(zuerst veröffentlicht 25.08.2005)
Am 16. Dezember 1928 erblickte Philip Kindred Dick das Licht dieser Welt – in Chicago. Es war eine schwierige Geburt, denn er und seine Zwillingsschwester Jane waren Frühgeburten und sehr schwach. Genau wie die Eltern Joseph Edgar und Dorothy – in finanzieller Hinsicht. Denn die wirtschaftliche Katastrophe, der Sturz der New Yorker Börse, stand unmittelbar bevor. Der extrem kalte Winter 28/29 war für die schwächlichen Kinder sehr schwierig. Und da die Alten keinen Schotter hatten, brachten sie die kranken Kinder erst 2 Wochen nach der Geburt ins Krankenhaus, wo Jane am 26. Januar 1929 verstarb, einen Monat nach ihrer Geburt.
Philip überstand diesen Winter und verzog mit seinen Eltern nach Berkeley, Kalifornien. Doch auch das angenehmere Klima konnte die Ehe nach 5 Jahren nicht retten. Nach der Scheidung zog Philip`s Vater nach Reno (alter Zocker), während Philip mit Mutter, Großeltern und einer Tante in Berkeley blieb.
Berkeley – damals schon das linke Zentrum der USA. Dies ist in seinen ganzen Romanen und Erzählungen deutlich erkennbar. Dieses Umfeld hat Philip nachhaltig geprägt.
1934 jedoch zog Philip mit seiner Mutter nach Washington zu Freunden, wo beide jahrelang wohnen konnten. Vielleicht hat er diesen Wechsel nicht verkraftet, da er sich an der Tagesschule weigerte, seine Mahlzeiten einzunehmen. So durfte er dann auch kurzzeitig eine Sonderschule besuchen.
Jedenfalls war er 1939 wieder back in Berkeley und entdeckte dort – durch Zufall – 1 Jahr später ein Magazin namens „Stirring Science Stories“, welches sein Interesse an dieser damals gerade aufkommenden Literaturgattung weckte. Ich denke, diese „Schundliteratur“, wie sie damals verächtlich bezeichnet wurde, hatte für die pubertären Jungs eine ähnliche Funktion wie später Rock `n` Roll oder Hip Hop. Das heißt: Anders sein als die alten Säcke, Mädchen sind doof, aber wenn ich diese Bilder im Playboy sehe, dann passiert da was in meiner Hose...
Und eins war damals genau wie heute – solche Hobbies kosten Geld. So arbeitete Philip während seiner Zeit an der High School in einem Schallplattengeschäft. Ein weiteres Interesse von ihm war nämlich die klassische Musik. Seine ersten Texte schrieb er denn auch für eine Radiosendung, die sich mit klassischer Musik befaßte.
Doch irgendwann geht der Ernst des Lebens dann los. Philip belegte einige Kurse an der Universität von Berkeley und studierte Germanistik(!) und Philosophie, wurde jedoch als Querulant exmatrikuliert. Proust, Joyce oder Thomas Mann zählten zu seinen bevorzugten Autoren. 1949 heiratete er Jeanette Marlin – Scheidung 1950. Fat Greek Wedding dann 1951 mit Kleo Apotolides. Nachwuchs produzierte er auch mit seiner zweiten Frau nicht.
ein junger Dick |
Zu dieser Zeit lernte er den Herausgeber vom „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ kennen. Auch Anthony Boucher schrieb Texte für eine Radiosendung der klassischen Musik und überredete Philip, selbst Kurzgeschichten zu schreiben. Im Oktober 1951 kaufte Boucher dann auch die erste Kurzgeschichte von Dick – ROOG, die allerdings erst 1953 veröffentlicht wurde.
Trotzdem war dies der Startschuß für Philip K. Dick. Er schmiß seinen Job im Schallplattengeschäft, um fortan sein Glück als Schriftsteller zu suchen. Sein Output war enorm. Wurden 1953 schon 30 Stories veröffentlicht, so waren es 1954 achtundzwanzig und 1955 immerhin noch zwölf. Im Juni 1953 brachte er es sogar auf 7 Veöffentlichungen in 7 verschiedenen Magazinen! Nicht unerwähnt sollte dabei die Tatsache bleiben, das der junge Autor die Stories an den Geschmack der jeweiligen Herausgeber anlehnte, um diese dort auch verkaufen zu können. Trotzdem waren Perlen wie FOSTER, YOU`RE DEAD oder COLONY dabei.
Dick voll fit |
An seinem ersten Roman SOLAR LOTTERY schrieb Dick monatelang und konnte diesen an den Verlag Ace verkaufen. Herausgeber war dort David Wollheim, der schon in den 30ern für Stirring Science verantwortlich zeichnete. Der Roman erhielt selbst in der New York Herald Tribune eine positive Kritik, zuufälligerweise von Anthony Boucher. Viel Kies gab es trotzdem nicht.
Denn Ace war stellvertretend für die miserablen Praktiken des amerikanischen Taschenbuchmarktes. Schlechte Honorare und der Verzicht auf sämtliche Rechte waren die Regel. So sah Dick für Nachdrucke oder Auslandsausgaben keinen Schotter und mußte demzufolge schreiben, schreiben, schreiben.
FOSTER, YOU`RE DEAD wurde 1954 auch in dem russischen Magazin Ogonek veröffentlicht. Mitten in der McCarthy-Ära! So verwundert es auch nicht, daß Dicks` Briefverkehr von und nach Rußland vom amerikanischen Geheimdienst gecheckt wurde. Auch das FBI schaltete sich nun ein. Da seine Frau Kontakte zu linken Studentengruppen in Berkeley besaß, könnte er doch mal bitte eruieren, ob dort eventuell Gefahren für die Sicherheit der USA....
Ob dies ein Grund für die Scheidung von Kleo im Jahre 1957 war, habe ich bisher nicht eruieren können. Ein Jahr später jedenfalls heiratete Dick Anne Rubenstein, mit der Dick auch seine Tochter Laura produzierte.
Der Beginn seiner Ehe war auch gleichzeitig das Ende von Dicks´ erster Romanphase, in der EYE IN THE SKY und TIME OUT OF JOINT herausragende Werke darstellen, die auch bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben und stellenweise beängstigend aktuell sind.
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