Samstag, 2. März 2019

Uncle Fester: grad gelesen März 2019

Peter F. Hamilton - Das Dunkel der Sterne (Faller Chroniken 2)
Prolog: Paula Myo besucht Nigel Sheldon, der sich auf einen Planeten in der Andromeda Galaxis zurückgezogen hat. Mittlerweile sind es 250 Jahre her, dass sich sein Klon in die Leere begeben hatte und die Menschen von Bienvenido dank eines Quantenzerstörers aus der Leere befreit hatte. Er träumt immer noch von Kysandra, der er versprochen hatte, Bienvenido aus der Leere zu befreien und ihr das Commonwealth zu zeigen.
Nigel Sheldon glaubt, dass sein Rettungsversuch gescheitert und Bienvenido vernichtet sei. Deshalb ist er ins Exil gegangen. Um sich zu bestrafen.
Nach diesen paar Seiten steigt Hamilton voll in die neue Geschichte ein. Bekanntlich wurde Bienvenido aus der Leere herausgelöst und kreist nun um eine einsame Sonne außerhalb der Milchstraße. Doch es gibt noch andere Planeten um diese Sonne, auf der andere Alienvölker leben. Leider leben auf dem Planeten Ursell Angehörige des Volkes der Prime.
Diese Erzfeinde der Menschheit hätten die Erde 3000 Jahre zuvor (siehe 1. Commonwealth Zyklus) beinahe ausgelöscht. Und auch jetzt greifen sie mit überlegenen Kräften die im Mittelalter steckende Welt Bienvenido an, deren Bewohner sich nicht mehr auf telepathische Kräfte stützen können.
Slavsta herrscht über Bienvenido als Diktator mit eiserner Hand, die Parallele zu Lenin hatte sich ja bereits im ersten Teil herausgestellt. Obwohl sie Slavsta hasst, unterstützt Laura Brandt den verzweifelten Abwehrkampf des Regimes um Slvasta. Dieser hatte seine Frau Bethaneve in den Gulag geschickt, weil sie mit Kysandra zusammengearbeitet hatte. Durch die Zusammenarbeit begründete Bethaneve die Bevölkerungsgruppe der Elitären, welche biologische Erweiterungen des Commonwealth nutzen kann. Diese waren Slavsta schon immer ein Dorn im Auge, weil sie ihn an die Fähigkeiten der Faller erinnerten.
In der entscheidenden Schlacht gegen die Prime taucht auch Kysandra im Hauptquartier auf, um sich Lauras Aktivitäten anzusehen. Sie ist der Kriegerengel und Kopf der Elitären, deshalb bei Slvasta verhasst. Laura schafft es letztendlich dank eines verschiebbaren Wurmlochs die Atmosphäre von Ursell mit der toxischen Atmosphäre eines Gasplaneten im System zu verbinden und damit zu fluten. Die Prime werden mit einem Schlag vernichtet, allerdings verliert auch Laura Brandt dabei ihr Leben.
Die eigentliche Story von Buch 2 spielt ca. 250 Jahre später; Slavsta ist da schon tot, doch seine Nachfolger beherrschen den Planeten dank des PSR (People`s Security Regiment) nach wie vor mit eiserner Hand. Als ersten neuen Protagonisten lernen wir Captain Chaing kennen. Zusammen mit seinem Assistenten Lurvri jagd er in Opole, einer Großstadt 1500 Meilen südöstlich von Varlan, Faller, welche die menschliche Gesellschaft unterwandert haben.
Die Faller sammeln sich in Nestern, die durch sogenannte Brüter-Faller in den dunklen Ecken der Städte auf dem Hauptkontinent Lamaran gegründet werden. Die Existenz der Brüter-Faller wird auf Weisung von Stonal, dem mächtigen Leiter der "Sektion 7" der PSR, vor der Öffentlichkeit verheimlicht, um der Bevölkerung weiterhin weismachen zu können, dass die monatlich ausgesandten Raketenschiffe die Bäume der Faller über Bienvenido nach und nach mittels Atomraketen zerstören. Doch die Faller sind eben mitnichten am Ende - im Gegenteil. Sie bereiten die Apokalypse für die Menschen vor. Deshalb möchte sich der Premierminister Adolphus mit seinem Stab und engsten Getreuen auf die Insel Byarn zurückziehen und den Kontinent Lamaran mit Atomraketen von den Fallern säubern. Die Menschen sind dem Premierminister hierbei entbehrlich.
Chaing und Lurvri können ein Faller Nest dank der Hilfe von Corilla, einer Elitären, die als Spitzel eingesetzt wird, und Jenifa, einer Undercoveragentin der PSR, ausheben. Leider wird Lurvri hierbei von einem Brüter Faller getötet. Chaing wird von Stonal in die Sektion 7 aufgenommen; Jenifa wird ihm als Assistentin zur Seite gestellt. Jenifa wiederum ist die Tochter der Gegenspielerin von Stonal und ahnt, dass der ihr sexuell hörige Chaing ein Geheimnis hat.
Chaing ist selbst ein Elitärer, der dies allerdings verbirgt, denn Elitäre werden von der PSR ähnlich wie die Faller verfolgt. Die Elitären stehen im Verdacht, dank uralter Commonwealth Technologie die Macht an sich reißen zu wollen. Und Chaing träumt bereits seit der Kindheit vom Kriegerengel und tatsächlich ist es Kysandra, die Chaing beim Stürmen des Faller Nestes den Arsch rettet. Kysandra will, dass er auch weiterhin unerkannt für die PSR arbeitet, aber je länger der Roman dauert, desto klarer wird, dass Chaing die Philosophie des Staates gutheißt und seinerseits gegen die Elitären brutal vorgeht.
Ry Evine ist Astronaut und fliegt mit einem Raketenschiff in den Wald der Faller. Zur Überraschung aller wird sein Schiff gehackt und von außen gesteuert. Der anvisierte Baum wird zwar noch vernichtet, aber Evine beobachtet hierbei eine kleine Raumkapsel, welche sich vom zerstörten Baum entfernt. Niemand glaubt ihm seine Beobachtung, so dass Evine, ein direkter Nachfahre des allerersten Captains Cornelius Brandt, aus der hermetisch abgeriegelten Anlage der Astronauten ausbricht und sich auf Spurensuche nach dem Verbleib der auf Bienvenido notgelandeten Kapsel nach Opole begibt.
Der nächste wichtige Akteur ist der Förster Florian, der als Elitärer ein zurückgezogenes Leben im Forst bevorzugt. Hierbei stolpert er über die notgelandete Raumkapsel, die sich als Gedächtnisspeicher von Joey entpuppt. Bevor seine Batterien den Geist aufgeben, übergibt Joey Florian einen Embryo, der binnen einen Monats zu einem erwachsenen Menschen mit Fähigkeiten des Commonwealth, welche den des Kriegerengels in den Schatten stellen, heranwachsen wird.
Florian soll das kleine Mädchen diesen Monat lang beschützen. Deshalb flieht er vor Chaing und Jenifa nach Opole. Doch auch die Faller in Gestalt des Gangsterbosses Roxwolf, der in der Bar Cameron residiert, sind hinter Florian und dem Säugling her. Lange kann sich Florian bei einer entfernten Tante verstecken, bis er und das Mädchen von Roxwolfs Häschern entführt werden. Roxwolf entpuppt sich schließlich als Brüter-Faller und hatte den Pistolenlauf bereits an die Schläfe des Säuglings gehalten, doch sein Schuss prallt an einem Kraftfeld ab, welches die Kleine aufbauen konnte.
Von nun an verläuft die Entwicklung der Kleinen immer schneller. Und während Roxwolf, der auch bei den Fallern dank seiner zwitterhaften Gestalt verhasst ist, fliehen kann, entkommt Florian mit der Kleinen ihren Häschern um Chaing und Jenifa. Ry Evine fährt sie mit einem Tuk Tuk zum Hafen, wo es zwischen Chaing und Kysandra zum Duell kommt. Schwer verletzt liegt Chaing am Boden; Kysandra flieht mit den Flüchtenden dank eines U Boots. Mehr und mehr drängt sich ab jetzt Jenifa in den Vordergrund, da sie ihr eigenes Süppchen kocht.
Im Unterschlupf wächst die Kleine sicher heran und entpuppt sich als Klon von Paula Myo. Dieser Klon war von Nigel Sheldon als Notlösung zur Rettung der Menschen in der Leere gedacht; ausgewachsen versucht Paula eine Rettungsmission, bei der die verbliebenen Alienvölker in dem Sonnensystem eine Wurmlochverbindung zum örtlichen Gasgiganten nutzen, um die dort gefangen gehaltenen Rail zu befreien.
Während die Faller einen Großangriff auf die Menschen starten und Chaing, Jenifa und Stonal alle Hände voll zu tun haben, die Faller aufzuhalten, entpuppt sich die Wissenschaftlerin Faustina als Inkarnation von Bethaneve, der Witwe von Slavsta. Diese interessante Figur verschwindet aber leider sang- und klanglos im turbulenten Showdown des Romans.
Chaing knallt die vollkommen durchgeknallte Jenifa ab, um das Leben von Roxwolf, der sich am Ende für eine Zukunft als Mensch entschieden hatte, zu retten. Die freigelassenen Rail markieren sämtliche Lebewesen auf dem Planeten; die Menschen werden auf ein Habitat gerettet und die Faller werden getötet. So einfach ging das.
Am Ende sind alle Helden des Romans dank der Rail ins Commonwealth zurückgekehrt und nehmen dort ihr Leben auf. Kurz wird noch einmal jede Figur bei ihren ersten Schritten vorgestellt, dann ist dieser schöne Zyklus auch schon vorbei. In der letzten Szene trifft Kysandra endlich auf den echten Nigel Sheldon - ach, kann Liebe schön sein.
Nicht erwähnt hatte ich die Vatni, ein amphibisches Alienvolk, welches an den Küsten des Kontinents Lamaran siedelt. Genauso wie Premierminister Adolphus, der irgendwann von einem Joey-Klon übernommen wird, sind das alles Handlungsstränge, die wichtig für die Story sind, aber am Ende mehr oder weniger ins Leere laufen. Ich wurde am Schluss das Gefühl nicht los, dass Hamilton selbst den Überblick verloren hatte und das Finale förmlich aufs Papier schleuderte, weil er bereits mit dem nächsten Roman beschäftigt war.
Dennoch bleibt mir der Zyklus in lebhafter Erinnerung - das ist schließlich wesentlich. Hier steckt tatsächlich alles drin: Krimi, Horror, Historienroman, Fantasy und Rosamunde Pilcher. Hamilton ist wie Haribo Colorado: Für jeden etwas dabei.
Eine Verfilmung bitte - jetzt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen