Freitag, 23. August 2013

Contramann Spezial: Sollbruchstellen 5/5

Ziehen wir doch jetzt einfach mal ein Resumee.
Bisher lautete der Standardspruch wie folgt: „Früher hielt mein Röhrenfernseher 20 Jahre, und jetzt geht der Flachbildschirm 2 Wochen nach Ende der Garantiezeit kaputt.“ Und da sich eine Reparatur nicht lohnt, wird halt ein Neuer gekauft.
Aber so ist das halt mit „Früher“. Denn noch in die 80er Jahre hinein mußte sich Otto Normalverbraucher den neuen Fernseher, die Stereoanlage oder die Bauknecht vom Gehalt zurücklegen – über Monate! Hinzu kommt, das gerade bei Elektrogeräten die technische Evolution nicht so rasant verlief wie heute. Einerseits. Und andererseits waren viele Produkte wie Fernseher, Küchengeräte oder auch PC`s noch nicht am Ende der Entwicklungsmöglichkeiten angelangt.
Jaaa doch, da gibt es 3D oder HD und blubber und zisch – aber mal Hand aufs Herz: Quantensprünge sind das nun auch nicht mehr. Die Folge davon ist, das die Produkte immer billiger werden. Weil nur so überhaupt noch Umsätze generiert werden können.
Und schon ist die Spirale in Gang gesetzt: Zuallererst steht das neue innovative Gerät, welches jahre- und jahrzehntelang klaglos funktioniert. Mit den ersten technischen Verbesserungen kommen auch die Optimierungen in der Produktion. Plaste statt Metall, ist ja auch billiger. Dann, als Massenprodukt, wird es mehr und mehr zum Wegwerfartikel, den die Chinesen noch im Hinterhaus zusammenklöppeln. Und billiger.
Schließlich ist das technische Gerät derart ausproduziert dank billigen Materialien und mangelnder Endkontrolle, das Fernseher, Handys und Co gerade mal die Garantiezeit überleben. Und in der Neuanschaffung derart billig, das sich eine Reparatur nicht einmal in Schwarzarbeit lohnt. Nein, ich denke mittlerweile, dass es besser ist, sich ein neues technisches Gerät nach 2 Jahren zu kaufen als mit einer veralteten Gurke rumzuwursteln.
Selbst der Umweltaspekt vermag mich da nicht umzustimmen. Der technische Fortschritt nebst Innovationen ist den immer kürzeren Lebenszyklen der Geräte geschuldet. Wenn ein Auto oder ein Fernseher problemlos 20 Jahre übersteht, dann ist der Markt schnell gesättigt und die Konzerne brauchen sich nicht mehr den ganzen Schnickschnack einfallen zu lassen. Letztendlich sollte aber dann doch das Recycling stimmen. Denn es gibt Materialien, die sich schwer bis gar nicht wiederverwenden lassen und andere, wo das problemlos möglich ist.
Hier könnte wiederum der Staat entsprechend steuern – durch Steuern. Wie auch jedem Kritiker der momentanen Praxis der billigen Produktion eines klar sein muss: Dem Kapitalismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf. Denn eigentlich geht die Vermeidung von „fehlerhaften“ Produkten nur in einer entsprechenden Wirtschaftsordnung, nämlich zentral gesteuert. Und Zentralismus ist der Feind jedweder Innovation, das weiss selbst ein Linker wie Meinereiner.
Nein, liebe Freunde des Röhrenradios: Ihr habt nur eine Chance, Eure neu erworbenen Elektrogeräte lange am Leben zu erhalten. Behandelt sie vorsichtig, wie rohe Eier halt. Ganz, ganz vorsichtig auf den Plastikschalter drücken, bitte. Nicht so hämmern.
Denn viele haben auch schon längst den Bezug zu diesen Geräten verloren. Die sind eben nicht aus Metall. Die kann man nicht so einfach in die Ecke schmeißen. Wenn man da ein bißchen aufpasst, hat man auch länger was vom Handy oder Wasserkocher.
Alles soeben Beschriebene läßt sich so oder ähnlich auf jegliches technische Gerät anwenden. Nur beim Auto läuft das anders, nach wie vor ist Auto ein hochteures Produkt. Für des Deutschen sein liebstes Kind gelten eben andere Maßstäbe. Frei Fahrt für freie Bürger. Oder schon mal das Maßband an die Hose halten. Mal sehen, wenn das Leasing-Geschäft zusammenbricht, ob dann die Penislänge noch wichtig ist.
Wir werden uns wohl oder übel damit abfinden müssen, das Geräte nicht mehr lebenslang halten. Dafür sind sie ja auch schön billig; Und wenn man sie pfleglich behandelt, hat man sie auch länger.

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