Es
geschah an Pfingsten. Über 3 Tage ging dieses Festival traditionell
in Bruchhausen-Vilsen. Ich weiß nicht mehr, ob es 1985 oder 1987
war, aber in jenem Jahr fuhren wir mit 2 Autos dorthin. Luigi war
schon mit Lisa 1 zusammen. Lisa fuhr natürlich, während in dieser
Karre der Kanonier und ich hinten saßen. Pils trinken auf der Fahrt
zum Festival war natürlich Pflicht. Und nur Lisa 1 konnte auf das
Pils während der Fahrt verzichten.
Zwischenstops
an der Strecke waren daher immer nötig. So auch kurz vor der
Ankunft. Alle – außer Lisa 1 – schlichen in den Wald und
schafften wieder Platz für neue Biere. Es dauerte
verständlicherweise immer etwas länger als normal, weil die
Schlagzahl mal wieder hoch war. Trotzdem fragten wir uns, wo der
Kanonier so lange blieb.
Hatte
er Größeres vor? Oder war er etwa eingeschlafen? An die Möglichkeit
eines Sturzes dachten wir nicht, hatte der Kanonier doch gedient.
Schließlich hatte ich ihn dort kennengelernt. Eine ärgerliche
Geschichte das, denn schließlich galt es bei Ankunft noch die Zelte
aufzubauen. Und da wir schon gut getankt hatten, war uns klar, das
trotz höchster Konzentration der Zeltaufbau mühsam und sehr
zeitraubend verläuft. Also – wo bleibt der Kerl bloß.
Zum
Glück tauchte er von allein wieder auf. Laut fluchend zwar, aber er
war da. Die Erklärung für sein langes Fernbleiben konnte der
Kanonier in einem Wort ausdrücken: Blasenlähmung.
„Wenn
Du die ganze Zeit mußt und Du denkst, die Blase platzt … aber
nicht kannst, das ist Blasenlähmung...“ Der Kanonier beschrieb es
ziemlich ausführlich. Er hatte wohl auch schon zu der Zeit Medizin
studiert, oder doch nicht? Egal. Sein Gang in den Wald war jedenfalls
nicht von Erfolg gekrönt und so litt er Höllenqualen, bis es dann
später irgendwann doch klappte.
Den
anderen Wagen hatten wir dadurch vollkommen aus den Augen verloren.
Am Steuer des VW 1600 Variant Automatik war natürlich der Besitzer
himself, Pocke. Seine Freundin Lisa 2 war selbstverständlich an Bord
und wohl auch für das Drehen der Raketen verantwortlich. Kroll und
Jenny waren auch an Bord, beide ebenfalls ausgewiesene
Raketenexperten. Auch dieses Team verlor Zeit auf der Hinfahrt, und
zwar an der Tanke.
Nein,
nicht weil das Bier alle war oder das Benzin oder oder oder. Der
Grund war ein Anderer: Die Karre sprang nicht mehr an. Ich weiß
nicht, ob Pocke dort getankt hatte, nehme es aber an. Und dann beim
erneuten Anlassen will die Mistkarre nicht. Klingt verdächtig nach
Batterie, aber das wars nicht. Trotz intensivster Fehlersuche dauerte
es sehr lange, bis die Mannschaft das Problem endlich lösen konnte.
Pocke
hatte immer einen alten Handfeger im Auto, um im Winter den Schnee
vom Wagen fegen zu können. Pfingsten schneit es sehr selten, aber
der blöde Handfeger (mit Holzgriff, also stabil) rutschte wohl
irgendwo im Fußraum rum. Sein Variant war noch dazu ein Automatik.
Das heißt also, beim Anlassen aufs Gas drücken und los. Klappt
natürlich nicht, wenn unter dem Gaspedal ein Handfeger eingeklemmt
ist. Die Mannschaft brauchte schon ein paar Minuten, um die Ursache
für die gescheiterten Versuche beim Anlassen des Fahrzeugs
herauszufinden.
Ich
glaube, da waren wohl doch ein paar Raketen zu viel am Start. Wobei
ich jetzt noch erwähnen muß, dass es nicht so war, dass Säufer und
Kiffer getrennt fuhren. Vielmehr waren wir alle sowohl mit Bier als
auch mit Raketen während der Fahrt beschäftigt, die Fahrer mal
ausgenommen.
Insbesondere
für den Kanonier und mich führte der permanente Raketenbeschuß zu
Heißhungerattacken. Paletten mit Bierdosen hatten wir natürlich
reichlich dabei, Schnaps als Turbo wurde auch immer eingepackt. Da
wurden keine Kosten gescheut, Hansa Pils oder billiger Fusel wurde
nie mitgenommen. Sparsam waren wir nur beim Essen. Die Mädels
meinten es aber gut. An Dosenessen hatten sicherlich die Mädels
gedacht. Ist ja auch romantisch, wenn man abends vor dem Zelt
gemütlich zusammensitzt und aus der Dose die mit einem kleinen
Gaskocher erwärmte serbische Bohnensuppe löffelt.
Für
den Kanonier und mich – seinerzeit beide als Singles unterwegs –
war Haute
cuisine allerdings nicht angesagt. Zwischen 2 Bands stampften wir zum
Zelt zurück und machten uns eine Dose Kartoffelsuppe auf. Der Inhalt
hatte eine puddingartige Konsistenz, war also auf Sicht eßbar.
Erhitzen tut da nicht not, schmeckt auch so. Heutzutage müßte ich
mir wegen des Sodbrennens wohl die eine oder andere Tablette
genehmigen. Bloß stoned und hungrig beim Festival … Da isst Du
alles.
Am
2. Morgen wachte ich erschreckt hoch. Der Kanonier fluchte wie ein
Rohrspatz. Offenbar hatte er beim Wachwerden nochmal in die Ravioli
gegriffen. Als Frühstück sozusagen. Am Vorabend hatten wir die Dose
nicht aufessen können, so dass noch Ravioli übrig waren. Der
Kanonier schlief dann wohl schon. Ich hatte schon immer die
Angewohnheit, quasi als Letzter zu Bett zu gehen. Den Tag nochmal in
Ruhe durch den Kopf gehen lassen, eine Camel ohne dazu ….
Was
liegt näher, als den Kippenrest in die Raviolidose zu entsorgen? Der
Kanonier mußte richtig Hunger gehabt haben. Sonst wäre er nicht so
gierig gewesen und hätte die Kippe gesehen.
Wieviel
er wohl gegessen hat, bevor er es gemerkt hat?
Von
den einzelnen Bands weiß ich nichts mehr, ist aber aus dem jetzigen
Blickwinkel heraus nebensächlich. Es hatte aber wohl geregnet, so
dass auf alle Fälle der Kanonier und ich einen Tag früher
abreisten. Das war wohl auch mein letztes Festival, so dass ich das
Jahr 1987 für sehr wahrscheinlich halte. Denn 1986 war ein Highlight
– Pink Pop in Venlo!!
Doch
dazu demnächst ….
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