Samstag, 1. September 2018

Udorallala: 12 Bars

Samstag, am 18. August war es soweit, dass ich endlich mal wieder dazu kam, einen bunten Strauß an Melodien livehaftig zu erleben. Eigentlich wollte ich an diesem Abend zum Lammer Open Air, um Twang zu sehen. Bislang hatte ich die immer verpasst. Jedoch kam es nicht dazu, weil meine Löwin und ich Phil besuchen wollten. Dann sagte Phil zwar ab und ich Pocke für Lamme zu, aber schon wieder war alles ganz anders.
Pocke konnte Twang nicht sehen, weil er zu dem Zeitpunkt noch mit Luigi auf der Bühne stehen wollte. Das meine Löwin daraufhin ansprang und meinte, dass wir dorthin fahren sollten, überraschte mich zugegebenermaßen vollends. In Wolsdorf sollte 12 Bars als eine von vier Bands spielen; ich verortete dass in der Nähe von Peine, es war dann aber doch eher neben Warberg bei Schöningen.
Meine Löwin hat halt für gewöhnlich einen guten Riecher und so fuhren wir los in Richtung wilder Osten. 18.00 Uhr solle es losgehen; tatsächlich waren wir pünktlich da und die Band saß bei unserer Ankunft an einer Bierzeltgarnitur vor dem Dorfkrug, in dessem Saal insgesamt fünf Gruppen auftreten sollten, die allesamt im Auftrag des Herrn unterwegs sind.
Nach einer kurzen Begrüßung fühlte ich micht bemüßigt, einen kurzen Rundgang über das Gelände zu machen und Getränke zu organisieren. Direkt vor dem Eingang wurde gerade noch ein Grill aufgebaut. Schnitzel mit Kartoffelsalat für Dreifuffzich ist doch schon mal ne Ansage. Innendrin sah der Dorfkrug interessant aus. Linkerhand befand sich eine überraschend gut ausgeleuchtete Bühne, die so manchem kleinen Club (ich denke da an Barnaby`s Bluesbar) gut zu Gesicht stehen würde. Rechts der Mischer, also am weitesten weg und genau am richtigen Platz.
Da - ein kleiner Durchgang! Und genau dort befand sich die Theke. Die schwarz gekleidete Bedienung, deren tiefes Dekolletee die Blicke der wenigen Dorfbewohner (auch meiner) magisch anzog, zapfte mein Bier in einem Rutsch. Es gab auch nur Null-Drei, jedoch war es Mönchshof und damit war für mich die Welt wieder in Ordnung. Lisa 1, Luigis Frau, war inzwischen auch eingetrudelt. Die hatte ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, und ja, Luigi hatte ich auch lange vermisst.
Viel Zeit zum Quasseln blieb uns aber nicht, da die Jungs mit ihrem Soundcheck dran waren und es noch vor halb Sieben wirklich losging. Wir reden hier von einem reinen Sitzkonzert, das galt sowohl für das Publikum als auch die Musiker. 12 Bars waren immerhin auch zu fünft unterwegs. Ohne Schlagzeug, dafür aber mit einem Cajon - einem Schlagwerk. Absolut passend zum Blues, ich verstehe bis heute nicht, warum fast alle Blueser meinen mit einem Schlagzeug auftreten zu müssen.
Bereits nach wenigen Songs war ich von der Band angetan. Bis auf ein oder zwei Hänger war der Vortrag flüssig und vor allem gut abgemischt. Oh Wunder der Technik - früher war dies selbst bei Top Bands ein Problem gewesen. Auch Luigis Gesang war gut zu hören, während Pockes Basspiel im Hintergrund die Sauce abrundete.
Meine Löwin bemerkte noch sehr treffend, dass die Sechzigjährigen "früher" nicht mehr die Energie für derartige Bühnenaktivitäten aufgebracht hatten. Das Publikum, so spärlich es auch erschienen war, passte hier absolut dazu. Vom Jungvolk war weit und breit nichts zu sehen. Und während Lisa 1 sich um die Kamera kümmerte, war ich ständig auf Achse, um noch ein weiteres Mönchshof zu ordern. Nulldrei ist leider etwas klein.
Das Cover von "Let`s stick together" passte nicht so ganz ins Programm, da hier das alles bestimmende Sax fehlte. Aber beim Tom Petty Cover (wie hieß der doch gleich...) und vor allem bei "turn the Page" war ich dann allerdings sehr beeindruckt, mit welcher Intensität die Band die Songs spielte.
Summasummarum bleibt die Feststellung, dass dieser Auftritt dieser eher selten auftretenden Herren ein größeres Publikum verdient gehabt hätte. Ruhig auch ein sachkundiges, obwohl da Luigis leicht unsauberer Gesang Anlass zur Kritik gegeben hätte. Mit einer Zugabe und insgesamt sanften Applaus endete der Auftritt der 12 Bars nach etwas über einer halben Stunde.
Zu kurz? Howard Carpendale hatte eine Woche vorher in Salzgitter auch nur 35 Minuten gespielt, aber 50 Tacken pro Nase abgesaugt. Meine Löwin und ich waren zufrieden, die Band auch und draußen gab es Bouletten, Schnitzel und Bratwurst. Da hatten wir noch Zeit für ein paar lockere Gespräche und ich für einige Mönchshof.
Beim Gang zur Toilette schnappte ich Soundfetzen der zweiten Band auf. Diese fiel bereits im Vorfeld durch den Sänger auf, weil dieser einen "Popeye Doyle" Hut auf hatte. Kurz verweilte ich im Saal, weil die Band zu meiner großen Freude "Strawman" spielte. Mein Lieblingssong von Lou Reed. Schöner Text, hat aber mit Blues weniger zu tun. Egal, klang frisch.
Draußen sprachen wir noch bei schönem Wetter mit einigen Dorfbewohnern. Wir alle waren uns einig, dass wir der Betreiberin des Dorfkrugs viel Erfolg mit diesem Laden wünschen. Leider besteht da zur Hoffnung wenig Anlass, da die Veranstaltung offensichtlich schlecht organisiert, insbesondere beworben, wurde.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mannschaft dort genug Speck auf den Rippen hat, um den Laden langfristig nach vorne zu bringen. Aber sei es drum, ein schöner Abend war es trotzdem.

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