Freitag, 23. August 2024

Hartmudo: Belgien

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Meine Löwin und ich waren zuvor übereingekommen, als erstes mit dem Bus in die Aachener Innenstadt zu fahren, um uns dort zur besseren Einstimmung in unseren Trip umzuschauen. Bei Edith hatte ich unsere Ankunft mit 17.00 Uhr angegeben, da ich von einem späteren Reiseantritt ausgegangen war.
So fanden wir uns nach einer kurzen wie unkomplizierten Fahrt mit dem Bus am Elisenbrunnen inmitten der Aachener Innenstadt wieder. Passenderweise befand sich die ElisenGalerie - ein tatsächlich schönes Shopping Center - genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier nahmen wir uns sofort die Zeit, um bei einem Kaffee etwas zur Ruhe kommen zu können.
Für mich auch hier einen Caffe Latte; der Name Ronnefeldt steht hier bekanntlich für Qualität, vergleichbar mit Dallmayr. Anschließend war es an der Zeit, um mit Edith den weiteren Verlauf des Tages zu besprechen.
Sie und Jürgen hatten sich schon riesig auf unser Treffen gefreut. Edith's ursprüngliches Angebot, uns vom Hotel abzuholen und dann zusammen ins benachbarte Belgien zum Abendessen zu fahren, wandelten wir bezüglich des "Aufpickpunktes" auf einen leicht anzufahrenden Punkt in der Nähe des Theaters um.
Und da Jürgen noch etwas Zeit zum Auffrischen benötigte, einigten wir uns auf ein Treffen um 18.00 Uhr. Dann wollten sie uns aufgabeln und losfahren. Für uns bedeutete dies noch etwas Luft, die wir zu nutzen wussten.
Normalerweise bringen wir immer ein kleines Gastgeschenk mit, wenn wir uns mit Freunden aus und in anderen Städten treffen. Doch die "Wurst ohne Ende" unseres örtlichen Metzgers sowie die Pullen "Gala" und "Brunswiek Alt" der Braunschweiger Craft Beer Brauerei hatten wir vergessen. Insbesondere mit dem Bier wollte ich Jürgen eine Freude bereiten, war er doch mit diesen altbekannten Biermarken aufgewachsen.
So mussten die aktuellen Ausgaben von "Rocks" sowie dem Kicker vom Donnerstag als Ersatz dienen, auf dass Jürgen auf den nächsten Toilettengängen etwas zu lesen haben möge. Meine Löwin hatte in einem ökologisch einwandfreien Laden (Aachen unverpackt) eine handgemachte Seife entdeckt und für Edith gekauft.
Als wir unsere Gastgeschenke am Ende dieses Abends überreicht hatten, war die Freude zumindest bei Edith groß gewesen. Jürgens Freude war nicht unbedingt überschwänglich - das Bier wäre wohl doch besser gewesen, aber das hatte ich ja leider versäumt. Scherz beiseite: Jürgen war kränklich und daher fiel ihm das Lachen schwer. Diesen Zwiespalt zwischen schlechter (Krankheit) und guter (Geschenke!) Laune habe ich selbst oft genug erlebt.
Nun gut, kurz vor unserer Abholung wollten wir uns nochmal mit einem Getränk stärken. Unsere Wahl fiel auf das Baristinho Cafe in einer Nähe gelegenen Passage. Meine Löwin benötigte einen schwarzen Tee, während ich das örtliche Craft Beer - ein Bahkauv Brew Pils - antestete und für gut befinden konnte. Gerne hätte ich noch eine zweite Röhre gezischt, doch der Uhrzeiger war der 18.00 Uhr Marke bereits bedenklich nahe gekommen.
Ergo gingen wir nach dem Bezahlen zügigen Schrittes zum vereinbarten Treffpunkt, wo wir Edith schon von weitem erspähen konnten. Jürgen sahen wir etwas später - der hatte die Sicherung zur anderen Seite des Treffpunktes übernommen. Freudig begrüßten wir uns, hielten uns mit diesem Zeremoniell aber nicht allzu lange auf und brachen gleich Richtung Belgien auf.
Doch vor dem Essen wollten uns Edith und Jürgen noch den Vierländerpunkt zeigen. Dieser eher inoffizielle Grenzpunkt liegt in unmittelbarer Nähe zum Dreiländereck Belgien - Niederlande - Deutschland auf dem höchsten Punkt der Niederlande, dem 323 Meter hohen Vaalserberg.
Hierzu fuhren wir übergangslos auf niederländisches Staatsgebiet über den kleinen Ort Vaals den "Berg" hinauf, bis wir am Straßenrand einen Parkplatz nutzten und den kurzen Rest zu Fuß zurücklegten. Auf dem Weg zum Denkmal bzw. Grenzpunkt des Dreiländerecks verfielen Jürgen und ich in eine angeregte Unterhaltung.
Jürgen wusste einiges zur Historie des Vierländerpunktes zu erzählen, was für mich als generell Geschichtsinteressierten zur Erweiterung meines Wissens beitragen konnte. Und diese Randnotiz der Geschichte ist nun wirklich erzählenswert.
Als Ergebnis des Wiener Kongresses von 1815 wurde das Königreich der vereinigten Niederlande neu gegründet; Zwischen diesem neuen Staat und dem angrenzenden Königreich Preußen verblieb ein 3,4 km² Dreieck namens Neutral-Moresnet, auf dem Zinkgruben lagen. Beide Staaten konnten sich nicht über eine Zuordnung des Gebietes in einen der beiden Staaten einigen.
1830 entstand das neue Königreich Belgien aufgrund einer Revolution, das Dorf Vaals wurde 1839 von Belgien an die Niederlande abgegeben und schon grenzte am neuen Dreiländereck auf dem Vaalserberg die Spitze von Neutral-Moresnet an. Erst anläßlich des nächsten großen europäischen Friedensvertrages - Versailles 1919 - wurde ein kleinerer deutscher Gebietsstreifen Belgien zugesprochen.
Da Neutral-Moresnet nun genau dazwischen lag, fiel dieses für 80 Jahre lang staatsunabhängige Gebiet an das Königreich Belgien. Der Grenzpunkt des Dreiländerecks ist heutzutage mit den 3 Nationalfahnen geschmückt; das inoffizielle Denkmal des Vierländerblicks ist vielleicht 50 Meter entfernt und relativ unscheinbar.
Schön, dass Jürgen mir dies so akribisch erklärt hatte. Ich konnte mich nur mit einer kurzen Schilderung der Geschichte des Königreichs Romkerhall im Harz reservieren.

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