Mittwoch, 2. Juni 2021

Hartmudo Corona Schutzimpfung 2/2

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Denn ich stand und stehe nach wie vor den Corona Maßnahmen äußerst skeptisch gegenüber. Ich wollte mich so spät wie möglich impfen lassen, am besten gar nicht. Und jetzt würde ich einer der ersten in meinem Freundeskreis sein, der vollständig geimpft ist. Was für eine Ironie! Als ich dies meiner Löwin erzählte, wurde es erst so richtig witzig.
Sie hatte sich nämlich bereits vier Wochen vorher auf dem Online-Portal für einen Impftermin registrieren lassen und sollte damit auf der Warteliste stehen. Will sagen: sie hätte vor mir dran kommen müssen.
Derart verwundert rief sie sofort bei der Hotline an, die ihr aber auch nicht weiterhelfen konnte. Die Mitarbeiterin des Call Centers riet ihr lediglich, es bei der sogenannten Terminbörse zu versuchen, die das Land eingerichtet hatte.
Über das Wochenende kümmerte ich mich nicht weiter darum. Am Abend vor der Impfung nahm ich mir die Unterlagen vor, die ich ausgedruckt hatte, und füllte den Fragebogen aus. Ich beantworte die Fragen nach eventuellen Vorerkrankungen, Allergien und ähnlichen Risiken, die eine Impfung ausschließen könnten. Die Einwilligungserklärung unterschrieb ich noch nicht, denn da stand etwas von einem ärztlichen Aufklärungsgespräch. Das wollte ich mir doch noch mal vor Ort anhören.
Am nächsten Tag packte ich diesen Zettel mit der Bescheinigung der Rheumatologin und meinen Impfpass in die Fahrradtasche, bevor ich zu Randy fuhr. Dort saßen wir beide schön im Garten und unterhielten uns prächtig. Um 14:30 Uhr brach ich dann zum Impfzentrum auf, zumal Randy jetzt arbeiten musste.
Zehn Minuten vor 15 Uhr war ich da, die Schlange war nicht allzu lang. Selbstverständlich nahm ich ein Foto auf, musste mir aber sogleich einen Rüffel vom Mann des Sicherheitsdienstes Krokoszinski einfangen. Er zwang mich, die zwei geschossenen Fotos zu löschen, aber gab mir den Tipp, mich ein paar Meter weiter nach hinten zu stellen, so dass ich dort ein Foto aufnehmen konnte.
Als ich mich dann wieder anstellen wollte, rief er mir entgegen: "Hier nur Biontec und Moderna, Astra Zenica und Johnson& Johnson dort links in anderen Zelt!" Gut zu wissen, dachte ich, und ging ein paar Schritte zum anderen Zelt. Dort war gar keine Schlange, sodass ich sofort die Stadthalle betreten konnte.
Über die Wendeltreppe - Drei Leute waren vor mir - erreichte ich einen Tresen, an dem eine Arzthelferin meine Unterlagen einsammelte und sichtete. Sie schickte mich weiter zu einer Anmeldung, wo meine Einladung eingescannt und mein Perso gecheckt wurde. Die Unterschrift, dass ich vom Arzt aufgeklärt worden wäre, fehlte.
Ich erklärte der Arzthelferin hinter dem Tresen, dass ich dieses Gespräch schließlich noch nicht hatte und erst nach diesem Gespräch unterzeichnen würde. Da ließ sie es gut sein und schickte mich weiter - zum Arzt. Der bat mich in eine kleine Kabine, wo er nur grob nachhakte, was für Fragen ich hätte. Ich hatte keine. Denn ich war ja von meiner Rheumatologin bereits sehr gut informiert worden.
Als nächste Station - nach weiteren kurzen Schritten - erreichte ich wieder ein Tischchen, an dem eine Arzthelferin saß. Auch sie scannte noch ein wenig herum, bis sie einen Aufkleber abzog und in meinen Impfpass einklebte. Datum und Unterschrift fügte sie noch hinzu, dann war sie fertig und reichte mir den Impfpass.
Ich überlegte: Einfach mit dem Impfpass abhauen, ohne mich impfen zu lassen, könnte klappen, oder? Da hatte ich jetzt mal wieder so einen kleinen Flashback, die Kifferzeit liegt doch schon zwei Jahrzehnte zurück. Egal, etwas weiter links winkte mir schon eine Dame im grünen Kittel zu.
Vertrauensvoll ging ich mit ihr in die Kabine, wo die Impfung stattfinden würde. Sie nahm eine Dose Vereisungsspray, sprühte dieses zweimal auf meinem rechten Oberarm und jagte dann die Spritze hinein.
Geschafft

Sie meinte, dass ich jetzt einen kleinen Druck verspüren könnte, da sie gerade die Lösung injizierte. Das war aber nun wirklich mal kurz und schmerzlos. Ich fühlte mich bemüßigt, ihr zu erklären, dass ich mich jeden Dienstag mit MTX spritzen würde. Nicht dass ich glaubte, dass sie das interessieren würde. Ich wollte halt nur ein wenig Smalltalk machen.
Ich zog mich wieder an, dann geleitete sie mich hinaus in Richtung des Ausgangs. Eine Wendeltreppe hinunter, dort gelangte ich zum Auschecken. Hier empfahl man mir, mich auf einen der dort befindlichen Stühle zu setzen. In diesem großen Raum saßen schon einige Leute.
10 bis 15 Minuten sollte man hier verweilen, ehe man nach Hause geht. Schließlich könnte es ja sein, dass man die Impfung nicht verträgt. Ich setzte mich hin und packte mein Buch raus. Eine Viertelstunde würde ich ja noch gut lesen können. Ich schaute auf die Uhr, und zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass es gerade mal 15 Minuten nach 15 Uhr war.
An der Einstichstelle spürte ich einen ganz leichten Schmerz. Und die Finger meiner linken Hand kribbelten leicht, kurze Zeit später meldeten sich auch die Fußzehen. So fing der allergische Schock bei meiner Löwin auch an, dachte ich noch. Was natürlich Quatsch war, denn nach einer Viertelstunde stand ich auf, verabschiedete mich vom Sicherheitsmann ging hinaus.
Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr nach Hause, nicht ohne mir vorher Brötchen von Rewe zu besorgen, denn ich hatte noch nicht zu Mittag gegessen. Drei Brötchen mit Leberkäse drücke ich mir hinein, dann war ich pappsatt.
Das Kribbeln war da natürlich schon längst vergessen, so dass ich sichtlich erleichtert in den weiteren Abend blicken konnte. Bei Markt im Dritten auf NDR 3 hielt ich noch durch, bei der nachfolgenden Sendung über die Gefahren des Onlinehandels fielen mir allerdings nach und nach die Augen zu.
Sollte dies eine Folge des Impfstoffes gewesen sein? Ich denke nicht, denn als ich anschließend im Bett noch ein paar Seiten meines Buches las, war ich halbwegs wieder wach. Noch vor 23 Uhr machte ich das Licht aus und legte mich ab.
Am Dienstagmorgen wachte ich zwar schon weit vor dem Wecker auf, das ist aber nichts Ungewöhnliches. Ohne Probleme machte ich mich reisefertig, stieg aufs Rad und fuhr zum Bahnhof, um nach Salzgitter in mein Büro zu kommen. Der Arbeitstag war zwar wegen eines misslungenen Updates sehr nervig, aber Beschwerden aufgrund der Impfung hatte ich in keinster Weise.
Am frühen Abend zu Hause angekommen, freute ich mich einfach nur, dass ich diese Impfung offensichtlich ohne Komplikationen überstanden hatte. Am nächsten Morgen im Home Office steigerte sich der Arbeitsfrust noch erheblich, weil über E-Mail Anfragen hinein kamen, die ich erst eine Woche später beantworten könnte.
Ich erwähne dies nur, weil es mir trotz das mit der Arbeit verbundenen Nervs weiterhin gut geht. Jetzt war ich mir sicher, dass ich die Impfung gut überstanden hatte. In zwei Wochen bräuchte ich also kein Testcenter aufzusuchen, da ich dann ja als durchgeimpft gelte. Ob ich dann mit diesem einen Eintrag im Impfpass tatsächlich bei Ikea hinein komme, werde ich dann sehen. Ich befürchte da Schlimmes, aber das werde ich dann sehen. Das dürfte eine andere Geschichte sein.

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