Samstag, 28. September 2019

Uncle Fester: grad gelesen September 2019


Pierce Brown - Red Rising
Bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich hier ein ganz großes Ding vor mir habe. Die Vergleiche auf der Buchrückseite mit „Tribute von Panem“ und „das Lied von Eis und Feuer (Game of Thrones)“ sind nicht aus der Luft gegriffen. Wobei sich Tribute (ähnlich wie Harry Potter) eher an ein jüngeres Publikum richtet und Game of Thrones ein religiös verbrämtes Fantasy Spektakel darstellt, ohne den Charme von „Herr der Ringe“ zu erreichen.
Darrow ist ein Roter. Diese Farbe klassifiziert ihn als Minenarbeiter auf dem Mars, der sich dort unter der Erde abplagt, um der herrschenden Oberschicht, den Goldenen, das Terraforming des Mars zur Besiedelung zu ermöglichen. Von Beginn an wird deutlich, dass die Roten als Sklaven ihr kärgliches Dasein fristen und jeglicher Widerstand erbarmungslos von den Grauen (der Polizei) bestraft wird.
So stirbt dann auch Eo, die geliebte Ehefrau des lediglich 16jährigen Darrow, am Anfang des Romans, nachdem beide in einer versteckten Kammer die begrünte Oberfläche entdeckt hatten. Dabei sollte die angeblich doch noch unbewohnbar sein. Stattdessen haben es sich die Goldenen und die anderen Farben dort bereits bequem gemacht.
Eo hängt kurz danach am Galgen, allein weil sie einen verbotenen Tanz aufführt. Seiner dort sterbenden Frau verspricht Darrow noch, sich dem Widerstand anzuschließen. In der schönen Welt auf der Oberfläche angekommen, kümmern sich Dancer, Harmony und Mickey um den hasserfüllten jungen Mann.
„Die Söhne des Ares“ statten Darrow mit einer gefälschten Identität als Sohn einer unbekannten Familie aus dem Asteroidengürtel aus, damit er als Mitglied dieses „Hauses“ im Institut von Agea eine Ausbildung durchlaufen kann, die die Elite der Goldenen absolviert. Hier entscheiden sich die zukünftigen Karrieren des goldenen Nachwuchses. Darrow soll die Goldenen unterwandern und aus hoher Position die Revolution der Roten ermöglichen.
Schon die erste Prüfung ist mehr als grausam. Die Schüler werden zu tödlichen Duellen gezwungen. Darrow wird notgedrungen so zum Mörder an dem Mitschüler, mit dem er sich als Einzigem verstanden hatte. Danach werden alle Überlebenden von den Proktoren in verschiedene Häuser einsortiert.
Darrow kommt ins Haus Mars des Proktoren Fitchner. Dort setzt er sich u.a. gegen Cassius, dem Bruder seines Opfers, als Primus des Hauses durch und versucht, die anderen Häuser zu unterwerfen und deren Mitglieder zu Sklaven zu machen. Nach einem kompletten Jahr in einem abgeschiedenen Tal winkt dem „Gewinner“ als Belohnung eine entsprechend hochrangige Stellung in der Gesellschaft der Menschen auf einen der bewohnten Planeten, Monde oder Asteroiden.
In der Folge treten eine Vielzahl an Freunden und Feinden auf. Sevro, Sohn von Fitchner, wird am Ende der treuste Verbündete Darrows beim Kampf um die Vorherrschaft im Institut sein. Cassius dagegen mutiert zum Todfeind, als er herausfindet, dass Darrow seinen Bruder getötet hatte. Mustang (Virginia) und der „Schakal“ sind die Kinder des verhassten Erzgouverneurs des Mars. Während der Schakal, heimlich und wider den Regeln dieses „Spiels“, von den Proktoren beim Kampf um den Sieg unterstützt wird, verliebt sich Darrow in Mustang, die ihn anscheinend kurz vor Ende des Romans an ihren Bruder verrät, tatsächlich jedoch diesen überwältigt und dadurch Darrow den Sieg schenkt.
Mustang brachte Darrow auch die wesentliche Erkenntnis, dass es klüger ist, die Menschen als gleichrangig und nicht wie Sklaven zu behandeln, weil diese besser mitarbeiten bzw. ihrem Führer folgen, wenn sie sich frei fühlen. Diese wohl wesentliche Botschaft des Romans erklärt dem Leser, wie der Kapitalismus funktioniert.
Nachdem Darrow und seine Getreuen entgegen der vorgegebenen Regeln den „Olymp“ der Proktoren Jupiter, Apollo, Minerva und Co erstürmt hatten und schließlich selbst der Schakal aufgeben musste, ist das Spiel beendet. Als Belohnung tritt Darrow dem Haus des verhassten Erzgouverneurs bei, was ihm dem Ziel der Söhne des Ares näher bringt.
Wie eingangs schon beschrieben, erkennt man bei Red Rising viele Parallelen zu berühmten Zyklen. Stellenweise wirkt dieses Werk stark von den Vorbildern abgekupfert, hat aber im Gegensatz zu Harry Potter oder den Tributen eine stärkere Kritik an bestehenden politischen Systemen zu bieten. Darüber hinaus liest es sich gut. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

                               

Pierce Brown - Im Haus der Feinde (Red Rising 2)
Der Roman beginnt nach einem Zeitsprung von ca. 2 Jahren. Darrow hat die Akademie, eine weitere Bildungsstätte der Goldenen, fast erfolgreich absolviert. Als Lanzenreiter (Ritter) des Hauses Augustus und Kommandant eines Raumschiffs jagt er zu Beginn den letzten Gegner. Dies ist natürlich Cassius aus dem Hause Bellona.
Die Clans der Bellona und des Erzgouverneurs Augustus ringen schon seit Jahrhunderten um die Macht auf dem Mars. Bislang konnte das Haus Augustus seine Vormachtstellung immer behaupten, aber nun ist es Oktavia de Lune, die Herrscherin der Weltengemeinschaft und damit des Sonnensystems, die einst durch den Mord an ihrem Vater an die Macht kam, welche die Bellonas protegiert, weil ihr der Erzgouverneur zu mächtig geworden ist.
Der letzte Gegner missachtet leider die Spielregeln. Anstatt anständig in der Simulation eines Raumgefechts zu kapitulieren, lässt Cassius sein Schlachtschiff in das von Darrow rammen. Dieser stirbt dabei allerdings nicht, verliert aber neben Tausenden an Besatzungsmitgliedern auch sein Ansehen im Hause Augustus.
Darrows Ziel, die Herrschaft der Goldenen zu beenden, ist in immer weitere Ferne gerückt. Zumal sich die Söhne des Ares jahrelang nicht gemeldet haben. Erst jetzt, als Darrow im Palast von Augustus quasi unter Arrest steht, nimmt Harmony zu ihm Kontakt auf.
Darrow soll mit einer Bombe die Köpfe der Goldenen anlässlich eines Balls, bei dem auch Oktavia anwesend ist, ausschalten. Doch als er überraschenderweise Dancer, den Stellvertreter von Ares, trifft, der doch nicht tot ist, wird ihm klar, dass terroristische Akte nicht der Weg sind, die zum Ziel führen - nämlich die Beendigung der Herrschaft der Goldenen.
Dazu sammelt er eine Gruppe von Getreuen um sich. Da ist zunächst einmal Mustang, mit dem ihm eine seit langem unerfüllte Liebe verbindet, zumal sie auf dem Ball als Freundin von Cassius auftaucht. Als Darrow Cassius im Duell auf dem Ball fast tötet, gehen die Bellonas und Augustus aufeinander los.
Zusammen mit Mustang sowie Sevro und seinen Heulern, einer wolfgleichen Meute, erobert Darrow ein Kriegsschiff von Oktavia und benennt es nach seinem im ersten Band gestorbenen Freund Pax um. Die blaue Orion und vor allem der Obsiane Ragnar schließen sich nun Darrows Truppe an. Selbst der Schakal kämpft notgedrungen an Darrows Seite; schließlich ist Augustus sein Vater.
Schon ziemlich bald stellt sich heraus, dass Sevro von Darrows eigentlicher Herkunft als Roter weiß. Was auch kein Wunder ist, da Fitchner, Sevros Vater, Ares ist. Dieser wiederum hatte sich Darrow gegenüber bereits nach dem Ball auf Luna offenbart. Ach ja: Auf dem Ball entzieht Oktavia Augustus das Mandat über den Mars und bestimmt Tiberius von Bellona zum neuen Gouverneur des Mars.
Zusammen mit seinen Getreuen greift Darrow die Bellonas im Auftrag von Augustus den Mars an, zumal es den Bellonas gelungen ist, Augustus gefangen zu nehmen. Als ob das nicht verwirrend genug wäre, thematisiert Brown auch noch die unerfüllte Liebe von Victra, einer alten Weggefährtin unseres Helden, zu Darrow. Dazu wird die Entfremdung zwischen Roque und Darrow immer größer. Brown investiert sehr viel Zeit in diese zwischenmenschlichen Probleme, ehe er den Schluss einleitet.
Darrow besucht sogar das Dorf seiner roten Kindheit und trifft seine Mutter und den Bruder wieder. Bei dieser Gelegenheit offenbart sich Darrow Mustang als Roter, die ihn daraufhin stehen lässt und verschwindet.
All diese Verästelungen lassen auf eine Verwertung des Zyklus als Serie a la Game of Thrones schließen. Der Lesbarkeit tut das nur dann keinen Abbruch, wenn man 50 und mehr Seiten am Stück lesen kann.
Mir aber fehlte dazu leider häufig die Zeit. Deswegen kommen wir gleich zum Finale in der Zitadelle. In der Stunde seines großen Triumphes wird Darrow ausgerechnet von Roque verraten und vergiftet. Der Schakal tötet seinen Vater Augustus und übernimmt absprachegemäß den Gouverneurposten von den Bellonas, die dank Oktavia mit dem Schakal zusammenarbeiten.
Am Ende ist Darrow ein Gefangener des Schakals und seine Träume von der Beendigung der Herrschaft der Goldenen sind anscheinend passe. So spannend wie die Story auch ist, so ärgerlich werden die vielen Wendungen, die zumeist der Vielzahl an Charakteren geschuldet ist. Brown hat hier eine Vielzahl von Treueschwüren und Verrat eingebaut. Auch scheint die Struktur der Gesellschaft eher zu einem Fantasyzyklus zu passen. Die Science Fiction Elemente sind hier eher rar gesät.

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