Montag, 2. September 2019

Hartmudo: Vitalium


13
Mitten in der Nacht, so ungefähr um zwei herum, wachte ich auf. Meine Nase juckte an diesem Mittwochmorgen wie verrückt. Außerdem musste ich ganz dringend die Toilette aufsuchen, weil ich von leichten Krämpfen wohl überhaupt erst aufgewacht war. Über eine halbe Stunde kämpfte ich um meinen Schlaf. Andauernd nahm ich die Maske ab, um zu niesen und zu schneuzen. Zum Glück schlief ich dann doch wieder ein.
Meinen Wecker hatte ich auf 5.45 Uhr gestellt. Als sich dieser zur richtigen Zeit mit der Titelmelodie von „Archer“ meldete, riss er mich aus einem höchst merkwürdigen Traum. In diesem war ich mit dem Rad auf dem Hagenring unterwegs und wollte Fanta Korn besuchen. Und das war ja das Merkwürdige: Fanta Korn, dem ehemaligen Mitstudenten von Kroll und zeitweisen Mitinhaber der Kneipe von Ulli am Mittelweg, hatte ich das letzte Mal per Zufall vor vielleicht 15 Jahren auf einem Parkplatz beim Einkaufen getroffen.
Dass ich anschließend plante, über das westliche Ringgleis Berta und Bud in Rüningen zu besuchen, kam mir im Traum selbstverständlich nicht komisch vor. Ach ja, vor dem Hagenring hatte ich noch Gundula belauscht, die sich bei irgend jemanden darüber beschwerte, dass ich mich zu wenig um ihren Sohn Cedric kümmern würde.
Fragt mich nicht nach einzelnen Zusammenhängen; das Ganze war halt ein Traum. Die Sache mit Cedric oder ein Besuch in Rüningen zähle ich nicht zu den Merkwürdigkeiten. Aber auch nur an Fanta Korn zu denken nach all den Jahren, dass konnte ich beim Aufstehen überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich war noch mitten im Wundern; Dazu konnte ich mich vor lauter Niesen auch nicht aufs Lesen konzentrieren. Schon war es Punkt 6.00 Uhr, als die Tür aufging und mir die Frau mit dem Wickel ein fröhliches „Guten Morgen“ entgegen schmetterte. Heute war wieder der Beinwickel dran, das kannte ich ja bereits. Wieder verabschiedete sich die Frau nach kurzer Zeit und machte beim Rausgehen das Licht aus.
Mal wieder das Licht angenacht - von wegen „Weiterschlafen“ - und das Buch rausgekramt, so langsam schlich sich die Routine ins Tagesgeschehen. Da ich in der Nacht schon mal auf dem Topf war, fiel mir das Warten bis zum Ablegen der Beinwickel nicht allzu schwer. Zu meiner Verwunderung konnte ich immer noch etwas in die Schüssel loswerden. Die Tagesaufgaben von Angry Birds Go löste ich so nebenbei.
An den letzten beiden Tagen war ich zum Frühsport gegangen, doch heute ersparte ich mir das. Es wäre eh mein letzter Besuch dort gewesen; nur weil uns die Vorturnerin Übungen mit Therabändern zeigen wollte, war mein Interesse geweckt worden. Hier muss ich erwähnen, dass ich stolzer Besitzer zweier Therabänder bin, mir sich aber bislang nicht die Freude am Sport mit diesen Dingern einstellen wollte.
Doch meine Hoffnung, durch die Vorturnerin nochmal einen Drive zur Benutzung der Bänder zu bekommen, verflog bereits am Vortag, als ich nach dem Vortrag der Osteopathin gewahr wurde, dass diese die Vorturnerin am Mittwoch ersetzen würde. Keine Therabänder, kein Hartmudo beim Frühsport.
So konnte ich mich knapp eineinhalb Stunden lang voll aufs Schreiben konzentrieren. Dank der Beschränkung auf kurze Satzteile, die ich später ausformulieren würde, blieb ich in der Story zeitnah am momentanen Geschehen, wodurch ich mich gleich entspannter fühlte. Warum ich mir selbst so einen Druck aufbaute? Das weiß ich nicht. Ich kann irgendwie nicht anders.
Meine Löwin und auch Patti waren zum Sport gegangen, daher konnte ich die beste Ehefrau von allen auch erst um 20 nach Acht zum Frühstück abholen.
Das erste, was mir auf dem Frühstückstisch ins Auge stach, war das Glas mit Bittersalz, welches Pocke am Vorabend vergessen hatte, mit auf sein Zimmer zu nehmen. Bestimmt hatte er es schon vermisst. Doch weit gefehlt. Anstatt sich zu freuen, als er nach kurzer Zeit mit Patti zum Frühstück erschien, schaute er leicht säuerlich drein.
Ich wollte ihm schon Wasser zum Auflösen reichen, da winkte er nur ab. Er würde nicht nur jetzt auf das Bittersalz verzichten, sondern auch für den Rest unseres Aufenthaltes im Vitalium. Wenn wir das richtig verstanden hatten, war er von seinen nächtlichen Besuchen im Badezimmer total abgenervt, weil sie ihm in seiner gesegneten Nachtruhe empfindlich gestört hatten.
Bis zur Abreise 3 Tage später sollte Pocke das Bittersalz nicht mehr anrühren. Das Argument meiner Löwin, dass er dann verstärkt Hunger empfinden würde, weil der Darm eben nicht entleert sei, und darüber hinaus unter Kopfschmerzen leiden könnte, weil die Giftstoffe nicht mehr rausgespült werden würden, wischte er mit einem Achselzucken beiseite. Ich überlegte an diesem Morgen fieberhaft, welche Übel ihn da in den Nächten geplagt haben mögen. Diese Bilder, diese Bilder! Sie wollen einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden, Hilfe!
Dafür strahlte wenigstens meine Löwin eine positive Grundstimmung aus. Sie war noch ganz begeistert von der Osteopathin, die heute an Stelle der Vorturnerin den Frühsport abgehalten hatte. Sie meinte, das wäre auch etwas für Patti gewesen, die ebenfalls nicht hingegangen war.
Die Osteopathin hatte viele praktische Übungen im Angebot gehabt. So mussten die Teilnehmer einen Fuß quer auf einen Besenstiel stellen und dann Hacken und Zehen dieses Fußes gleichzeitig auf den Boden bringen. Sinn und Zweck dieser Übung war eine Anhebung des Fußgewölbes, was auf den gesamten Körper entspannend wirken sollte.
Interessant fand ich insbesondere das Ziehen oder Massieren an den Ohrläppchen. Diese einfache Übung soll sich äußerst positiv auf den Darm auswirken. Dies wäre genau Pattis Ding gewesen, da war ich mir mit meiner Löwin einig. Ich für mein Teil konnte dieser Tage meinem Darm mangelnde Aktivität nicht vorwerfen, daher merke ich mir die Übung nur vorsorglich für eventuell bevorstehende Verstopfungen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen