Dienstag, 6. September 2022

Hartmudo: erst zum Brunnen, dann zur Penne 4/5

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Kurz gesagt: Aki-Bua hatte nach seinem Studium in Göttingen bei der Post angefangen und war irgendwann in die Telekom gerutscht, hatte dort Karriere gemacht und konnte bereits mit 55 Jahren in den Ruhestand gehen.
Sicherlich wirkte er deshalb auch nach 40 Jahren noch sehr frisch, war quasi nicht gealtert. Ein Familienmensch, der im Ruhestand endlich die Zeit für seine beiden nahezu volljährigen Jungen gefunden hatte.
Vor vielleicht 15 bis 20 Jahren war diese Lebenseinstellung noch nicht meine gewesen, aber nachdem ich meine Löwin kennengelernt hatte, habe ich diesen Lifestyle von Jahr zu Jahr mehr geschätzt und folgerichtig den "Rock n' Roll" der 80er und 90er Jahre nach und nach hinter mir gelassen.
Diesen Lifestyle als "freier" Mensch - einsamer Wolf passt allerdings eher - hatte ich immerhin knapp über das 40. Lebensjahr hinausgezogen. Lediglich dem Alkoholkonsum bin ich seither treu geblieben. Ich würde das als "in Würde altern" bezeichnen, möchte aber trotzdem keinen Alleinstellungsanspruch auf die korrekte Lebensführung erheben.
Allerdings finde ich es schön, dass ich nach all den "wilden" Jahren meine vergangene Ablehnung einer "normalen" Lebensweise ("so wie die Alten") überwinden konnte.
Abgesehen davon stellten wir im Laufe des Abends übereinstimmend fest, dass wir alle noch unsere alte Mucke aus den 70ern und 80ern aufzulegen pflegen, wenn wir denn mal wieder "Bock auf Rock" haben. Bei den Erlauchten ist dies eindeutig die "Hard und Heavy" Abteilung, vielleicht zählte ich auch gerade deshalb damals nicht wirklich dazu.
Da standen wir hier nun vor dem Haupteingang unserer alten Schule mit der ersten Rutsche Pils, als Jürgen und Edith mit Jopi im Schlepptau endlich auftauchten. Auch UMD und Pockes Schwester sagten noch kurz Hallo, waren jedoch nach kurzer Zeit gleich wieder verschwunden. Jürgen und Edith jedenfalls brauchten ein Bier, die nächste Runde wurde fällig.
Als Jürgen sagte: "Der Brunnen läuft ja immer noch nicht", fiel mir diese uralte Begebenheit gleich wieder ein. Hinter dem Verzehrstand ist jetzt das alte Wasserspiel von damals zu entdecken, welches, wie damals schon, nicht funktionierte.
Die sich drehenden Wippen in ungefähr 3 m Höhe waren eine Fehlkonstruktion gewesen. Anstatt sich zu drehen und das Wasser untereinander zu verteilen, waren sie schon Ende der 70er nach kurzer Zeit stehen geblieben. Uns Schülern wurde das seinerzeit quasi als Verbindung von Kunst und Technik angepriesen. Da dies ja nun widersprüchlich ist, konnte es auch nie funktionieren.
19:30 Uhr, jetzt stand die erste Führung an. Da waren die ältesten Jahrgänge für vorgesehen, ergo waren wir mit dabei. Witzigerweise war ja auch unser Abijahrgang 1980 der Älteste mit einer nennenswerten Anzahl von Teilnehmern an diesem Abend.
Der ehemalige kommissarische Leiter und auch Lehrer Harald Burgdorf, den ich persönlich zugegebenermaßen nicht kannte, übernahm die Führung durch die heiligen Hallen. Übrigens, weder Jopi noch Kiste hatten Lust verspürt, sich an dieser Führung zu beteiligen. Das fand ich schade, aber Kiste wollte verständlicherweise noch in Ruhe sein Chili sin Carne aufessen. Den Misanthropen hingegen vermisste ich überhaupt nicht.
Die hell angestrichenen Wände rochen nach frischer Farbe, was den positiven Gesamteindruck allerdings nicht schmälern konnte. Wie hatte sich unsere Schule doch verändert! Ich habe die Flure eher in einem matten Grau-Schwarz mit dunklen Linoleumböden in Erinnerung.
Auch die seinerzeit reichlich vorhandenen Schließfächer in ihrer silbernen Stahloptik waren für nur noch wenige, dafür aber optimistisch weiß leuchtende Boxen gewichen. Die ehemals düstere Atmosphäre ist nach meinem Eindruck mittlerweile einer klinischen und sterilen Umgebung gewichen.
Als nächstes besichtigten wir die Aula, die seit damals wie ein Hörsaal aufgebaut ist. Dieser Raum muss unter Denkmalschutz stehen. Zu meiner großen Freude waren die orangefarbenen Deckenleuchten immer noch installiert.
Ich präzisiere: An der Decke sind unterschiedlich große weiße Kreise installiert, alle zueinander im Abstand zur Decke etwas versetzt gesetzt. Auf diesen Kreisen sind einfach aussehende Glühbirnen befestigt, viele davon in einem siebziger Jahre Orange.
Unten die alte schwarze Bühne... Wir alle fühlten uns sofort wieder heimisch. Von hier aus ging es noch in ein Chemielabor, welches so gar nicht in unserer Erinnerungsraster passen wollte. Waren seinerzeit die Chemie- und Physikräume nicht auch hörsaalmäßig aufgebaut?
Während dieser Führung tauschte ich mich hauptsächlich mit Jürgen und Aki-Bua aus, aber auch der Lange, Pocke und Henry hatte noch einige alte Anekdoten zu berichten. Die wohl schönste hiervon, welche ich zu seiner Zeit nicht mitbekommen hatte, erzählte der Lange (oder war es Aki-Bua?) auf dem alten Raucherhof, in dem wir kurz verweilen durften.
Da hatte Berthold, der heuer aufgrund einer erneuten Corona Erkrankung nicht teilnehmen konnte, den Raucherhof in einer Pause mit Hilfe eines Fahrradschlosses abgeschlossen. Und als es dann zur nächsten Stunde klingelte, waren die Raucher ausgesperrt worden und mussten um Hilfe schreien.
Ein uns allen reichlich bekannter Erdkundelehrer befreite die Raucher schließlich über die gegenüberliegende Tür. Berthold, von hier aus noch einmal gute Besserung, wurde für sein engagiertes Auftreten nie belangt.

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