Freitag, 25. März 2022

Udorallala: Hey, Ho! Let`s go!

Dieser Ausruf wird auf ewig mit den Ramones in Verbindung zu bringen sein. Das war die Einleitung zu „Blitzkrieg Bop“, dem ersten Titel auf deren erstem Album. Wir reden hier über die Truppe, die es zeit ihres Bestehens als Band konsequent geschafft hatte, kommerziellen Erfolg zu verfehlen.
Dennoch hielten sie 22 Jahre lang durch, obwohl Johnny und Joey die letzten 15 davon nicht mehr miteinander sprachen, weil Johnny dem Joey seine Freundin ausgespannt hatte. Die Ramones lebten überwiegend von ihren Touren. Und die ganze Zeit im Tourbus - Linda immer an der Seite von Johnny.
Was für eine menschliche Tragödie für Joey, aber die Adels-Expertin von RTL hatte es nicht mitbekommen und deshalb geriet die Angelegenheit in der (Musik)presse in Vergessenheit. Nur weil ich durch Zufall über ein absolut lesenswertes Buch gestolpert bin, konnte ich mir das Ausmaß dieses menschlichen Leids vorstellen.
Die Rede ist von Monte A. Melnicks Buch „Auf Tour mit den Ramones“. Monte war 22 Jahre Jahre lang Tourmanager der Ramones und betreute sämtliche 2263 Shows der Band, welche dank Johnny peinlichst genau in einer Kladde vermerkt worden waren. Er war ein Schulfreund von Tommy, dem ersten Drummer der Band.
Dieser war bereits Mitte der 60er mit Johnny in einer Band namens Tangerine Puppets aktiv, ehe Johnny seine Gitarre zwischenzeitlich an den Nagel gehängt hatte. Monte wurde von Tommy für die Band Triad rekrutiert. Mit ihm als Bassisten ergatterte diese Band gar einen Plattenvertrag, schaffte aber den Durchbruch nicht.


Ca. 1974 konnte Tommy dann Johnny reaktivieren, Dee Dee und Joey aus Johnnys Nachbarschaft kamen hinzu und weil den Dreien ein Drummer fehlte, setzte sich der eigentliche Gitarrist Tommy an die Schießbude, damit Joey sich aufs Singen konzentrieren konnte. Und da insbesondere Johnny die Band sehr professionell plante, bekam auch Monte seine Aufgabe als Tourmanager der Ramones.
22 Jahre lang sorgte Monte dafür, dass die Band funktionierte und die Zwistigkeiten nicht aus dem Ruder liefen. Und so erfährt man hier auch einiges über den gewöhnlichen Ablauf während einer Tour, da müssen Hotelzimmer gebucht und Abrechnungen geschrieben werden. Für Alk und Drogen (für Dee Dee) muss Bargeld verfügbar sein.
Daneben gibt es so manche Anekdote aus all den Jahren, mal rührend wie 1980 die begeistert kreischenden japanischen Teenager, mal eher tragisch wie der Wechsel von Linda zu Johnny und das darauf folgende Leiden des verlassenen Joey.
Zitat von Joey aus dem Buch, aus 1984: „Ich denke, dass wir die größte Rock ‘n‘ Roll-Band der Welt sind. Manchmal frustriert mich das. Wir sind die einzige Band, die ihren Idealismus beibehalten hat, die auf die kribbelige Atmosphäre achtete und den Glauben an sich bewahrte. Wir sind nie von unserem Weg abgekommen.“
Ich lass den Kommentar mal so stehen, weil er zu einem Teil stimmt, zu einem anderen natürlich nicht. Dafür war das Ganze trotz alledem gut durchorganisiert, da hatte Johnny schon für gesorgt.
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass die Ramones jahrelang trotz all der positiven Kritiken seitens der Fachpresse und zahlreicher treu ergebener Fans weltweit kommerziell nicht so erfolgreich waren im Gegensatz zu vielen Bands, die sich überhaupt erst nach Besuch eines Ramones Konzerts gegründet hatten.
Das ist auch MTV und den Radiostationen geschuldet, welche die Ramones gerade in der frühen Phase bewusst ignoriert hatten - dies gilt insbesondere für die Staaten. In Europa liefen die Verkäufe etwas besser, aber hier räumten dann eher die Nachahmer ab.


Irgendwann fanden sich die Ramones mit ihrem hart erspielten Kultstatus ab. Dass heute selbst bei KIK Ramones T Shirts Standard sind, haben Johnny, Joey und Dee Dee nicht mehr erlebt. Und was alleine Joey als Songschreiber draufhatte, seht ihr in den beiden verlinkten Videos.
Diese wurden 10 Jahre nach Joeys Tod durch den langjährigen Produzenten Ed Stasium unter illustrer Mithilfe von Andy Shernoff, Handsome Dick Manitoba, Genya Ravan oder auch Stevie van Zant produziert.
Das Buch hatte mich auch motiviert, mir alle Platten der Ramones seit den 80ern wieder anzuhören und ich war überrascht, was für Perlen ich selbst dort noch entdecken konnte. So viele gut produzierte Songs, die keine Hits geworden sind.
Wahrscheinlich aber waren die Ramones nur zu spät dran. Mit Beginn des Computerzeitalters, also eher Nintendo und Playstation, war Rockmusik für die Kids out. Das schockte nicht mehr. Bedauerlicherweise habe ich die Band nie live erlebt.
Rodney Bingenheimer, der einflussreiche DJ aus LA, benannte einmal die 4 wichtigsten Künstler der Rockmusik: Elvis, Beach Boys, Beatles und eben die Ramones. Nicht die Stones, nicht die Doors oder Led Zeppelin. Ich schließe mich dem an. Heute, an meinem Geburtstag. 61 geboren, 61 Jahre alt.
Shaaa-la-la-la, shaa-la-la-lala!

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