Donnerstag, 10. November 2011

Contramann: Bundesfreiwilligendienst 2 – Der Bock als Gärtner

Die ersten 100 Tage Bundesfreiwilligendienst sind um. Jetzt wäre es an der Zeit, die ersten Erfahrungen zu sichten. Eigentlich. Aber kaum ist das Thema aus den Schlagzeilen, da wird es schwierig, aktuelles Material zum Thema zu finden. Eine der wenigen Fundstellen, wo der Dienst hinterfragt wird, ist dieser: http://www.suite101.de/news/der-bundesfreiwilligendienst-flopt-a122125
Hier, wie auch in anderen Quellen, wird über die geringe Resonanz berichtet. Und das, obwohl im Frühherbst diese schöne Werbung im TV flimmerte. Endlich mal gefordert werden, hieß es. Gezeigt wurden Bufdis im Altenheim oder dieses hübsche Girl beim Vorlesen für eine Schar von Kids.
Mir fiel hierzu immer ein, das dies Tätigkeiten sind, die normalerweise eine Erzieherin macht. Aber ob im Kindergarten, im Altersheim oder im Krankenhaus: Das Stammpersonal soll sich wohl (gefälligst) auf die “wichtigen” Tätigkeiten konzentrieren. Die einfachen Tätigkeiten machen dann die Bufdis. Die Optimierung läßt grüßen. Durch Konzentration der schwierigen Arbeiten auf die verbliebenen Stammkräfte werden effektiv (teure) Stellen eingespart zugunste von Bufdis.
Und die Stammkräfte im Altersheim als Beispiel heben 8 Stunden lang die Alten aus dem Bett, wischen, waschen, machen und das ganze im Akkord. Kein Verschnaufen, kein Pläuschchen mit den Heimbewohnern. Kein Durchatmen damit während der Schicht. Da ist die Altenpflegerin spätestens mit Anfang 40 nicht mehr arbeitsfähig und kann zum Jobcenter gehen.
Aber hierzu wird man erst in den nächsten Jahren etwas hören können – das Medienkarussel muß sich ja weiterdrehen.
Heut morgen auf Spiegel Online dann noch diese Meldung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,797040,00.html Ein Mann zeigt Kante – haben wir gelacht. Der ehemalige Vizepräsident der europäischen Zentralbank namens Papademos soll als griechischer Übergangspremier die von der EU diktierten Sparvorschriften für den griechischen Staatshaushalt umsetzen. Schön, dass die Gewinne europäischer Großbanken, unter anderem der Deutschen Bank, jetzt abgesichert werden können durch die nächste Tranche aus dem Rettungsschirm. Wäre doch schade, wenn die von den Großbanken gekauften griechischen Staatsanleihen – zum Schluß zu 40% des Nominalwertes hatte ich irgendwo gelesen – nach einer befürchteten Volksabstimmung und einem daraus resultierenden Austritt der Griechen aus der EU und vor allem dem Euro wertlos werden würden.
Waren die Banken doch so großzügig, auf 50% des Wertes der Staatsanleihen zu verzichten. Die verbleibenden 50% sollen aber direkt aus dem Rettungsschirm bedient werden oder was?
Ahaaa! Ich kaufe etwas zu 40% des Wertes und kriege dann 50% des Wertes Cash? Für mich sieht das nicht nach einem Opfer aus, eher nach einem guten Deal. Die Macht der Märkte halt, wie sie von unserer Kanzlerin jetzt häufig beschworen wird.
Alle jetzt aufwachen, bitte! Alle Gewalt – und damit Macht – geht vom Staate aus. Nicht von den Märkten. Und jetzt soll es in Griechenland ein Banker richten. Das riecht schon nicht mehr, das stinkt gewaltig. Wenn ich vor 5 Jahren von nem Berater der Deutschen Bank zur Anlage meines Sparkontos in Aktienfonds überredet worden wäre, hätte ich zuerst noch das Risiko der Bank absichern müssen. Der Trick besteht hier darin, dass mir als Kunden die eingezahlte Einlage garantiert wird oder gar ein Mindesgewinn garantiert wird. Von der Überschußbeteiligung soll ich dann träumen. Träumen, wohlgemerkt. Denn eine Beteiligung impliziert, dass ich nicht den ganzen erzielten Gewinn bekomme.
Na klar, das Risiko der Bank kostet. Und überraschenderweise ist der Überschuß hinterher bei Null, verstehste? Leg ich mein Geld mit vollem Eigenrisiko an, krige ich dann auch Geld aus dem Rettungsschirm? Wohl kaum.
Papandreo mag ein korrupter Idiot sein und die angekündigte Volksabstimmung eine Nebelkerze, vielleicht aber auch ein letzter verzweifelter Schachzug. Egal. Aber wenn 3 Finanzexperten einem Staat vorschreiben wollen, wie dieser zu wirtschaften hat, ist das nicht ein Eingriff in die Souveränität eines Staates? Wer herrscht denn hier? Das Volk über die gewählte Regierung, mag sie noch so korrupt sein, oder die Macht der Märkte? Schlimm ist das. Lasst die Griechen doch abstimmen. Auch die Bauern in den Gehöften, an denen der angebliche Aufschwung total vorbeiging – Tourismus ist da nämlich nicht. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind aber trotzdem gestiegen. 200 Milliarden wurden in den letzten Monaten in die Schweiz geschafft? Warum wurde da vorher nichts abgesaugt?
Ich denke, den meisten Griechen würde es nach einem Staatsbankrott nicht schlechter gehen. Und die deutschen Touristen sind nach 3-5 Jahren um so zahlreicher da, weil der Drachmen so sensationell gut dasteht. Nur Herr Ackermann und Kollegen weinen. Und auch wir kleinen Steuerzahler, weil das Geld, das bis jetzt reingepumpt wurde, muß ja wieder reingeholt werden.
Also: Freiheit für Griechenland. Raus aus der EU, wenn sie wollen.

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