Mittwoch, 22. März 2023

Hartmudo: Superwumms

6
Meine Löwin und ich packten die Krankenhaustasche und die Schlafmaske in den Kofferraum, dann fuhren wir kurz nach 6:30 Uhr los. Mehr oder weniger schweigend rollten wir über die Tangente.
Doch ein wenig ängstlich kreisten meine Gedanken um die OP, man könnte mit Fug und Recht sagen, dass ich komplett neben mir stand. Nichts und niemand hätte mich aus dieser Starre lösen können - meine Löwin weiß dies. Schwer liegt dieser Fluch über meiner Familie, weder meine Schwester Berta noch ich kommen dagegen an.
Vor dem Haupteingang ließ mich meine Löwin mit den Klamotten raus, danach parkte sie das Auto. Kurz danach half sie mir, die Sachen zur Anmeldung zu tragen. Dort mussten wir uns verabschieden, dann war sie weg und ich allein in den Fängen einer grünen Schwester. Diese war natürlich richtig freundlich, wenigstens das bekam ich noch mit.
Eine Schwester im lilafarbenen Overall nahm mich auf Station 6 in Empfang. Sechster Stock, Station 6 - alles klar! Und schon waren wir im Zimmer 613, meinem neuen Zuhause. Es handelte sich hierbei um ein Dreibettzimmer, wie ich sofort feststellen konnte.
Verhalten begrüßte ich meine neuen Mitbewohner Gerd und Paul; beide lagen träge in ihren Betten und dösten vor sich hin. Beide hatten ihre Betten an der Fensterfront, der einzige Tisch des Raumes mit zwei Stühlen stand in der Mitte vor derselben. Mein Platz befand sich direkt neben der Eingangstür, dafür hatte ich einen wunderschönen Blick auf die Badezimmertür.
Die Schwester machte mich sofort mit einer wichtigen Regel vertraut, welche ich während meines Krankenhausaufenthaltes mehr oder weniger unwissentlich dennoch nicht beachten sollte: Immer wenn das Personal das Krankenzimmer betritt, müssen alle Patienten augenblicklich eine FFP2-Maske aufsetzen.
Gleiches galt auch für einen Gang auf den Flur, selbst wenn man nur kurz in den Aufenthaltsraum gegenüber gehen wollte. Aber genug der Kleinigkeiten, es ging sofort zur Sache. Da ich an diesem Tag als Erster operiert werden sollte, ging es für mich sofort los mit der Action.
Die Schwester gab mir OP-Umhang sowie den äußerst knappen OP-Slip in die Hand und verließ das Zimmer. Kaum hatte ich mir meine Klamotten vom Leib gerissen und die OP-Kleidung angelegt, erschien auch schon die operierende Oberärztin im Zimmer.
Sie bestätigte die Vollnarkose und erklärte mir mit emotionsloser Stimme, dass sie aufgrund des mehrfachen Bruches sehr viel puzzeln müsse. Daher würde die OP wohl etwas länger dauern. Dies beruhigt mich keineswegs, doch zum Glück hatte ich keine Zeit zum Grübeln.
Nachdem die Oberärztin aus dem Zimmer gegangen war, lag ich fertig vorbereitet für die OP auf meinem Krankenbett und wartete auf den Pfleger, der mich abholen sollte. Mit Paul und Gerhard ergab sich keine Unterhaltung, aber sie wünschten mir schon mal viel Erfolg für die Operation. Und dann kam er endlich, der Anschieber.
Mit ein bisschen Smalltalk schob er mich über Flure und durch Fahrstühle in den OP Bereich. Die Deckenlampen flogen an mir vorbei, bis der Pfleger mich endlich in dem langen schmalen Gang an den Operationssälen abstellte und ging. Zwei Schwestern nahmen sich meiner an, wovon die eine wohl noch neu war.
Die etwas korpulentere Schwester erklärte ihr genau, was jetzt im Einzelnen zu tun sei. Wenigstens erwachte ich jetzt aus meiner Lethargie. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass dieses Wochenende doch ganz anders ablaufen sollte. Meine Löwin und ich waren zum Geburtstag von Urmel in Berlin eingeladen worden.
Aber statt um 7.00 gen Berlin loszufahren, lag ich nun hier vor dem OP-Saal und dümpelte vor mich hin. Endlich erinnerte ich mich daran, dass bei mir ja noch die Fäden auf der Stirn und der Nase gezogen werden mussten. Bereits auf dem OP-Tisch liegend, konnte ich dies mit dem Narkosearzt und den Schwestern klären.
Während der Vollnarkose würden sie dies erledigen. Und nachdem ich endlich an den Tropf angeschlossen war, träufelte das Narkosemittel so langsam in mich hinein. Da wurde es ganz warm - erst im Brustkorb und dann im Kopf. Dies war der Zeitpunkt, an dem der Narkosearzt eine Atemmaske vor meine Nase und den Mund setzte.
Das Gerät erinnert mich wirklich an meine Schlafmaske, dachte ich noch. Dies war mein letzter Gedanke vor der OP. Gefühlt unmittelbar nach diesem Gedanken wachte ich auf. Unwillkürlich wanderte mein Blick an meinem Körper hinab. Ich hing nicht mehr am Tropfen, aber der Zugang war noch gelegt.
Mein rechter Unterarm hatte die Gipsschiene wieder. Doch was musste ich da sehen? Kurz vor dem Ellenbogen war ein weiterer Zugang gelegt worden. An dem hing ein Schlauch, an dessen Ende eine Plastikflasche befestigt war. Dies war eine Drainage. Ich konnte gut erkennen, das über den langen Plastikschlauch schon etwas Blut in die Flasche geflossen war.
Nach kurzer Zeit tauchte der Pfleger von vorhin wieder auf und schob mich erneut über Flure und Fahrstühle in meine Unterkunft zurück. Da lag ich nun etwas träge an meinem Platz neben der Tür und war unendlich glücklich, die OP offensichtlich gut überstanden zu haben.
Paul und Gerd redeten auch nicht so viel, daher konnte ich meine Gedanken kreisen lassen. Die Uhrzeit zeigte bereits 11:30 Uhr an, als die operierende Oberärztin mit zwei Stationsschwestern im Zimmer erschien und noch einiges zur Operation erläuterte.
Sie hatte doch tatsächlich lange operieren müssen und wollte mich erst am Sonntag entlassen, um den Heilungsprozess besser überwachen lassen zu können. Danach beschworen mich die Stationsschwestern, darauf zu achten, die Flasche und den Drainageschlauch nicht abreißen zu lassen. Beim Schlafen sollte ich darauf achten, mich nicht auf Dieselbigen zu legen.
Im übrigen wurde es von Seiten der Fachkräfte als positiv betrachtet, das relativ wenig Flüssigkeit über die Drainage lief. Dies könnte den Heilungsprozess nur beschleunigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen