst, wie
hängt dieser Menschenzweig mit der Erde oder umgekehrt zusammen und
oooh aaaah , dann bist Du auf Seite 686 auch nicht schlauer. Der
erste Forschungsflug und fast nur Militär an Bord. Ne, is klar. Und
die Priminae, die schon seit 15000 Jahren interstellare Raumfahrt
betreiben, stehen staunend daneben, wenn die überwiegend
amerikanischen Marines für sie die Kohlen aus dem Feuer holen.
Schön ist es beim Barras – das
vermittelt dieser Roman. Military SF reinsten Wassers, bei der die
Charaktere entweder blass bleiben oder überzeichnet werden. Den
zweiten Band werd ich mir trotzdem besorgen, denn jetzt will ich auch
wissen, wie es weitergeht.
Dieses Buch erhielt ich zu Weihnachten
und las es auch sofort, damit ich von der Military SF wegkomme. Und
hallo, was für ein Buch. Pflichtlektüre für jeden Fußballfan.
Es ist die Geschichte von Heinz Höher.
1963 wechselte der talentierte Halbstürmer noch schnell von Bayer
Leverkusen zum Meidericher SV und war somit Bundesligaspieler der
ersten Stunde. Mehr und mehr jedoch rutschte er bei Rudi Gutendorf
auf die Ersatzbank, so dass er über den FC Twente schließlich beim
VFL Bochum landete, wo er seine Spielerkarriere ausklingen ließ.
Ab 1972 wurde er Trainer des VFL, in
seinen 7 Jahren dort begründete er deren Ruf als „Unabsteigbare“.
Duisburg, Düsseldorf und Nürnberg waren danach weitere Stationen
als Bundesligatrainer, danach war quasi Schluß.
Beim Comebackversuch 1996 in Lübeck
erlitt er einen Kreislaufzusammenbruch, heuer ist er nur noch als
Mentor von Juri Judd, einem Spieler des RB Leipzig, der Bundesliga
verbunden.
Es zieht sich durchs ganze Buch: Immer
wenn etwas nicht so glatt lief oder gerade besonders gut lief,
genehmigte sich Heinz Höher „2 Bier, 1 Korn“. Vielleicht ist das
der Grund, weshalb der hochtalentierte Höher aus dem erweiterten
Kader des Sepp Herberger als Spieler scheiterte. Als Trainer fiel
seine Alkoholabhängigkeit lange Jahre nicht auf, erst in Lübeck
wurde es öffentlich.
Dreiviertel des Buches blicken wir
atemlos hinter die Kulissen des Profifußballs mit all seinen
Facetten; gegen Ende wird es melancholisch, fast traurig, wenn Höhers
zwanghaftes Kümmern um Juri Judd beschrieben wird. Da ist fast
Fremdschämen angesagt.
Was das Buch aber so lesenswert macht,
ist die genaue Beschreibung des „Look and Feel“ eines der Macher
der Bundesliga, auf alle Fälle der ersten 25 Jahre. Heinz Höher
steht für die Bundesliga als Institution, denn Biographien von Stars
wie Beckenbauer oder Netzer gibt es schon zur Genüge. Bei Rengs Buch
wird die Normalität beschrieben, weniger der Starrummel. Das Saufen
nach dem Spiel im Puff oder auch die Eintönigkeit von
Trainingslagern.
Am Stärksten ist das Buch dann, wenn
es um außergewöhnliche Vorkomnisse wie den Bundesligaskandal von
1971 geht.
Allein, wenn Du den Einstieg liest,
wirst Du das Buch nicht mehr weglegen können.
Februar 1973, des Nächtens. Heinz
Höher schleppt mit 2 Platzwarten eimerweise Wasser auf den vereisten
Platz des Bochumer Ruhrstadions, damit die Platzkommission am
nächsten Tag das Spiel absagen muß. Das Ruhrstadion wurde danach
umgebaut; das Nachholspiel im Gelsenkirchener Parkstadion brachte dem
klammen Verein eine halbe Million an Einnahmen zusätzlich.
Das sind die Stories, die ich aus 50
Jahren Bundesliga sehen will. Keinen Beckmann oder Delling, sondern
das pralle Leben.
Und natürlich: Alles Gute, Heinz. Seit
2010 ist er trocken. Wäre schön, wenn er nochmal beißen könnte.
Solche Typen fehlen der heutigen Bundesliga.
Evan Currie: Aus der Tiefe
Der zweite Band ist grad
veröffentlicht. Jetzt mußte ich ihn schnell lesen, ehe ich die
Handlung des ersten Teils komplett vergesse. Und, um es
vorwegzunehmen, es ist nicht wirklich besser geworden.
Und wieder bricht die Odyssee von der
Erde auf, um den Priminae bei der Verteidigung ihrer Zentralwelt zu
helfen. Die Erwähnung des Neubaus mehrerer Schiffe zur Verteidigung
der Erde läßt vermuten, das es ab Band 3 bis 5 der Reihe für „uns“
eng werden könnte. Das die Drasin die Erde nicht verschonen werden,
war mir bereits letzte Woche im Aldi klar.
Die Priminae-Schiffe Herak und Vulk
unterstützen die Odyssee im Kampf gegen 6 Kriegsschiffe der Drasin.
Diese Schlacht dauert fast das gesamte Buch über; wir haben hier
also einen sehr gedehnten Handlungsablauf vor uns.
Ein paar Drasin – die können auch im
Vakuum überleben, brauchen nicht atmen – schlagen auf der
Zentralwelt ein und vermehren sich, im Erdreich geschützt,
explosikonsartig. Die Odyssee schafft es schließlich gegen Ende des
Buches, die zentrale Basis der Drasin zu erreichen und dort unerkannt
(Tarnmodus) sich umzuschauen. Hierbei entdecken sie eine dritte
außerirdische Macht, die offenbar hinter dem Angriff der Drasin
stecken. Und die Schiffe gleichen denen der Priminae...
Captain Eric Weston von der Odyssee hat
also jede Menge zu tun, seine Kumpels vom Kampfjägergeschwader unter
Kommando des Stephanos xxx (den Nachnamen finde ich jetzt nicht mehr)
spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.
Währenddessen bekämpft Colonel Reed
mit Major Brinks die auf dem Planeten gelandeten Drasin. Die
Oberbefehlshaber der Priminae, Nero und Tanner, versuchen so gut wie
möglich, die eigentlich pazifistischen Priminae gegen die Drasin
heiß zu machen. Die Priminae Milla, die im ersten Buch noch eine
tragende Rolle spielte, taucht hier quasi unter. Somit sind die
Frauen mehr oder weniger komplett draußen.
Das Evan Curriew sich bisher in
verschiedenen Jobs wie Hummerfischer oder in der IT-Branche versucht
hatte, glaube ich sofort. Geschafft hat er es offenbar nirgends. Ich
stelle mir hierbei einen Nerd vor, der die ganze Zeit Ballerspiele
auf der X Box daddelt und noch nicht einmal Pornos guckt. Seine
Romane als Neuentdeckung des Jahres in den USA zu feiern, finde ich
von Heyne schon ziemlich dreist.
Obwohl ich zugeben muß, das sich beide
Romane flüssig lesen und der Plot nach wie vor interessant ist. Es
dürfte aber schon kürzer sein. Mir graut es schon vor dem dritten
Band, aber ich bin halt neugierig.
Lemmy (mit Janiss Garza): White Line
Fever
Urmel oder Pocke hatten mir diese
Biographie mal zum Geburtstag geschenkt. Nach Evan Currie war Lemmy
genau das Richtige.
Lemmy ist für den Rock `n`Roll und
speziell den Metal-Bereich das, was Heinz Höher für die Bundesliga
und speziell den VFL Bochum ist: Unverzichtbar. Säufer sind sie
beide, wobei Lemmy dazu noch auf Speed steht. Kein Heroin oder Koks,
nein Speed muß es sein.Schau Dir nur den Blick auf dem Bucheinband
an, dann weißt Du Bescheid.
Das Buch besteht komplett aus einer
Ansammlung von Anekdoten von der Pubertät des Herrn Kilminster bis
heute. Wobei die Begebenheiten im Laufe der Jahre nicht origineller
werden. In der Gegenwart angekommen, mußte ich dann feststellen,
dass Lemmy sich seit 20 Jahren quasi nur wiederholt. Und das, was
wirklich neuer und, zumindest musikalisch, interessant ist, wird gar
nicht erwähnt. Ich meine hier nur: Headcats.
Hier würde ich schon wieder eine
Parallele zu Heinz Höher sehen, obwohl Lemmy den weitaus frischeren
Eindruck macht. Aber genug des Moserns, im Vergleich zu Currie...
Lemmy weiß, was er tut und hat auch
einige nachdenkenswerte Lebensweisheiten zu bieten. Gerade das macht
den Charme dieser Biographie aus und das Buch lesenswert. Während
und nach der Lektüre dieses Buches lief bei mir Motörhead aufm
Teller.
Allein die Beschreibung, warum er gegen
Heroin ist, überzeugt mehr als alles, was mir mein Religionslehrer
vermittelt hatte. Und das der Fleischliebhaber Lemmy etwas gegen
Vegetarier, insbesondere Veganer, hat, begründet er knallhart und
überzeugend. Schließlich war Hitler auch Veganer.
Kurz, trocken, knackig. Ein gutes Buch.
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