Sonntag, 16. Februar 2014

Hartmudo: Totgesagte leben länger

15. Februar, 04.20 Uhr in der Nacht. Heute ist „unser“ Valentinstag, meine Löwin und ich haben den Tag einfach auf Samstag verschoben. Aufgerwacht bin ich um diese nachtschlafende Zeit, weil ich aufs Klo mußte. Und der Schäääädel tut weh, Himmel!
Das muß an meiner schweren Erkältung liegen; Am Vortag mußte ich mich schon krank melden müssen und zur Nacht hatte ich nochmals Schnupfenspray eingesprüht, um überhaupt etwas schlafen zu können. Mit Nase zu hyperventiliere ich nämlich und deshalb ….
Schnell hatte ich überschüssige Körperflüssigkeit auf dem Klo entsorgt und mich ins Bett gequält. Wieso ausgerechnet jetzt ne Erkältung, an so nem wichtigen Tag?
Mein Kopfschmerzgesicht
Da muß ich ausholen. Fangen wir an mit Samstag, den 8. Februar. Eine Woche vorher also. Dies ist der Kennenlerntag von meiner Löwin und mir (vor 12 Jahren). Aus Anlaß dazu hatte ich 2 Eintrittskarten für das Spiel Eintracht Frankfurt gegen den BTSV gekauft – Kroll und Pedro waren mit von der Party, sie reisten aus dem Schwarzwald an. Meine Löwin und ich fuhren ICE; Hin- und Rückfahrt jeweils ohne Umsteigen mit Sitzplatz am Tischchen und Fenster.
Kroll und Pedro trafen wir um 10 Uhr morgens am Bahnhof, besuchten dann den veganen Fleischer in Frankfurt-Bornheim, aßen noch ne Kleinigkeit und fuhren dann in der S-Bahn zum Waldstadion.Leichte Verzögerung … Okay, passiert. Aber ich stand dann im Gedränge mit schmerzverzerrtem Gesicht und trippelte auf der Stelle, weil meine Blase dermaßen drückte... Das hatte ich schon Jahre nicht mehr so schlimm erlebt. Ich wollte zuerst schon eine Station vor dem Stadion aussteigen, hielt dann aber doch durch, um im Eilschritt zwischen den Bullen hindurch an die Rückseite eines Transformatorenhäuschens zu treten, um mich zu erleichtern. Oh Jesus, war das gut. Wenn aus Bier Bitburger wird !
Gefühlte 2 Minuten, ein Strahl wie zu besten Zeiten !
Das Spiel selber verlief wenig zufriedenstellend. 0:3 zur Pause, um 2 Tore zu hoch und doch verdient. Eintracht war zu ängstlich gewesen, aber so eindeutig, wie es in den Medien später hingestellt wurde, war es allerdings nicht. Nun gut, Medien und Objektivität ist ja mehr ein Thema für Contramann. In der 2. Halbzeit plätscherte das Spiel nur so dahin und die Biere in meinen Bauch. Am Bierstand wurde ich mehrmals von verschiedenen Leuten, unabhängig voneinander, bemitleidet. Der Nichtabstieg des BTSV wurde mir gewünscht. Es solle besser der VFL Wolfsburg absteigen, weil die ja nur 100 Fans und keine Stimmung mitbringen. Das war zwar tröstlich, besserte unsere Laune jedoch nicht wirklich.
Der Hammer dann 20 Minuten vor Abpfiff: Über den Lautsprecher wurde bekannt gegeben, dass die S-Bahn aufgrund von Gleisbauarbeiten im Tunnel unter dem Main nicht mehr „verkehrt“. Quasi die einzige Möglichkeit, zurück in die Stadtz zu kommen und ganz plötzlich, 20 Minuten vor Spielende, fällt den tumben Hessen das ein? Das darf doch nicht wahr sein!
Die Straßenbahn wurde als Alternative angeboten, was Kroll und Pedro veranlaßte, sofort abzuhauen. Wie Kroll später berichtete, erwischten sie ihren Zug 30 Sekunden vor der Abfahrt.
klein klein in Frankfurt
Ich erwischte dagegen gleich die erste Pfütze hinter der Tribüne mit meinem rechten Fuß. Für ca. 5 Stunden hatte ich einen quietschnassen recten Fuß. Dazu der strömende Regen und der lange Fußmarsch der 40000 Zuschauer zur Straßenbahn. Dies könnte der Auslöser für meine üble Erkältung gewesen sein.
Desolate Organisation in Frankfurt also, aber wir kamen dann doch noch erschöpft zu Hause an. Desillusioniert, was die Eintracht angeht. Zuhause Olympiade, die ganze Woche. Und am Freitag dann krank zu hause. Pocke fragte wegen Samstagabend an, mußte ich absagen. Freitag abend dann trotzdem die Solorunde bei uns mit Dora und Herbert. Die suchten ein neues Geschirr, also schenkten wir ihnen unser Geschirr für den Tagesgebrauch.
Nein, ich hatte kein Fieber. Meine Löwin und ich wollten Samstag sowieso ein neues Geschirr kaufen, so dass unsere Freude groß war, das wir das „alte“ Geschirr nicht wegwerfen mußten.
Soviel zum Vorspiel, jetzt zum 15. Februar. Ich schlief dann doch gut ein, denn erst um halb neun stand ich dann endlich auf. Der Schädel hatte sich etwas beruhigt, aber „meine Stirnhöhle bringt mich um.“
Und hier die Preisfrage: Wie hieß der Schauspieler in welchem Film, der dieses Zitat prägte? Als Hauptgewinn winkt ein Filmabend mit Wodka und Bier.
Zum Frühstück sind wir dann auch gleich zu XXXL Lutz gefahren, denn dort wollten wir uns zuerst nach Geschirr umsehen. Wir waren offensichtlich nicht die Einzigsten, denn das Restaurant von Möma (Ja, an XXXL Lutz kann ich mich nicht wirklich gewöhnen; Für mich ist das immer noch Möma) war gut ausgebucht, kein freier Tisch in Sicht.
„Die Familie!“ schallte es von der Seite. Michael, Fridas Bruder, hatte uns gleich erkannt. Schande über mich, denn beim Blicken über mögliche freie Tische hatte ich ihn glatt übersehen. Ein Typ, den ich eigentlich schätze, deshalb wurmt mich das.
Aber gut. Wir setzten uns kurz dazu, denn er und seine Freunde wollten eh grad bezahlen. Der Tag fing also gut an, denn jetzt gab es endlich Frühstück. Auch wenn die Brötchen mies und das Rührei kalt waren, fühlte ich mich erstmal gut gerüstet für die drohende Shopping Tour. Der Kaffee drängte den Kopfschmerz zurück, die verkockte Nase und der kratzende Hals blieben mir allerdings erhalten.
Und in der Porzellanabteilung bei der flottern Verkäuferin entdeckten wir ein schönes Geschirr Set. Tafel- und Kaffeeservice jeweils für 6 Personen, Zuckerdöschen und Schalen separat nachkaufbar. Weiß, mit schwarzen Linien an den Seiten. Teller und Suppenschüsseln hatten eine fast ovale Form. Kurz und gut: Meine Löwin und ich waren uns einig, das wir ein so schönes Service wie dies von Novel bisher noch nicht gesehen hatten.
Die Verkäuferin wollte auch (nur heute!) 20 € nachlassen – trotzdem lösten wir uns nochmal, um bei Porta nach Alternativen zu suchen. Auch dort hatten sie Seltmann Weiden, Villeroy Boch und Ritzenhoff, aber nichts, was mit der Eleganz von Novel mithalten konnte. Somit war die Entscheidung dann doch schnell gefallen.
Wieder zurück bei Möma, deckten wir uns mit der Novel Serie ein („gerade reingekommen, kriegen wir auch alles nach“ laut Verkäuferin). Komplett für 12 Personen, ein wunderschönes Geschirr, wie bereits erwähnt. 324,52 € wurden von meiner EC Karte abgebucht, aber das Geschirr! Schweinegeil, ich hab noch nichts schöneres und funktionell überzeugenderes Geschirr gesehen. Hinterher schnell zu Real, dann ab nach Hause. Hier merkte ich beim Raufschleppen, das ich doch noch kränklich bin. Schwer atmend schleppte ich mich und einige Kartons in die Wohnung hoch. Meiner Löwin ging es allerdings auch nicht besser, dafür jammerte sie aber nicht so schön wie ich.
wirklich ein schönes Geschirr
Schnell packten wir sämtliches Geschirr aus, um es erst einmal durch den Dishwasher zu jagen. Jeden einzelnen Teller, jede Tasse scchauten wir uns beim Reinpacken in den Geschirrspüler an, um Reste von Pappmaschee und Staub schon vorab wegzuwischen. Bei zwei Tellern waren die schwarzen Linien nicht sauber glasiert bzw. weggeplatzt, aber das ist nicht schlimm. Schließlich hatte uns die überaus nette Verkäuferin ja ihre Karte mitgegeben. Falls etwas sei, so meinte sie.
Bis hierhin verlief der Tag ja sehr erfolgreich. Und ihr ahnt es schon, genau! Das Telefon klingelte, Pocke war dran. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit Ihm und Tesla das „Entscheidungsspiel“ zwischen Eintracht und dem HSV in einer Kneipe zu schaun. Schweren Herzens mußte ich absagen. Ich sagte, das ich kränklich sei und keinen Alkohol trinken wollte. Kopfschmerzen und überhaupt. Immer wenn ich Eintracht live – ob Stadion, ob TV – gesehen hatte, haben sie verloren.
Nach dem Telefonat war meine gute Laune weg. Zu gerne wäre ich mit Pocke und Tesla inne Kneipe gegangen, erst am Vortag hatte ich Pocke schon vertröstet. Sowas mag ich an mir selber nicht und habe daran zu knapsen. Immer kriege ich dann ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle machen sich breit. Ich war den Tränen nah. Aber ich mußte es tun.
Denn das Argument mit „Eintracht live“ stimmt leider. Natürlich wollte ich es auch wegen der Erkältung ruhiger angehen lassen, aber ein schlechtes Gefühl Pocke und auch Tesla gegenüber hatte ich trotzdem.
Und dann war das Geschirr im Spüler durch und Mistikack ! Meine Löwin war aufgebracht, und auch ich ärgerte mich maßlos. Bei den meisten Tellern war die Farbe der Linien teilweise abgegangen. Das Porzellan selbst war darüberhinaus auch unsauber glasiert; Schlieren und Riefen waren nach einmal Geschirrspüler zu sehen! Wir reden hier von der niedrigsten Reinigungsstufe bei 35 Grad!
Ich möchte ja mal wissen, wie das Geschirr nach einer „normalen“ Wäsche im Geschirrspüler ausschaut. Das hieß also, alles wieder einpacken und zurückbringen. Ein Anruf unter der Nummer auf der Visitenkarte verlief erfolglos. Überraschenderweise rief die nette Verkäuferin auch nicht zurück. So eine Kanaille!
15.39 Uhr brachen wir also zu Möma mit dem wieder verpackten Geschirr auf. Ich erwähne die Zeit, weil ich mich natürlich nicht beherrschen konnte und noch schnell auf den Live Ticker schaute. 0:0 stand es noch; Also kein frühes Tor. Schon beim Runtertragen meldete sich mein schlechtes Gewissen wieder. Anstatt ruhig meine Erkältung auszukurieren, wie ich es Pocke geschildert hatte, war ich wieder unterwegs.
Bei Möma angekommen, fuhren wir mit dem Geschirr auf einem Einkaufswagen direkt zur Porzellanabteilung durch, wo wir sofort auf die nette Verkäuferin trafen.
„Das Porzellan ist minderwertig! Maximal C-Ware. Zu dem Preis ist das ganz schön unverschämt!“ Meine Löwin war also in Höchstform. Ich selbst blieb erstmal still – ist manchmal wirklich besser.
„In China gibt es keine Unterscheidungen nach 1. oder 2. Wahl.“ belehrte uns die Schickse. „Sie können mir glauben, ich kenne die Qualität des Porzellans. Ich arbeite seit der Lehre mit Porzellan, ich kenne mich aus. Und zu dem Preis ist die Ware in Ordnung.“
„Wenn bei der Ware beim 1. Waschen schon die Glasur beschädigt wird, dann ist das den Preis nicht wert.“ stellte ich klar. „Selbst bei nem Riegel von Real für 20 € passiert so etwas nicht. Aber das führt zu nichts. Lassen Sie uns den Kauf rückgängig machen.“
Das Geld gab es dann in bar zurück. Wenigstens stellte sich die Verkäuferin nicht weiter an. Ihr Angebot, ein anderes Geschirr aus dem Sortiment auszusuchen, hatten wir natürlich abgelehnt. Wir wollten nochmal woanders gucken.
Aber ein nochmaliger Blick zu Porta brachte keine neuen Erkenntnisse. Uns wurde langsam klar, das wir ne Zeitlang ohne neues Alltagsgeschirr auskommen können. Wo wir schon mal in der Gegend waren, schauten wir bei Ikea rein.
Einen Kakao umsonst, für mich Leckermäulchen noch nen Mandelkuchen. Bei Ikea fanden wir nichts, was wir als neues Geschirr brauchen konnten. Auf einmal erklang der Gong und eine Frauenstimme aus dem Off sagte:
„Meine Damen und Herren, im Spiel zwischen Eintracht und dem Hamburger SV steht es 1:1. Das Tor hat Kumbela in der 51. Minute geschossen. Wir werden sie weiter über den Spielstand informieren.“
Keine Euphorie bei mir. Nur Erleichterung, das Eintracht ausgeglichen hat. Kumbela stand nicht in der Startelf, das wußte ich dank des Live Tickers. Ein schöner Service von Ikea, fand ich gut. Meinen Zorn auf Möma hatte ich dann doch schon vergessen.
Dann erneut der Gong. „2:1 für Eintracht Braunschweig. 60. Minute, Torschütze wieder Kumbela.“
Mein Puls steigerte sich. Glückshormone durchströmten meinen zerschundenen Körper. Mein schlechtes Gewissen wegen der Absage an Pocke und Tesla war vergessen. Ich hatte es richtig gemacht. Lieber sehe ich das Spiel gar nicht und Eintracht gewinnt, als das ich es sehe und hinterher gibt es ein müdes 0:1.
Dann wieder der Gong: „Der kleine Lars möchte aus dem Smaland abgeholt werden.“ Diese und ähnliche Meldungen kamen noch 2-3 Mal, bevor wir den Laden verlassen hatten. Auf zu Poco. Dort kauften wir dann ein auch hübsches Service für 89,95€. 10,-€ Rabatt gab es hier, weil meine Löwin ihre AOK Karte mithatte. Klasse!
Als ich den Einkaufswagen für den Transport des Porzellans holte, belauschte ich ein Pärchen. Der Mann sagte zu seiner Frau etwas von einem 4:2. 4 Tore für Eintracht? Gibts doch nicht, oder doch? Also schnell nach Hause, Geschirr rauftragen und auf die Ergebnisse linsen. Ich mußte es gleich wissen und tatsächlich: 4:2. Yes!
Totgesagte leben länger. Eintracht mag die Klasse vielleicht nicht halten können, aber sie kämpfen und sind immer noch nicht hoffnungslos abgeschlagen. Kein Experte traut es der Mannschaft zu, in der 1. Liga zu spielen und eigentlich haben sie recht. Aber nur eigentlich. Ich glaube mittlerweile auch, das die Eintracht es nicht schafft.
Aber so ist es auch im Leben: Auch wenn Du keine Chance hast, nutze sie. Gerade dann, wenn alle es besser wissen. Ich csteige lieber chancenlos ab, als den Klassenerhalt mit Notkäufen zu versuchen. Der letzte Abstieg aus der 2. Liga mit 5 Trainern war da eine gute Lehre.
Pocke, Tesla: Ich weiß nicht wie oder wann, aber ich schmeiß ne Kneipentour von Stöckheim über Melverode ins Heidberg. Schwierig, aber es geht. Nagelt mich darauf fest, Boys! Nehmt mich da in die Pflicht! No Sleep till Jeverklause.
mein Eintrachtgesicht
Bei der Sportschau mußten meine Löwin und ich bis kurz vor Schluß der Sendung auf den Spielbericht warten. War dann wohl das Spiel des Tages – für uns sowieso. Da saß ich dann wieder mit Tränen in den Augen. Ich bin wirklich sehr sentimental, wenn es emotionell wird. Auch wenn ich schon mal kalt wie Hund sein kann, aber bei manchen Geschichten ….
Insbesondere bei Eintracht passiert mir das. Da starre ich auch schon mal Löcher in die Luft, bin völlig weggetreten, wenn ich Hoffnung schöpfe. Da sind wir im Moment auch wieder angelangt dank Domi Kumbela, der in meinen Augen das Spiel seines Lebens gemacht hat. Allein das 3:2, dieser Killerinstinkt. Wenn er das konservieren kann, passiert bei Eintracht vorne vielleicht auch mehr und dann …. halt die Gäule fest!
Aber ich träume schon wieder. In Nürnberg wird es dann wieder bitter und ich werde dann traurig sein. Aber das geht vorbei. Diese Saison will ich trotz allem genießen.
Das Porzellan für 89,95 ist übrigens gut. Zwar auch nicht fehlerfrei, aber 250 Tacken preiswerter. Eine schwarz-lila Welle zieht sich über das Dekor, sieht annehmbar aus. Formschön ist es auch. Der Tag endete also glücklich und meine Erkältung hat sich auch verabschiedet. Ein Auf und Ab an diesem Tag. Aber mit Happy End.
Auch für die Eintracht? Tesla, Pocke ! 2 Bier, ein Korn. Wie Heinz Höher immer. In der Jever inner Görlitzstraße. Und wenn es klappt, nehmen wir Ulli noch mit. Soll er seinen Laden mal früher zu machen.

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