Heute
ist Weltfrauentag. Aufgrund dieses Umstandes kann ich mir Ulli`s
Geburtstag gut merken.
Kennengelernt
hatten wir uns bei der Taxe.
Happy
Birthday, Ulli!
Im
Sommer 1987 war ich wieder arbeitslos und traf mich mit Randy und
Kroll. Randy hatte seinen Taxenschein gemacht und verdiente sich
etwas zum Studium dazu; Kroll konnte auch Geld gebrauchen und suchte
nach Infos über das Taxenfahren. Ja und ich … hatte Langeweile und
dachte mir: „Hör dir das mal an spaßeshalber.“
Am
Ende fuhr ich am längsten von uns Dreien. 40% und eine Mark pro
Kilometer – das war der Deal bei unserem Taxenunternehmer. Dadurch
ergab es sich beispielsweise, das ich in einer meiner ersten
Schichten eine Kasse von 25 DM einfuhr, aber 21 DM verdient hatte.
In
12 Stunden wohlgemerkt. Ein sehr lauer Mittwoch war das. Und nur dank
des „Bunkerns“ ging ich nicht ganz nackt nach Hause.
Nach
irgendeiner Schicht stand ich mit Kroll auf dem Abstellplatz im
Kanzlerfeld. Der Abstellplatz war eine Parkfläche an der Bundesallee
neben dem Einkaufszentrum. Unser Unternehmer wohnte gegenüber in der
Stauffenbergstraße. Das Büro war im Keller.
Vor
jeder Schicht war es Usus, sich im Büro den Schlüssel für die
Karre abzuholen. Die Abrechnungen bzw. das eingefahrene Geld wurden
vom Ehepaar Scheller auch gern entgegengenommen.
Da
wir als Nachtfahrer in der Woche bis ca. 2.00 Uhr fuhren, konnten wir
natürlich nicht mehr ins Büro. Das Ehepaar Scheller schlief da
natürlich schon. Geld und Abrechnung wanderten in den Briefkasten
vorm Haus. Wir hatten also unsere Schicht beendet und standen noch
auf dem Abstellplatz.
Die
48, ein mittlerweile für Taxenverhältnisse schon klapprig wirkender
Passatkombi, fuhr zum Schichtende heran. Drin saß ein langhaariger
Blonder, der dank seiner Frisur stark an Joey Ramone erinnerte.
Schnell stellten wir fest, dass Ulli ebenfalls Raketentechniker war,
so dass wir schnell abfeuern konnten.
Wir
waren wohl noch zusammen nen Pils trinken, im Pano wahrscheinlich.
Dazu die ein oder andere Rakete …. Ich weiß es nicht wirklich
genau, wie wir uns kennenlernten. Jedenfalls waren Ulli und ich in
den folgenden Jahren nahezu unzertrennlich.
Das
wurde mir – auch zu Recht – häufig negativ ausgelegt, war aber
so. Ulli jedenfalls fuhr 6 bis 7 Nachtschichten die Woche und hatte
sich auch bald mit Schellers überworfen. Nen besseren Deal handelte
er danach aus. Er wechselte vor mir zur Citycar, blieb dort aber auch
nicht lang und hörte ganz mit der Kutscherei auf.
Ich
hingegen wurde bei Citycar quasi zum Inventar, obwohl ich nur 3 bis 4
Schichten fuhr. Eher 3. Aber das war später; Die wirklich wilden
Zeiten waren bei der Taxe. Ulli, der schon immer auf großem Fuß
lebte, ging in jeder Schicht essen. Mit seiner Freundin aus WF und
auch mit mir oder anderen Fahrern. In der Innenstadt waren wir bei
den Wirten und Bedienungen schon bekannt. Da gab es eine richtig
ausufernde Szenerie – Nachmenschen unter sich.
Irgendwann
durfte ich auch eine der sehr begehrten Wochenendnachtschichten
fahren. 200 Mark Verdienst in einer Nacht waren da schon Pflicht.
Neben Ulli und mir, auch Randy und Kroll, gehörten auch Sweety
(Glitter) und Archie zur „Gang“. Wir standen gern vorm Atlantis
oder auch Jolly und fuhren die Leute von einer Dizze zur Anderen. Der
Klassiker war Atlantis zum Charly Max für nen Heiermann. Ohne Uhr,
denn Kilometer hatten wir ja genug.
Und
wenn wir einfach Bock drauf hatten, in der Woche, dann trafen wir uns
am Stoben Halte. Peter fällt mir da noch ein. Ein cooler Typ, der
vorher im marokkanischen Knast wegen Drogenbesitzes einsaß. Schön
und unvergessen geblieben ist mir der eine Abend, an dem wir mit 4
Taxen am Stoben standen. Ulli, Peter, Sweety und ich saßen in der
vordersten Karre und ließen die Rakete steigen. Aufgrund des
entstehenden Nebels konnten wir draußen nichts erkennen. Fenster
aufmachen lag trotzdem nicht drin.
Einsteiger
waren ja hier nicht zu erwarten. Wir hatten also unsere Ruhe. Hinten
dran stand Sylvia, eine neue Kollegin mit einem Faible für
Schlangen. Sie funkte uns an und beschwerte sich allen Ernstes, warum
wir auf die Funkvermittlung einer Fahrt nicht reagiert hätten.
Zur
Erklärung: Der Funker fragt die dem Anrufer am nächsten liegenden
Halteplätze ab. Der Fahrer, der vorne steht, drückt auf dem
Funkknopf und kriegt die Fahrt. Wir wollten bloß nicht – deshalb
standen wir ja am Stoben. Hatten leider vergessen, das Taxenschild
auszumachen. Nach Sylvias Meckern machten wir das natürlich und
Sylvia konnte ihre Funkfahrt machen. Wir waren wieder unter uns und
ungestört. Hasch, himmlisch diese Ruhe. In der Woche, nachts gegen
3.00 Uhr am Stoben.
Wenn
die Schicht schlecht lief oder wir einfach keinen Bock hatten,
stellten Ulli und ich die Karren im Kanzlerfeld ab und los gings.
Nach dem Pano war natürlich das Line Pflicht, wo Jürgen auch
zeitweise gearbeitet hatte. Das Kottan soll hier ebenfalls nicht
unerwähnt bleiben. Ruhe in Frieden, Wutz.
Druckbetankung
war dann angesagt. Und zum Abschluß natürlich zu Manni in die
Kogge. Billiard spielen oder einfach nur saufen, egal. Ich weiß
noch, das ich eines Morgens gegen 10.00 Uhr auf dem Tresen bei Manni
eine Rakete baute, während draußen die „Büromenschen“
vorbeiliefen. Auf dem Weg zur Arbeit. Ulli und ich hatten Feierabend
und die Nacht zum Tag gemacht. Diese und andere Nächte waren toll.
Schön, das ich dies erleben durfte. Ich bedaure alle, die solche
Erfahrungen nicht machen konnten.
Unzählige
Schnipsel aus jener Zeit fallen mir jetzt ein. Doch genug jetzt. Noch
ein Pils.
Die
Taxenzeit hat mir viel gegeben. Und auch dank Ulli bin ich davon
losgekommen. Er war derjenige, der mich abgeschlafftem Typen 1991
anraunzte: „So geht das nicht weiter mit Dir. Entweder Du machst
konsequent weiter und machst einen auf Unternehmer, oder Du wechselst
den Job.“
Er
und ganz doll Jenny haben mir gehörig Bescheid gesagt. Ich bewarb
mich und kriegte letztlich die Stelle im Sozi. Ohne Jenny und Ulli
würde ich heute noch fahren.
Nochmals
Happy Birthday, Ulli. Und dazu ein schöner alter Spruch von Dir:
„Er
war einsam aber schneller
brauchte
Geld und fuhr bei Scheller.“
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