Montag, 7. Juni 2021

Contramann: kurz gesehen im Juni

https://www.heise.de/tp/features/Der-Wind-dreht-sich-6033646.html
Das Gedankenexperiment, sich die Schauspieleraktion #allesdichtmachen um Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur und Richy Müller zu den aktuellen Corona Maßnahmen als eine Schauspieleraktion #alleskaltmachen zum Klimawandel vorzustellen, finde ich gelungen.
Da würde es vor positivem Medienecho nur so krachen. Und die Schildmaid Annalena vorneweg.

https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/coronakrise-darf-ich-ohne-luca-app-jetzt-nicht-mehr-zu-ikea-a-cab0558a-5c7d-4f84-80d2-451eebe95836?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Die Luca App ist mittlerweile stark verbreitet. Viele Behörden und Firmen haben darin investiert, um das Chaos der händisch ausgefüllten Anmeldezettel und deren Auswertung einzudämmen. Das finde ich verständlich; bloß warum nimmt man dann nicht die mit großer finanzieller Unterstützung des Staates angeschobene App aus dem Vorjahr und schmeißt nochmals Kohle für eine Softwareklitsche raus?
Meines Wissens werden die Daten auf den Servern der Entwicklungsfirma oder zumindest privaten Servern zwischengelagert. Vom Staat erwarte ich zumindest, dass solch datenschutzrechtlich kitzligen Informationen zumindest auf einem staatlichen Server landen.
Eine Meldung der Salzgitter Zeitung hatte mich Pfingsten überzeugt, die App nicht zu installieren: Eine Familie wurde nach dem Sylt Urlaub positiv getestet; sie war u.a. in 4 Restaurants gewesen. Über 200 Leute, die sich zu der Zeit ebenfalls dort aufgehalten hatten, konnten dank der Luca App in die Quarantäne gesteckt werden.
Klingt ja erst mal gut, aber dass die App auf 1,50 Meter genau den Aufenthalt lokalisiert, halte ich gelinde gesagt für ein Gerücht. Da weißt Du dann nicht, wer positiv getestet ist und wirst erst einmal in Quarantäne gesteckt, ohne eine mögliche Gefährdung Deiner Gesundheit verifizieren zu können. Das ist mir zu wenig. Da ist einer Willkür Haus und Tor geöffnet.

https://www.heise.de/tp/features/China-jetzt-ohne-extreme-Armut-6018707.html
Man kann ja von den Chinesen sagen was man will, aber dank der zentralen Lenkung des Staates hat die kapitalistisch orientierte Volksrepublik China eine soziale und staatlich gelenkte Reformation zur Armutsbekämpfung gestemmt, die in der Geschichte dieses Planeten beispiellos ist. So zahlen die Chinesen mittlerweile Sozialhilfe; hier steckt die Entwicklung allerdings noch in den Anfängen.
Die kritisch zu betrachtenden Verhältnisse in China (Punktesystem für soziales Verhalten, Unterdrückung der Ujguren oder Demonstranten in Hongkong, Zwangsumsiedelungen, Umweltverschmutzung) lasse ich mal unberücksichtigt, auch wenn das bei einigen Grünwählern für Schnappatmung sorgen dürfte. Ich persönlich halte den Zeitraum von 40 Jahren bis zur Realisierung der Armutsbeseitigung für kurz und die Umsetzung für wichtiger als die Bedenken - Umweltschutz allerdings ganz eindeutig außen vor.
Wie wichtig die vom Westen gerne hoch gehaltene Demokratie nebst Freiheitsrechten hier in Deutschland tatsächlich ist, sieht man ja an den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie, insbesondere an der Entstehung von Entscheidungsprozessen (ohne direkte Beteiligung der Parlamente).

https://www.heise.de/tp/features/Schliesst-Fabriken-nicht-Parks-6018973.html
Genau so ist es. Wenn Lockdown, dann richtig. Die Gefährdungen, die durch die Arbeit an sich entstehen, wurden bislang häufig ausgeblendet. Hier denke ich vor allem an die Arbeitsplätze in der Exportindustrie, häufig in internationalen Großkonzernen organisiert. Dort scheint eine Gefährdung gegen Null zu tendieren, anders als in Grünanlagen bei Spaziergängern oder z.B. in der Außengastronomie.
Interessant ist hier die Erwähnung und Selbstdefinition von „freien Linken“, die bewusst bei Querdenkerdemos mitlaufen. „Ein Angriff auf unsere Grundrechte über Politik und bewusst falscher Berichterstattung gefährdet unser Leben weit mehr, als es Dutzende Faschisten je könnten.“ Ein Ansatz, der zumindest des Nachdenkens wert sein sollte.

https://www.welt.de/wirtschaft/article230605143/Robo-Taxis-in-Deutschland-ab-2022-Mobileye-bringt-das-autonome-Fahren-nach-Deutschland.html
Klingt doch irgendwie interessant. Sicherlich birgt ein System von Robotaxis große Risiken - ich denke da an den Unfall des autonomen Tesla Wagens mit Todesfolge im April. Noch dazu werden die Taxifahrer über kurz oder lang arbeitslos werden. Ihre Konkurrenz zu Uber wird dadurch zwar obsolet, aber arbeitslos werden sie alle.
Natürlich nur, wenn sich ein autonomes System relativ sicher betreiben ließe, woran ich als sehr alter SF-Fan jedoch nicht zweifle. Ich spekuliere mal: Der Fahrpreis eines Taxis könnte durch den Wegfall eines Fahrerlohns um mindestens 50% sinken. Hier sind Mehrkosten für den Betrieb eines autonomen Netzes wohl schon mit eingepreist.
In der Folge entfiele in den Ballungsräumen auch die Notwendigkeit eines Autos, vielleicht langfristig sogar landesweit. Das wäre gut für die Klimaziele und verschafft den Städten Raum. Denn wer braucht dann noch Parkhäuser?
Das bei diesem Projekt VW raus ist, weil man sich in Wolfsburg eher mit einem amerikanischen System anfreunden kann, zeigt mir nur die guten Erfolgsaussichten von Mobileye, einer israelischen Tochtergesellschaft von Intel. Innovation und Deutschland sind halt im neuen Jahrtausend zwei sich widersprechende Begriffe.

https://www.nzz.ch/meinung/der-massenselbstmord-der-deutschen-volksparteien-schreitet-voran-ld.1613341
Zum Abschluss noch einer zur Lage der Nation. Nein, zum Zustand der politischen Parteien kurz vor der Bundestagswahl am 26. September. Die Schweizer beschreiben in dieser erfrischenden Glosse das Elend in der geistigen Wüste der deutschen Parteienlandschaft. Dabei ist die stark konservative Neue Zürcher Zeitung etwaiger linker Umtriebe unverdächtig.
Es lohnt sich, ab und an einen Blick von außen auf die Vorgänge in Deutschland mittels der ausländischen Presse zu werfen statt Spiegel und Co für objektive und unvoreingenommene Meinungsbildung zu halten.

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