Lester
McNeil gründete (nach eigener Aussage) das PUNK – Magazin
lediglich aus einem Grund: Er und seine Mitstreiter wollten die
Dictators kennenlernen.
Die
Dictators hatten mit der New Yorker Stricher- und Junkiescene um die
Dolls und Herartbreakers nichts zu tun. Die Band kam ja auch nicht
aus Manhattan, sondern aus der Bronx und hatte bereits ihre erste LP
draußen (Go Girl Crazy, 1975), bevor sie im CBGB spielen „durften“.
Handsome
Dick Manitoba, der ursprünglich der Roadie der Band war, wurde in
der Bronx berüchtigt als Partyschreck. Ein früher „Frank the
Tank“ oder auch Bierminator. Klassisch mit Atze-Schröder-Frisur in
Wrestlingklamotten zog die geborene Rampensau die Blicke auf sich.
Nicht zuletzt dank der begnadeten Gitarristen Ross „the Boss“
Funicello und Scott „Top Ten“ Kempner spielten sie – Jahre vor
den Beastie Boys – einen brettharten Stil, bei dem keine
Bierflasche geschlossen bleiben konnte. Sie hatten eine große
Zukunft vor sich, bis eines Abends im CBGB…
… Wayne
County trat auf. Manitoba, eigentlich ein Fan der Band, wollte
County, den bekennenden Transvestiten, pushen. Anmache und Pöbeln
kam in der Scene immer gut an, so das Manitoba vor der Bühne stand
und ständig „Schwuchtel“ grölte. Als er pinkeln mußte – zum
Klo ging es nur über die Bühne – verstand County dies falsch und
drosch auf Manitoba mit dem Mikroständer ein. Das Schlüsselbein war
gebrochen, der Kopf um Haaresbreite verfehlt und Manitoba mußte ins
Krankenhaus.
Ich
erzähle dies so ausführlich (aus „Please Kill Me!“), weil es
seinerzeit – bis Heute! – in der Presse genau andersherum
dargestellt wurde. In Umkehrung der tatsächlichen Geschehnisse war
auf einmal County das Opfer. Die Schwulen- und Lesbenbewegung hatte
ihren großen Aufhänger und alle, wirklich alle spielten mit. Von
Debbie Harry bis Dee Dee Ramone bekundete die „Scene“ ihre
Solidarität mit County und spendete Geld.
Manitoba
konnte zusehen, wie er die Krankenhausrechnung bezahlte. Daß sich
Debbie und Dee Dee später bei Manitoba entschuldigten, änderte
nichts mehr am internationalen Karriereknick der Dictators. Sie
durften wieder im CBGB spielen, aber den Erfolg hatten andere.
Diese
Version der Geschichte habe ich erst vor ein paar Tagen gelesen.
Jedoch zählten die Dictators trotzdem auch vorher schon zu meinen
Lieblingsbands. Sie sind neben den Dolls quasi auch die Einzigen aus
der alten Garde, die heute noch aktiv sind. Und – siehe das Video –
better than ever.
Die
Dictators legte ich früher immer auf, wenn ich zuhause wartete.
Darauf, daß Pocke oder wer auch immer mich zum Konzert abholte oder
ich zu Fuß Richtung Koka oder FreiBIZ ging. Ein bis Drei Pülleken
Bier, dazu dröhnte „Borneo Jimmy“ aus den Mega-Boxen, die ich
von Aki hatte. So was nennt man Aufwärmtraining.
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