Dienstag, 13. August 2013

Janis Martin

„The female Elvis“ wurde am 27.März 1940 in Sutherlin, Virginia geboren. Schon in ganz jungen Jahren zeigte sich ihr Interesse an Musik, denn sie hatte in ihrem Elternhaus dazu auch ideale Voraussetzungen.
Ihre Mutter hatte Bühnenerfahrung als professionelle Sängerin und ihr Vater sowie der Onkel waren in Sutherlin als Amateurmusiker unterwegs. Im zarten Alter von 4 Jahren begann Janis Gitarre zu spielen. Sie mußte die Gitarre wie einen Bass halten, da sie zu klein war, um sich das Instrument umzuhängen. Mit 6 hatte sie die „Basics“ an Akkorden drauf und begann darüber zu singen. Dank ihrer lauten und kräftigen Stimme wurde sie in einem Talentwettbewerb im zarten Alter von 8 Zweite.
2 Jahre lang gewann sie danach 11 dieser Wettbewerbe in mehreren Bundesstaaten. Janis ist 11, als sie ein Mitglied des „WDVA Barndance“ in Virginia wird. In diesen „Scheunenshows“ wurde schon seit den 20er Jahren Country live im Radio eingespielt. Die bekannteste Show ist sicherlich die seit 1928 laufende „Grand Ole Opry“ aus Nashville, Tennessee, die auch heute noch läuft.
Für weitere 2 Jahre reiste sie mit Glen Thompsons`s Band durch die Lande und spielte dann mit Jim Eanes, einer Bluegrass und Countrylegende. Als sie 1953 auf dem „Tobacco Festival“ mit Ernest Tubb (Wegbereiter des Honky Tonk Stils) und Sunshine Sue (Barndance Legende) spielte, hatte sie es vorerst geschafft. 
Sie wurde ständiges Mitglied des „Old Dominion Barndance“ in Richmond, Virginia und damit der drittgrößten dieser Shows in den USA. Außer den Carter Sisters habe ich noch von keinem der anderen Stars dieser Show gehört. Aber vielleicht kennt der geneigte Countryfan Namen wie Jean Shepherd oder Sonny James. Jedenfalls verschafften 2 Jahre mit dieser Truppe der jungen Janis genügend Erfahrung, um ihre dynamische Bühnenpräsenz herauszuarbeiten.
Janis Martin lebte für diese Sache - „entertaining People“. Außerdem schrieb sie schon mit 14 eigene Songs, deren Demoaufnahmen den Chef von RCA Records motivierte, ihr nach einigen Demobändern 1956 ihren ersten Plattenvertrag anzubieten. Da war sie noch Fünfzehn. 2 Wochen, nachdem Elvis Presley bei RCA zeichnete, unterschrieb auch Janis Martin dort.
So weit, so gut. Bisher klingt das ja alles nach Country. Wo ist hier die Brücke zum Rock `n` Roll? Der liegt eben in diesem Plattenvertrag. Denn 2 Personalfuzzis des Senders WRVA (sendete den Barndance über den Äther) hatten zum Rockabillyboom den Song „Will You, Will Yum“ geschrieben. Janis sang diesen Song anläßlich einer Barndance-Übertragung, dieser Song fand den Weg als Demo zu RCA Victor und Steve Sholes, Manager bei RCA, fragte nach der Sängerin. Sholes hatte schon Elvis unter Vertrag genommen und konnte nun auch Janis Martin bei RCA unterbringen.
Dieser Song war auch auf Janis` erster Single. Auf der eigentlichen B-Seite erschien dann der Song, der ihr bestverkaufter Song werden sollte: „Drugstore Rock and Roll“ hatte Janis selbst geschrieben, der Song verkaufte sich landesweit 750.000 mal.
Zu der Zeit war der größte aller Rockstars, Elvis Presley, auch gerade erst bei RCA angekommen. Elvis zeigte sich von Janis beeindruckt, schickte ihr sogar ein Dutzend rote Rosen anläßlich eines Auftritts in Miami. Auch erhielt Janis die Erlaubnis, den Titel „The Female Elvis“ zu führen. Hier argwöhnten einige Fans von Janis Martin, das dies lediglich ein Clou von RCA sei, um die Popularität von Presley zu steigern. Als Anzeichen hierfür steht ihr Song „My Boy Elvis“ sowie die Tatsache, das Janis mit den gleichen Sessionmusikern arbeitete wie der King.
Witzigerweise war sie selbst eher ein Fan von Carl Perkins, dessen Sound ihr mehr zusagte. Mit der erfolgreichen Single im Gepäck trat sie in der Folge im Fernsehen, Radio und „On Stage“ auf. The Tonight Show, American Bandstand und endlich auch „the Grand Old Opry“ waren hier Stationen. Übrigens noch bevor Brenda Lee oder Wanda Jackson Erfolge feiern konnten.
Ihre erste Tour machte Janis mit Hank Snow. Desweiteren tourte sie u.a. mit Faron Young, Johnny Cash und Carl Perkins. Als Mitglied der „Jim Reeves Show“ tourte sie 1957 für die amerikanischen Truppen in Europa.
Seit 1956 war Janis Martin heimlich verheiratet. Auf der Europatour (lt. Wikipedia 1958) besuchte sie ihren in Europa stationierten Ehemann. Und da passierte es: 17 Jahre war sie erst alt, als ihre Schwangerschaft bekannt wurde und RCA den Plattenvertrag 1958 kündigte. My Boy Elvis war ihre letzte veröffentlichte Single bei RCA.
Janis arbeitete in den Jahren mit einer eigenen Liveband, den Marteens. Ihr Promoter wollte Janis in den Countrybereich verorten. Ihr Manager wollte mit Janis weiter auf der Rockabillywelle reiten. Trotz der Geburt ihres Sohnes und der Scheidung von ihrer Jugendliebe tourte sie weiter. Sie heiratete ein zweites Mal und lehnte Angebote von Decca und King Records ab. Das belgische Label Palette Records veröffentlichte lediglich 2 Singles.
Dies war dann das Ende ihrer Rock and Roll Karriere. Ihr zweiter Mann begleitete sie auf einer Tour, konnte sich mit diesem Lebensstil aber nicht anfreunden und überredete Janis, ihre Karriere zugunsten der Kindererziehung zu beenden. Nachdem diese Ehe nach 13 Jahren geschieden wurde, juckte es Janis Martin in den 70ern wieder in den Fingern. Seitdem stand Janis Martin wieder auf der Bühne. „The Female Elvis“ war also wieder da. Im Alter von 67 verstarb Janis Martin am 3. September 2007 in Danville, Virginia an Krebs.
1956 wurde Janis Martin anläßlich der jährlichen DJ Convention zur vielversprechensten Künstlerin des Jahres gewählt. Das Billboard Magazin zeichnete Janis mit einer Gedenktafel aus. Wenn man heute an weibliche Rock and Roll Sängerinnen denkt, dann an Wanda Jackson oder Brenda Lee. Janis Martin ist leider etwas in Vergessenheit geraten, obwohl gerade ihr Privatleben eher zum Rock and Roll paßte als dies bei ihren Nachfolgerinnen der Fall war.

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