Samstag, 17. August 2013

Uncle Fester: grad gelesen August 2013

Rocko Schamoni: Tag der geschlossenen Tür
„Dorfjugend“ habe ich vor Jahren gelesen. Der Film war auch gut. Und das dieser Roman ein „literarisches Gegenstück zur Leistungsgesellschaft“ (laut Berliner Zeitung auf der Rückseite des Buches) sein soll, hat mich zugegebenermaßen neugierig gemacht.
Und dann geht das Ding mit so nem geschwurbelten Abiturienten Kopfkino los. Gähn.
In kurzen, 2-3 Seiten langen Streiflichtern werden einzelne Szenen des Ich-Erzählers geschildert. Dieser lebt wohl hauptsächlich von einem kleinen Erbe seiner Großmutter. Das einzig Produktive, was dieser Schmock zustande bringt, ist das Schreiben einer Kolumne für ein Hamburger Stadtmagazin.
Die im Buch kursiv gestellten Kolumnen weisen den Erzähler als krankhaft menschenverachtenden Charakter aus. Er ergötzt sich in blutigen Phantasien von Progromen und Massentötungen. Das ein Stadtmagazin so etwas abdruckt und nicht die Polizei einschaltet, ist schwer vorstellbar.
Der Erzähler rühmt sich ansonsten, das Kranksein toll sei. Denn dann braucht man nicht zu arbeiten und kann so vor sich hin dümpeln.
Die locker verbundenen Streiflichter ergeben zum Ende hin zwar eine Story. Doch nachdem die sich anbahnende Liebesgeschichte nach einem kurzen Fick im Sande verläuft, ist das Buch zuende und ich fragte mich: Was will uns Rocko Schamoni mit diesem grausamen Machwerk sagen?
Der Autor stellt zu keinem Zeitpunkt eine kritische Distanz zu dem selbstverliebten Ich-Erzähler her. Diese Art von Schmarotzertyp, so der Eindruck nach über 250 Seiten, ist ein toller Typ.
Nein, ist er nicht, Schamoni! Und Du auch nicht!

              

Patrick Lee: Tangent Zyklus
So taufe ich jetzt jedenfalls die 3 zusammenhängenden Romane von Patrick Lee. „Die Pforte“, „Dystopia“ und „das Labyrinth der Zeit“ sind 3 starke Romane, die bei Rororo erschienen sind.
Wir haben hier also keine reine Science Fiction vor uns, sondern eher ein Crossover. Thriller steht vorne drauf und so isses auch.
Tom Clancy und Robert Ludlum lassen grüßen.
1978. Bei einem Experiment mit einem Teilchenbeschleuniger in einem unterirdischen Labor in Wyoming kommt es zur Katastrophe. Mehrere Wissenschaftler verfallen in einen Wahn und töten sich gegenseitig. Eine Pforte zu einem mysteriösen Ort entsteht. Keiner weiß, wo diese Pforte hinführt, da ein direkter Kontakt tödlich ist.
Aus dieser Pforte erscheinen seitdem offenbar außerirdische Gegenstände, mehrere pro Woche. Die Funktionen sind unbekannt und müssen seither in mühevollen Experimenten erforscht werden.
Einer dieser häufig gefährlichen „Waffen“ ist der Flüsterer. Ein kleiner Würfel, der bei Berührung einen Menschen derart beeinflußt, das er Blofeldmäßig das Ende der Menschheit einläuten möchte. Dies ist doch mal ein schöner Ansatz für eine Science Fiction Story.
Die über 3 Romane zusammenhängende Story setzt auf 2 Hauptpersonen. Liebesgeschichte inbegriffen. Da wäre einmal Travis Chase. Der Ex-Polizist streift nach mehrjährigem Knastaufenthalt durch die einsame Landschaft Alaskas. Der korrupte Exbulle sucht eine Verarbeitung seiner mafiösen Vergangenheit und findet die abgestürzte Boing der Vizepräsidentin. Diese wurde, wie alle anderen Passagiere auch, mit Kopfschüssen getötet.
Bei der Suche nach dem Flüsterer, den er laut einer Notiz der Vizepräsidentin unbedingt aufhalten muß, um die Menschheit zu retten, findet er Paige Campbell.
Diese wird gerade gefoltert, damit ihr Vater ihren Peinigern verrät, wie der Flüsterer aktiviert wird. Der Vater stirbt, aber Travis kann Paige befreien und die Jagd auf den Übeltäter, der den Flüsterer kontrolliert bzw. von ihm kontrolliert wird, kann beginnen.
In Border Town, wie das ehemalige Laboratorium in Wyoming auch genannt wird, befindet sich die Zentrale von Tangent. Diese Organisation ist übernational und untersteht nicht der Kontrolle der US-Regierung. Es handelt sich hier eher um ein eigenes Staatsgebiet. Ziel dieser Organisation ist die Erforschung der Gegenstände, die aus der Pforte auftauchen und selbstverständlich die Rettung der Menschheit.
Ein spannendes Szenario also, wobei hier der Spionagekrimi nicht zu kurz kommt. Ganze Menschenmassen müssen z.B. im Verlauf der Handlung niedergeschossen werden, um die Menschheit zu retten. Es geht in die Zukunft, es geht in die Vergangenheit. Zurück in die Zukunft Teile 1 – 3 meets Philip K. Dick möchte man meinen. Phasenweise schaft der Autor eine nervenzerreißende Atmosphäre, die einem vom Weglegen des Buches abhält.
Patrick Lee wurde 1976 in West Michigan geboren und arbeitete als Drehbuchautor für Hollywood. Der Nintendo Fan war allerdings wenig erfolgreich und verlegte sich auf das Schreiben von Romanen. Und das macht er richtig gut.
Diese 3 Tangent Romane sind ganz großes Kino und entschädigen für den Nerv, den mir Schamoni bereitet hat. Pflichtlektüre für Thrillerfans, die auch mal in die Science Fiction reinschmecken möchten.

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