Donnerstag, 23. März 2023

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Sa. Immer noch 25. Juni

So stürmten die Schweizer zwar elanvoll, aber nicht blind aufs polnische Tor, schossen aber keins. Aber dann. 8 Minuten vor dem Aus resultierte aus einem Derdiyok Kopfball ins Nirvana eine Kerze, die Shaquiri herrlich entzündete. Mit einem vorbildlichen Seitfallschuß, Haltungsnote 10, haute er die Kugel an den rechten Ihnen Pfosten ins Netz der Polen. Der hoch verdiente Ausgleich, aber das war es dann auch.
Verlängerung. Das Wetter hatte sich etwas abgekühlt, um es vorsichtig zu sagen. Markise runter, der Regen war durch und die Patties, die meine Löwin mittags aufgetaut hatte, wollten auf den Grill. Zusammen mit den Alpengrillern, die ich nicht wieder kaufen werde, hatten wir wieder mal ein proteinreiches Mittagessen. Durch das Hin und Her zwischen Balkon und Wohnzimmer bekam ich von der Verlängerung nicht viel mit.
Da passierte auch nicht mehr viel. Vor allem die Polen enttäuschten uns maßlos, an erster Stelle ist hier Lewandowski zu nennen. Die Schweizer hatten aber auch nicht die Qualität, um das wirklich auszunutzen. So nahm das Unheil für die Schweizer ihren Lauf.
Im Elfmeterschießen. Alle Spieler bis auf einen verwandelten ihre Strafstöße. Der eine war Xhaka, ehemals Star der Gladbacher Borussia, jetzt bei Arsenal, und damit tragische Figur diese Achtelfinales. Aber beklagen darf sich die Schweiz nicht. Den Fehler zum 0:1 hatte ich vorhin beschrieben. Diese eine Chance reichte den Polen, auch wenn Shaquiri die Eidgenossen noch kurz im Spiel halten konnte.
Hinterher zogen sich die Interviews und Kommentare von beiden Ollies sowie dem unerträglichen Urs Meyer in die Länge. Die Spieler beider Seiten wurden interviewt und sonderten das übliche Geschwafel ab. Erst als das zweite Achtelfinale schon begonnen haben musste, schnallte ich es endlich und schaltete um zur ARD und damit zu Opdenhövel und Scholl. Da hätte ich ja auch mal eher drauf kommen können.
Wales gegen Nord Irland. Mit beiden Teams war vorher nicht zu rechnen gewesen. Achtelfinale? Keine Chance, so dachten wir vor 2 Wochen. Jetzt würde der Gewinner dieser Partie sogar ins Viertelfinale vorstoßen. Eine Partie ohne taktische Spielchen, so hofften wir.
Doch wie Mehmet Scholl waren auch wir in der Halbzeitpause ernüchtert. Mehmet bemerkte völlig richtig, das hier keine spielerischen Highlights zu erwarten waren, aber so ein Gekicke... Es war die bis dahin schwächste Begegnung der bisherigen Europameisterschaft, bei der Gareth Bale von den Nord Iren gut zugedeckt wurde und kaum in Erscheinung trat.
Wenn er allerdings mal mit dem Ball auch nur 10 bis 30 Meter lief, dann merkte man den Klassenunterschied zu den anderen Akteuren auf dem Platz extrem deutlich. Und doch hatte er mit dem Tor Mitte der zweiten Halbzeit nichts zu tun. Der von der linken Seite flach hereingeschlagene Ball wurde vom Kapitän Nord Irlands ins eigene Tor gegrätscht. Hinter ihm stand auch ein Waliser einschussbereit da. Pech für Nord Irland also.
Immer wieder fielen meiner Löwin und mir die Augen zu, so spannend war diese Begegnung. Nord Irland war nicht mehr in der Lage, nach vorne Akzente zu setzen. Nur ein Glückstreffer, ein "Lucky Punch" also, hätte ihnen helfen können. Vollkommen planlos knallten sie die Pille nach vorne. Noch viel seltener kam mal ein Ball in den Strafraum, wo er die walisische Abwehr vor keine nennenswerte Probleme stellte.
Die Waliser verwalteten ihren knappen Vorsprung bis zum Schlusspfiff, den wir sehnlichst herbeigesehnt hatten. Ungarn oder Belgien wird nächsten Freitag der Gegner von "Bales" im Viertelfinale sein und darf sich nach dem morgigen Sieg im Achtelfinale vorab schon mal über den wahrscheinlichen Halbfinaleinzug freuen. Wales hat wirklich nichts im Viertelfinale zu suchen, da hat Mehmet schon recht. Andererseits... Schön, das es solche Überraschungen noch gibt.
Bislang hatten wir also Pech gehabt an diesem ersten Achtelfinaltag. Da blieb nur noch das letzte Spiel des Abends, wieder auf dem ZDF. Kroatien gegen Portugal klingt eigentlich schon wie ein Halbfinale. Beide Teams hatten bisher Offensivgeist gezeigt, da musste ab 21.00 Uhr doch ein Riesenspiel abgehen. Auch der Studiogast Ivan Klasnic war guter Hoffnung, endlich ein schönes Spiel sehen zu können.
Schnell wurde allerdings klar, das diese Hoffnung trügerisch war. Die hochgelobten Kroaten ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen und die Portugiesen hechelten erfolglos hinterher. Durch diesen Schlafwagenfußball allein hielten die Kroaten Cristiano Ronaldo aus dem Spiel, hatten sich aber verrechnet, weil die Portugiesen - anders als in der Vorrunde - in der Abwehr sehr sicher standen.
3 von 4 Abwehrspielern hatte der portugiesische Trainer Fernando Santos vor dem Spiel ausgetauscht. Alle Fachleute in der Heimat hielten ihn garantiert für wahnsinnig, aber er hatte den richtigen Riecher und Rakitic, Perisic oder auch Modric blieben im Beton der Portugiesen stecken. Ein ums andere Mal liefen sie sich im Abwehrbollwerk fest, ohne das sie Mandzukic einsetzen konnten. Der Totalausfall wurde auch folgerichtig von Ante Cacic in der 88. Minute ausgewechselt.
Auf der anderen Seite wurde Ronaldo von den Kroaten kalt gestellt. Nur Nani in seinem 100. Länderspiel für Portugal beschwor etwas Gefahr herauf. Er spielt aber auch ein engagiertes Turnier. Das Portugal noch im Turnier ist, haben sie meiner Meinung nach eher ihm als Cristiano Ronaldo zu verdanken.
Spielerische Leckerbissen waren so während der 90 Minuten Mangelware. Nur den Portugiesen merkte man gegen Ende an, das sie willens waren, die Entscheidung in der regulären Spielzeit zu suchen. Doch es klappte nicht und wir verzogen uns enttäuscht zur Verlängerung in die Kemenate meiner Löwin, um uns das sicherlich quälende Ende zu geben. Irgendwann schlief meine Liebste ein und ich machte es mir in meinem Büro bequem.
Erst in der 116. Minute dann die erste schöne Aktion im Spiel. Perisic schädelte den Ball mit voller Wucht an den Pfosten. Im direkten Gegenzug konterte Portugal geschickt und CR7 war ein einziges Mal frei und nahm den Ball direkt. Der kroatische Torwart wehrte das Leder bravourös ab und Quaresma war mit dem Kopf zur Stelle. 1:0 Portugal in der 117. Minute durch den Mann, der mal wieder als Joker in der 87. Minute kam und dann wie auch schon gegen Ungarn frischen Wind brachte.
Der Geheimfavorit Kroatien war also ausgeschieden. Und das ist auch gut so, denn die Mannschaft, die erheblich mehr kann, wurde richtigerweise für ihren Angsthasenfußball abgestraft. Portugal spielte das, was sie können und wird - so mein Tipp- im Turnier noch weit kommen. Der 18jährige Renato Sanches, in der nächsten Saison bei Bayern, ist übrigens saustark und für meinereiner die Entdeckung des Turniers.
Ich las zum Abschluss des Abends noch ein wenig und legte mich ab. Morgen ist Deutschland und überhaupt der Tag der Titelfavoriten, denn Frankreich und Belgien werden auch spielen.

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