Montag, 3. April 2023

Contramann: kurz gesehen im April

https://petraerler.substack.com/p/krieg-oder-frieden-in-europa-wahrheit
Es geht um das Minsker Abkommen - hier die Aussage von Angela Merkel aus dem Dezember 2022. Da erklärte sie, dass das Minsker Abkommen 2014 von vorneherein dazu diente, der Ukraine Zeit zur Vorbereitung eines Krieges gegen Russland geben zu können. Im Februar 2022 taten die Russen den Nato-Staaten dann den Gefallen und überfielen die Ukraine.
Dank des Minsker Abkommens wurden der Ukraine 8 Jahre des Aufbaus einer Armee ermöglicht; 2014 wären Sie - das suggeriert eben die Aussage von Merkel - von Putins Truppen überrollt worden.
Und wenn dem so ist, stellt sich die Frage, warum sich Putin 2014 überhaupt auf das Minsker Abkommen eingelassen hatte und dann 8 Jahre lang mit dem Überfall gewartet hatte. Wäre es nicht vorstellbar, dass Putin 2014 eine friedliche Lösung bevorzugt hatte? Oder hatte er einfach nur Angst vor der Nato?
Bezeichnenderweise hatte keine der deutschen Qualitätsmedien diesbezüglich entsprechende Fragen gestellt. Petra Erler, ehemalige Beraterin und Freundin von Günter Verheugen in dessen Zeit als EU Kommissar, hat die Zusammenhänge in diesem Artikel schön beschrieben.

https://www.focus.de/politik/ausland/beide-seiten-lehnten-ab-usa-legten-putin-und-ukraine-brisanten-friedensplan-vor_id_184729771.html
Huch, das klang zu schön um wahr zu sein: Im Januar 2023 soll die US Regierung der Ukraine und Russland einen Friedensplan vorgelegt haben, der wohl eine Unabhängigkeit des Donbas zur Folge ermöglicht hätte. Ob die „restliche“ Ukraine dann ein Mitglied der Nato oder wenigstens der EU geworden wäre, lässt sich dieser kurzen Meldung leider nicht entnehmen.
Beide Kriegsparteien lehnten diesen Vorschlag jedoch ab. Die Ukrainer aus nachvollziehbaren Gründen - aber warum konnte Putin sich mit Bidens Vorschlag nicht anfreunden? Dieser deckte sich doch eigentlich mit den Forderungen, die Putin selbst in 2022 noch als Bedingungen für ein Ende des Krieges genannt hatte.
Der kurze Artikel gibt hierzu nichts her. Stattdessen wird suggeriert, dass Putin die Auffassung vertrete, den Krieg gewinnen zu können. Etwas dünn meiner Ansicht nach.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=93471
Artikel der Nachdenkseiten binde ich eher ungern in diese Kolumne ein. Nicht, weil diese schlecht wären - das Gegenteil ist der Fall. Der eigentliche Grund für das Auslassen der vielen hervorragenden Beiträge auf den Nachdenkseiten liegt darin, dass Du den verlinkten Artikel von Jens Berger eh schon gelesen haben wirst.
Aber zu diesem erhellenden Artikel über die Großraffinerie in Schwedt wollte ich jetzt doch noch meinen Senf dazugeben. Denn ich finde es ebenfalls unerträglich, dass sich der grüne Wirtschaftsminister Habeck vor die Belegschaft der Raffinerie hingestellt hatte und über Ersatzlieferungen an Öl aus Kasachstan oder über Danzig fabuliert hatte.
Wie hier sehr schön dargestellt ist, hatte der Wirtschaftsminister nicht wirklich konkrete Zusagen von derartigen Lieferungen als Ersatz für sanktioniertes Öl aus Russland in der Hand. Er behauptete einfach irgendetwas, um die von der Schließung bedrohten Arbeiter zu beruhigen. In unserer fortschrittlichen Demokratie erwarte ich von einem Minister da doch mehr Standing.
Und dass die Russen ihr Öl an die Saudis verkaufen, die dieses dann als Diesel vollkommen legal (zu höheren Preisen versteht sich) an die Europäer verkaufen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

https://www.neulandrebellen.de/2023/02/minsk-ii-das-endgueltige-ende-der-westlichen-seriositaet/
Roberto de Lapuente hat (leider) mal wieder recht. Er erinnert in diesem Artikel an die Aussage von Angela Merkel, dass die Abkommen Minsk I und II dazu dienten, der Ukraine Zeit zum Aufrüsten zu geben. Nachdem auch der ehemalige französische Präsident Hollande dies Ende letzten Jahres bestätigte, zieht Lapuente hier die richtigen Schlüsse.
Traurig genug, dass „unsere“ Qualitätsmedien die Aussage von Merkel als Versprecher darstellten, sofern überhaupt davon berichtet wurde. Aber die Folgen für den „Wertewesten“ werden sich mehr und mehr darin zeigen, dass immer mehr Länder die Verlässlichkeit des Westens nicht nur anzweifeln werden, sondern entsprechend handeln.
Sprich: Der behauptete Führungsanspruch der USA und seiner Verbündeten bröckelt. Und der deutsche Michel in seiner (grünen) Selbstgerechtigkeit merkt es nicht. Der Niedergang scheint vorprogrammiert.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen