1987
– nicht 1986 - fuhren Kroll und ich zum Pink Pop Festival nach
Holland. Pfingsten war ja immer schon Festivalzeit; Ich erzählte es
letztesmal ja schon. Auf dem Gelände wollten wir uns mit Jopi und
Jenny treffen, die – warum auch immer – schon vorher hinfuhren.
Ob noch jemand, Urmel z. B., dorthinfuhren, vermag ich heute nicht
mehr zu sagen.
Alle
schwärmen ja von Roskilde, dem gigantischen 4-Tagefestival in
Dänemark. Aber Pinkpop war in den 80ern DIE Adresse, wenn man „New
Wave“ und Artverwandtes sehen wollte. Stars am Stück. Ain`t no
Fillers, just Killers.
Lone Justice war Ersatz für Mission! |
Und
die Setlist war 1987 excellent. Fatal Flowers und In Tua Nua als
Starter sagen mir heute zwar nichts mehr, aber bei Lone Justice geht
mir das Herz auf. Maria McKee hatte eine hypnotisierende Stimme in
den Jahren, Morrisette oder selbst Sheryl Crow können da nicht
mithalten. Die Songs waren auch gut – alles wunderbar. Hüsker Dü
waren seinerzeit ja sehr angesagt. Von diesen (damaligen)
Amirock-Kapellen haben eigentlich nur REM richtig Karriere gemacht.
Dabei hatten die (seinerzeit) die schlechtesten Songs. Chris Isaak
mit seinem schmachtenden Gesang war natürlich genau das Richtige für
Jenny. Noch ein Schmalzbrot, bitte!
Iggy
Pop steht da natürlich drüber. Er steht sowieso über Allen.
„Candy“ war um 1987 der aktuelle Titel. Und obwohl diese
„Discophase“ von Iggy bestimmt nicht seine stärkste Zeit war,
hat der Mann natürlich eine Bühnenpräsenz … unerreicht!
Communards
danach – Igitt! Gar nicht meins. Echo and the Bunnymen als nächstes
waren zwar bekannt, aber eben nicht Cure. Mit denen wurden sie immer
verglichen. Die Hasenmänner waren aber nicht so eingängig und sind
heute vergessen.
Zum
Schluß dann noch das Leckerlie: Lou Reed. „Mistrial“ hieß Onkel
Lou`s damalige Scheibe und die war denn ja auch sehr discolastig und
auf den Mainstream schielend. Das Konzert war auch dementsprechend.
Der blubbernde Discobass fiel richtig auf.
Aber
so ein Festival ist ja nicht nur Musik hören. Bier und Raketen
gehörten immer mit dazu. Spaß haben, Action, Schlafen im Zelt.
Essen aus der Dose oder vom Stand, hauptsache Bierdosen. Jedenfalls
hatten wir mit Jenny und Jopi einen Treffpunkt ausgemacht, an dem wir
uns getroffen haben. Gab ja schließlich keine Handys seinerzeit. Das
ganze noch natürlich am Abend VOR dem Festival; Pink Pop war halt
nur ein Tag.
Nachdem
alles, das heißt, das Zelt, aufgebaut war, konnten wir es langsam
angehen lassen. Wie gut, das nebenan auf dem Parkplatz ein schwarzer
Cadillac stand. Charlys Coffeeshop stand auf den Vordertüren. Und
das war auch drin. In dem rollenden Coffeeshop kauften wir den
Treibstoff für unsere Raketen. Wir kauften viel Treibstoff.
Die
Oktanzahl war hoch, wie wir feststellen mußten. Sehr ergiebig, das
Ganze. Einschlafschwierigkeiten hatte keiner von uns, soviel weiß
ich noch. Am Morgen galt es daraufhin, irgendwie Kaffee zu kriegen.
Tabak und Blättchen waren genug da. Daran hat es uns nie gemangelt.
Ne Aspirin vielleicht noch gegen die Kopfschmerzen und der Tag kann
beginnen.
Die
ersten Acts nahmen wir nur am Rande wahr. Vorm Zelt beim Bier aus
Dosen und der einen oder anderen Rakete rumsitzen machte mehr Spaß.
Lone
Justice (geil, geil, geil) und Chris Isaak`s Jammern habe ich noch
halbwegs in Erinnerung. Hüsker Dü spielte wohl noch nicht mal ne
halbe Stunde. Arrogante Amis halt. Irgendwann zeigte der permanente
Raketenbeschuß Wirkung; Ich weiß nicht mal mehr, ob ich Iggy
überhaupt noch erlebt hatte. Communards auf keinen Fall, daher auch
Echo und die Hasenmänner nicht.
Denn
Kroll und ich mußten uns ins Zelt legen. Wir waren so richtig platt.
Zum Aufstehen zündeten wir uns noch eine extra große Rakete.
Treibstoff war ja genug da. Auf Onkel Lou hatten wir schon die ganze
Zeit gefiebert. Endlich war es soweit.
Für
Kroll war die Rakete leider zu mächtig. Er lag hinterm Mixer.
Starren Blickes nicht Richtung Bühne, sondern davon abgewandt. Ich
raffte mich gerade noch auf, um Lou anzuschauen. Die „Mistrial“
ist sicher eine unterschätzte Platte. Trotz des damals üblichen
Funkysounds war der Gig gut. Kann aber nicht behaupten, das ich
weggeflogen wäre.
Hinterher
mußten wir noch über die Grenze nach Aachen, weil Jopi und Jenny
schon aufgebrochen waren zu Edith, die schon damals dort wohnte. Vor
Grenzübertritt begaben wir uns mit der Karre noch auf nen
verlassenen Parkplatz, um eine weitere Rakete zu zünden. Den meisten
Treibstoff mußten wir eh wegwerfen. In der Euphorie hatten wir tags
zuvor logischerweise zuviel gekauft.
Zuviel
wurde es uns dann auch, da wir in der Dunkelheit Paranoia kriegten
und Geräusche hörten. Wahrscheinlich irgendein Hund oder ne Katze,
aber wir hatten Schiß und machten die Autotüren von innen zu.
Trotzdem schafften wir noch den Weg zu Edith, wo wir den Abend
gemütlich ausklingen lassen konnten.
Ein
wunderbares Festival also. Ein Tag reicht schließlich auch.
Mittlerweile könnte ich ein Festival nicht mehr durchstehen. Erstmal
das Campen an sich, aber auch die Vielzahl an Bands … Lieber eine
Band und gut.
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