Montag, 4. März 2013

Contramann: Amazon 1/2

Skandal bei Amazon in Bad Hersfeld. Wie die ARD in einer Dokumentation am 13.2.2013 berichtete, heuerte Amazon für die Weihnachtszeit über eine Leiharbeitsfirma Aushilfskräfte aus Spanien da. Diese mußten dann zum Feierabend im überfüllten Bus in ihre engen Quartiere in einem zu dieser Jahreszeit leerstehenden Ferienpark eiern. Dort wurden sie dann von einem Sicherheitsdienst schikaniert.
Hier der Link zum Bericht; Mal sehen, wie lange er funktioniert:
Amazon hatte daraufhin reagiert; Der rechtsextremen Szene nahestehende Sicherheitsfirma wurde gekündigt. Da wollte Hartmudo dann nicht zurückstehen. Amazon Partner net sowie die Buchlinks von Uncle Fester sollten weg. Hartmudo hatte sich schon bei affilinet registriert, um alle Links auf buch.de umstellen zu können.
Die geschilderten Praktiken wollte Hartmudo nicht unterstützen. Schließlich kann man kein kritisches Blog betreiben und dann Zustände unterstützen, die man im Blog anprangert. Und dann, in den folgenden Tagen, entdeckte ich zu meiner großen Überraschung folgende Meldungen:
Mitarbeiter von Amazon feuern zurück. Sie fühlen sich nicht ausgebeutet und sind mit ihrem Lohn eben nicht unzufrieden (Der ARD Bericht hatte das Lohnniveau bemängelt.). Diese Mitarbeiter aus Bad Hersfeld waren jahrelang arbeitslos und fühlen sich von Amazon fair behandelt.
Sicher sind wohl 46% der Mitarbeiter befristet beschäftigt und müssen um ihren Arbeitsplatz bangen. Auch sind die Steuereinnahmen der Gemeinde nicht gerade hoch, da der Firmensitz aus steuerlichen Gründen Luxemburg heißt.
Diese Liste könnte man verlängern, ganz klar. Aber ich war daraufhin auch ratlos und wußte nicht mehr, was ich Hartmudo empfehlen soll. Weg mit Amazon oder doch dabei bleiben?
Mittlerweile bin ich der Meinung, das es bei dem ganzen Medienrummel lediglich darum geht, den Onlinehandel per se zu verunglimpfen. Amazon ist der größte Händler im Net und bietet entsprechend Angriffsfläche. Aber auch Zalando, bol.de oder neudings redcoon sind reine Internethändler, die den jeweiligen Händlern vor Ort die Kunden abjagen.
Hinter diesem Mediengewitter stecken eindeutig wirtschaftliche Interessen. Es soll Stimmung gemacht werden, um die Leute gegen den Internethandel einzustimmen (ARD Bericht) oder Schadensbegrenzung zu betreiben, denn der Ruf leidet darunter (die späteren Artikel).
Zuerst einmal wurde mir (nach Einschalten des Gehirns) klar, das sicherlich nicht nur Amazon, sondern auch die Konkurenz von bol, buch.de oder bücher.de Leiharbeiter beschäftigen. Libri übrigens hat sein Lager ebenfalls in Bad Hersfeld. Und ob diese Firmen mehr Steuern zahlen als Amazon – ich weiß nicht …
Im Übrigen: Das Thema Leiharbeit incl. Billiglöhner aus Spanien oder anderswo ist ja nicht von Amazon zu lösen. Oder glaubt hier ernstlich jemand, das die Konkurrenz im Online-Geschäft dies anders händelt? Selbst in lokalen Läden wie Graff oder Thalia werden im Weihnachtsgeschäft Aushilfen beschäftigt. Ob Leiharbeit oder nicht – gut bezahlt werden die sicherlich auch nicht.
Hier gilt dasselbe wie für den Steuerstandort Luxemburg. Die Politik ist gefragt.
Oder um es nochmal deutlich zu sagen: Nicht durch den Verzicht auf Amazon löse ich das Problem Leiharbeit oder gar das des deutschen Einzelhandels. Nur der Wahlzettel hilft da weiter. Und das heißt zur Zeit immer noch „links“ wählen.

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