Montag, 13. August 2018

Dwight Pullen 3/3

Auf der erwähnten Japan Tournee bekam Gene Heimweh nach seiner Frau Darlene, woraufhin er in die USA zurückkehrte und Jerry Lee Merrit die Tour unter Gene's Namen beendete. Pat Mason erkannte in dem Moment, dass er das Management von Gene Vincent aufgeben musste, da Gene nicht zu kontrollieren war. Er brachte Gene und Darlene nach Hollywood und stieg aus.
Nach der verkorksten Tournee nahmen Gene und Jerry Lee Merrit ein Album auf, bei dem Merrit Dwights Fender Stratocaster benutzte. Dwight Pullen wurde zwar nicht als Begleitmusiker genannt, aber bis heute halten sich hartnäckig Gerüchte, das Dwight auf einigen Songs Rhythmusgitarre gespielt hätte. Unwahrscheinlich ist das nicht, da Pullen bei der Session eh als Manager, Gitarrenverleiher und wohl auch Komponist fungierte.
Bereits vor der Japan Tournee mit Gene Vincent bestritt Dwight Pullen in demselben Jahr (1959) noch 3 Tourneen durch den Westen der USA als Opener für Gene und die Blue Caps. In Dwights Band spielte auch sein Neffe James Noble, der ja auch „Sunglasses in the Dark“ geschrieben hatte, am Bass.
Als Gene nach seiner Pause in Hollywood mit seiner Familie auf die Bühne zurückkehrte, wurde diese Vorgruppe häufig zur Backing Band von Gene. Dwight war hier an der Gitarre unterwegs, gehörte aber wie James Noble nicht wirklich zu den Blue Caps. Mit denen brach Gene dann schließlich zur ersten England Tour auf, die mit Genes schwerer Verletzung und Eddie Cochrans Tod ein unrühmliches Ende fand. Noch vorher verschenkte Gene seinen Bass noch an James Noble, danach kamen Gene und Dwight Pullen musikalisch bzw. auf der Bühne nicht mehr zusammen.
Als Roadmanager jedoch hatte Dwight die Kontakte für Gene Vincents Europa Tournee knüpfen können, indem er selbst in England, Frankreich und Deutschland an Stützpunkten der Army spielte. Hinterher absolvierte dann Gene die Tour in Alaska und anschließend in Japan. Erstaunlich daran ist, dass Gene bei einer Tagesgage von 2000,- Dollar die Tour so einfach platzen ließ. War damals eine Menge Geld gewesen.
Zwischendurch fand Dwight Pullen aber noch die Gelegenheit, selbst eine Platte zu veröffentlichen. „I‘m beggin`, your pardon“ war eine rockige
Neueinspielung seiner ersten Single. Diese war genauso erfolglos wie die im November auf Sage Records veröffentlichte Scheibe. „Tuscaloosa Lucy“ ist erneut rockiger als die Sachen zwei Jahre zuvor. Leider sollte dies die letzte Veröffentlichung von Dwight Pullen bleiben.
Ebenfalls auf Sage Records hatte Rusty York gerade mit „Sugaree“ einen Hit, der es in den Billboard Charts immerhin auf Platz 77 schaffte. Mit und für Rusty schrieb Dwight Pullen den Song „Margaret Ann“ auf. Der Song sollte auf King Records erscheinen, wurde jedoch nicht veröffentlicht. Bedauerlicherweise sind die Bänder der Aufnahme wohl verlorengegangen.Ob Dwight bei der Neuaufnahme für Sage Records noch dabei war, ist ungewiss.
Nach dieser kurzen Zusammenarbeit mit Rusty York wurde es still um Dwight Pullen. Er erkrankte an Prostatakrebs und zog sich mit seiner Familie nach Alaska zurück. Noch einmal kehrte er zur Bestrahlung nach Kalifornien zurück. Da dies den Krebs aufhalten konnte, fasste er noch einmal Mut und zog nach Madford, Oregon. Hier hatte er seine eigene TV Show.
Er plante weiter an seiner Zukunft im Musikbusiness, als er Ende 1961 nach Los Angeles aufbrach. Hier schlug jedoch der Krebs am 24. November 1961 zurück. Dwight Pullen war gerade mal 31 Jahre alt, als er am Krebs verstarb.
Posthum erschien noch eine Langspielplatte namens „Country Music Star“ mit 5 unveröffentlichten Aufnahmen, welches heute ein gesuchtes Sammlerstück für Country- wie Rockabillyfans darstellt. Sage Records veröffentlichte im Sog des ordentlichen Verkaufs der LP mit „Crazy in Love“ sogar noch eine Single im Jahr 1963.
Erst Ende der 70er und dank des Covers von den Cramps wurde Dwight Pullen mit „Sunglasses after Dark unsterblich“. Dem überaus aktiven Dwight war der Erfolg zu Lebzeiten nicht vergönnt. Eigentlich war er nur als Roadmanager von Gene Vincent bekannt. Doch mit Sunglasses schaffte er es, das Lebensgefühl eines 50er Jahre Rockabillies der unwissenden Punk Generation der 70er Jahre begreiflich zu machen.
Wenn er dank seiner Krebserkrankung nicht so früh verstorben wäre, hätte er sicherlich in der Countryszene eine Heimat gefunden, denn seine Wurzeln lagen nun einmal dort. So aber bleibt von ihm eine große Hymne des Rockabilly zurück.

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