Donnerstag, 13. April 2023

Alan Freed 4/4

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Und dieser Unterausschuss hatte bereits Anhörungen zu Quizsendungen des TV's durchgeführt. Dies brachte die Rundfunksender ins Schwitzen, weil deren Betriebslizenzen durch ein Gerichtsverfahren in Gefahr gerieten. Sie forderten ihre Mitarbeiter, sprich DJs, zur Abgabe von eidesstattlichen Erklärungen auf, in der sie jegliche Beteiligungen an Bestechungsgeldern abstreiten mussten.
Hier ergab sich für Alan Freed natürlich ein Problem. Seinem Senderchef bei WABC machte er klar, dass er keinen Meineid leisten wollte, weil er verschiedene Geschenke erhalten hatte. Alan Freed weigerte sich also, für ABC eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben. Prompt darauf reagierte ABC und feuerte Alan Freed am 21 September.
In der Folge musste Freed sein Engagement im Fernsehen ebenfalls beenden. "Big Beat" ging am 23. November 1959 zum letzten Mal über die Bildschirme. Die Anhörungen vor dem besagten Unterausschuss hatten da noch nicht einmal angefangen, die begannen erst im neuen Jahr, also 1960.
Mehrere DJs bekannten sich schuldig, für die Werbung einzelner Platten Geld und Geschenke angenommen zu haben. Entgegen dem Anraten seines Anwaltes deckte Freed Ende April seine Verbindungen zu einzelnen Plattenfirmen auf und benannte diejenigen von Ihnen, welche ihn für eine "Beratung" gebucht hatten.
Sicherlich war ihm bewusst, dass ihn diese Aussagen um Kopf und Kragen bringen konnten, denn die New Yorker Staatsanwaltschaft strengte ja bereits Strafverfahren an und hätte alles gegen ihn verwenden können.
Vielleicht zog es ihn deshalb von New York nach Los Angeles, wo sein Freund und ehemaliger Programmdirektor von WINS - Mel Leeds - bei einem Rhythm and Blues Sender namens KDAY arbeitete.
Doch da der Bezirksstaatsanwalt von New York Anklage wegen Bestechung gegen Alan Freed erhoben hatte, entschloss sich dieser, kurzfristig nach New York zurückzukehren. Dabei lag die Bestechungsaffäre mindestens zehn Jahre zurück. Dieser Fakt spielte jedoch keine Rolle, als Freed und sieben weitere Radiomitarbeiter am 19. Mai 1960 in Manhattan verhaftet und angeklagt wurden.
Insgesamt sollen sie 116.850 Dollar an Bestechungsgeldern erhalten haben. Kaum in Los Angeles zurückgekehrt, unterzeichnete Alan Freed eine Vereinbarung mit KDAY mit dem Inhalt, dass er sich von allem fernzuhalten hatte, was auch nur geringsten nach Bestechung roch. Und trotz dieser Probleme klangen seine Sendungen auf KDAY so energisch wie von ihm gewohnt.
Aufgrund der anhängigen Strafverfahren protegierte Freed einzelne Platten ausschließlich aus Leidenschaft und verhalf so über seine Radioshow mehreren Hits zum Durchbruch. Doch auch auf diesem Sender konnte Alan Freed nicht auf Dauer in Ruhe arbeiten.
KDAY feuerte ihn, weil der Sender sich weigerte, ein von Freed im Hollywood Bowl veranstaltetes Konzert zu bewerben. In all den Jahren wurden ihm Steine in den Weg gelegt; so etwas kann einem Menschen schon mal paranoid machen.
Hier kam noch erschwerend seine ewige Sauferei hinzu, bis sich Freed in seinem Bestechungsprozess zunehmend gegen die Wand gedrückt sah und im Frühjahr 1963 schließlich eine Geldstrafe von 300 $ akzeptierte, indem er sich in zwei von sieben Anklagepunkten für schuldig erklärt hatte.
Er hatte jedoch nicht bedacht, dass sich dank seines Schuldanerkenntnisses eine Unzahl von Rechnungen und sogar noch eine Anklage wegen Einkommensteuerhinterziehung ergaben. Dies kann man auch als Folge der jahrelangen Drangsalierung durch die Musikindustrie ansehen, weil Alan Freed dank seiner Widerborstigkeit die Musik spielte, die er promoten wollte..
Leider verkraftete Alan Freed derartige Nackenschläge nicht länger und wurde am Neujahrstag 1965 in ein Krankenhaus in Palm Springs, wo er inzwischen lebte, wegen Magen-Darm Blutungen infolge einer Leberzirrhose eingeliefert. Dort starb er letztendlich am 20. Januar 1965 dank eines Nierenversagens.
zuletzt in Palm Springs

Nach Palm Springs war er bereits 1963 übergesiedelt. In diesen letzten Jahren war er verzweifelt und bankrott, dazu auch häufig besoffen. Er war nicht mehr in der Lage gewesen, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen und musste bei Freunden aus dem Musikgeschäft um Geld für Miete und Lebensmittelrechnungen anfragen. Mit 43 Jahren war er ein vollkommenes Wrack und mittellos, als er starb.
Der Payola Skandal hatte die US-amerikanische Musikindustrie Ende der 50er Jahre schwer erschüttert. Die Erkenntnis, das Hits käuflich waren und ein so bekannter DJ wie Alan Freed sich daran ungerechtfertigt bereichert hatte, versetzte der noch blutjungen Rockmusik und deren jugendlichen Fans einen schweren Schlag, von der sich die Industrie allerdings schnell erholen sollte.
Der traurige Verdienst von Alan Freed bleibt es, als Mister Rock 'n' Roll jahrelang den Unmut des Establishments auf sich gezogen und dem enormen Druck der konservativen amerikanischen Gesellschaft der 50er Jahre standgehalten zu haben.
Auch die meisten anderen DJs hielten die Hand auf, doch die amerikanische Öffentlichkeit wollte sich partout an Alan Freed verbeißen. Dafür bezahlte er den Preis; Zu guter Letzt brachte dies Alan Freed frühzeitig ins Grab.
Der Erfolg des neuen Musikstils jedoch ließ sich nicht aufhalten, zumal mit den Kids sehr viel Geld zu verdienen war und bis heute ist, was die Musikindustrie sehr schnell erkannt hatte. Und wer weiß, ob es ohne eine herausragende Figur wie Alan Freed überhaupt einen Boom der Rockmusik gegeben hätte.
Denn er war einer der wenigen Persönlichkeiten (hier wäre sicherlich auch noch Dick Clark zu nennen), die Rockmusik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machten, indem sie diese in ihre eigentlich eher Pop-Musiksendungen integrierten. Sozusagen die Scorpions in der Giovanni Zarrella Show.

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