Montag, 17. April 2023

Hartmudo: Superwumms

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Zwischenzeitlich war das Mittagessen gereicht worden. Gerd und Paul zeigten hierbei erhöhte Aktivität und vertilgten genüsslich Fleisch und Sättigungsbeilage mit großem Appetit. Erst jetzt bekam ich mit, dass beide jeweils am Knie operiert worden waren.
Als ich nun endlich dazu der Lage war, meinen griechischen Topf zu essen, hatten sich beide schon wieder hingelegt und dösten wieder vor sich hin. Kritharaki Nudeln mit Aubergine, Zucchini und Paprika in einer würzig-salzigen Brühe. Dieser äußerst leckere Eintopf mundete mir vorzüglich.
Wieder kam mir unsere ursprüngliche Planung in den Sinn. Auch am morgigen Tag würde ich statt Kegeln und Essen bei Freunden in Berlin mit Gerd und Paul in diesem Zimmer abhängen - ohne Bier. Jetzt hatte ich also genügend Zeit, um Gerd und Paul näher kennenzulernen.
Pauls polnische Ursprünge waren unschwer an seiner Aussprache herauszuhören. Seit kurzem in Rente, hatte er bis vor kurzem wohl im Werk gearbeitet. Vom lang aufgeschossen Gerd bekam ich nur mit, dass er aus Peine stammt und seine Frau Vegetarierin ist.
Beide waren Leidensgenossen; der eine operiert am linken, der andere am rechten Knie. Sie gingen immer zusammen zu den Mobilisierungsübungen für ihre Knie und würden auch die Krankengymnastik nach Entlassung aus dem Krankenhaus zusammen bestreiten wollen. Beide waren bereits am Dienstag eingeliefert worden und litten unter einem Lagerkoller.
Da ihre Knie Bewegung brauchten, gingen sie des Öfteren mit ihren Krücken auf den Flur und in das Treppenhaus hinaus. Da ich selbst auch ein wenig Aufmunterung gebrauchen konnte, hatte ich mich Ihnen dabei gerne angeschlossen. Mir tat die Bewegung auch gut; Alles war besser, als die ganze Zeit im Bett zu liegen.
Meine Drainage konnte ich sogar dabei in der verletzten Hand halten. Doch bevor ich an dieser Aktion teilnahm, freute ich mich über den zugegebenermaßen erwarteten Besuch meiner Löwin. Wir begaben uns nach gegenüber in den Aufenthaltsraum und unterhielten uns bald zwei Stunden lang. Das tat gut, jetzt einen geliebten Menschen zu sehen.
In der Abenddämmerung fuhr sie nach Hause - die Katzen mussten schließlich auch gefüttert werden. Außerdem war es langsam Zeit fürs Fernsehprogramm. An diesem Abend startete Deutschland um 18:30 Uhr in die Handball WM mit der Begegnung gegen Katar.
Im Zimmer verfolgten alle drei dieses Spiel; wobei ich mein Tablet bemühen musste, weil ich es nicht eingesehen hatte, für das Fernsehprogramm 9 € am Tag zu bezahlen. Über die Joyn-App könnte ich das TV-Programm schließlich auch auf dem Tablet anschauen. Der Internetzugang kostete lediglich 7 € am Tag.
Witzigerweise war die App immer zwei bis drei Minuten langsamer als die TV Schaltung, so dass Paul und Gerd des Öfteren erheblich eher in Torjubel ausbrechen konnten als ich. Das sehnlichst erwartete Abendessen kam auch irgendwann und Deutschland siegte 31:27.
Nach einem weiteren Spaziergang über den Flur und mehrere Stockwerke im Treppenhaus war es Zeit für das Abendprogramm. Auf dem Zimmer, jeweils im Bett liegend, wollte jedoch keine richtige Unterhaltung aufkommen. Gerd und Paul waren nun nach mehreren Tagen im Krankenhaus durch und wollten nur noch nach Hause, zumal beide nachts wegen ihrer operierten Knie auch nicht richtig liegen konnten.
Also schauten wir - jeder für sich auf seinem Bett - zusammen einen Film. Mission Impossible Rogue Nation lief an diesem Abend auf ProSieben. Obwohl ich diesen Teil bereits gesehen haben musste, hatte ich die Handlung anscheinend vergessen. Da werde ich mir zu Hause wohl ein paar der anderen Teile noch mal anschauen müssen.
Beim Spätfilm nach 23 Uhr wurden wir von der Schwester unterbrochen, die anscheinend bei uns dreien noch einmal den Blutdruck messen musste. Wie auch immer, das Licht war aus, nachdem Gerd mich gebeten hatte, mein Deckenlicht auch auszuschalten, damit er schlafen konnte. Das war für mich das Startzeichen, meine Schlafmaske aufzusetzen und ebenfalls eine Mütze voll Schlaf anzusteuern.
Samstag, 14 Januar. Was soll ich sagen, an Schlaf war in der Nacht nach der Operation nicht zu denken gewesen. Ruhig und still lag ich auf der rechten Seite, immer darauf bedacht, die Drainage nicht abzureißen. Links war ja noch der Zugang, den wollte ich ebenfalls nicht berühren.
Erstaunlicherweise blieb ich die ganze Zeit ruhig. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich durch die erfolgte OP einen positiven Tick bekommen hatte. Die Nachtschwester kam unnötigerweise noch zweimal in dieser Nacht ins Zimmer - das letzte Mal gegen 4 Uhr morgens - um zu schauen, ob alles in Ordnung sei.
Wäre es auch gewesen, wenn sie nicht reingekommen wäre. So waren wir alle drei aufgewacht. Kurze Zeit danach stand ich auf, weil ich aufs Klo musste. Eigentlich wollte ich dann wach bleiben, überlegte es mir aber anders und legte mich noch einmal hin. Tatsächlich schlief ich bis kurz vor 7 Uhr, bis die Schwestern zum Blutdruckmessen hereinkamen.
Die Brötchen zum Frühstück musste ich mir aufschneiden und mit Butter beschmieren lassen, essen konnte ich sie alleine. Auch nachdem die Ärztin mit den Schwestern zur Visite gegen 9 Uhr durch das Zimmer gerauscht war, fühlte ich mich hervorragend.
Dankenswerterweise nahmen sie mir den Zugang am linken Arm ab, da fühlte ich mich auch gleich besser. Die Ärztin bestätigte mir noch einmal, dass ich noch eine Nacht da bleiben werde. Doch irgendwie galt es als gesichert, dass ich am Sonntag nach dem Frühstück entlassen werden würde. Da fühlte ich mich erleichtert, der Tag konnte beginnen.
Naturgemäß geschieht im Krankenhaus nicht viel; neben dem Mittagessen latschte ich mit Gerd und Paul über den Flur und durch das Treppenhaus. Über Mittag gab es noch Biathlon, Gerd und Paul waren derweil zu einer Anwendung aufgebrochen. So ging die Zeit dahin und ich freute mich auf den Besuch durch meine Löwin.
Als sie dann am frühen Nachmittag durch die Tür trat, war bei mir die Freude groß. Ich hatte sie doch sehr stark vermisst. Unglücklicherweise war ich jedoch zu diesem Zeitpunkt mental schon wieder etwas down, denn ich hatte an meinem Körper eine neue Baustelle entdeckt.
Im rechten Auge hatte es gejuckt, passenderweise konnte ich mich nicht bergen und rieb munter dort herum, bis ich ein richtig schönes Kittauge hatte. Zuerst wollte ich es auch gar nicht wahrhaben, bis mich meine Löwin darauf aufmerksam machte.

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