Mittwoch, 1. August 2018

Contramann: kurz gesehen im August

http://www.tagesschau.de/ausland/mascolo-salisbury-101.html
Runde vier Monate nach den Nowitschok Anschlägen auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Skripal und seine Tochter sind in Salisbury (England) erneut 2 Menschen mit dem von den Russen in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, also während des kalten Krieges, entwickelten Giftstoff infiziert worden. Die britische Regierung machte sofort „die Russen“ dafür verantwortlich, weil nur die es gewesen sein könnten. Amis wie auch die Deutschen übernahmen den Schuldvorwurf ungeprüft.
Selbiges gilt auch für viele links denkende Menschen, leider auch aus meinem persönlichen Umfeld. Die Schuldvorwürfe sind bis heute nicht bewiesen – im Gegenteil. Irgendwie scheint bald jeder westliche Geheimdienst schon seit über 25 Jahren dank einer vom BND aufgetriebenen Probe Bescheid gewusst haben. Dadurch war folgende Kette möglich: Probe – Zusammensetzung – Formel – Herstellung Nowitschok. Auch das in unmittelbarer Nähe des Fundortes der vergifteten Skripals eine britische Fabrik zur Herstellung von Kampfstoffen steht, hat weder die Nato Mitglieder noch die durch die Medien aufgehetzten Menschen stutzig gemacht.
Der Vorwurf der Briten an die russische Regierung wird dank der neuen Opfer, die nicht aus dem Geheimdienstmilieu stammen, immer unglaubwürdiger. Ein Rudolf Augstein der 50er/60er Jahre hätte dies genüsslich ausgeschlachtet; Brandt und Wehner hätten medienwirksam geschäumt und der deutsche Außenminister wäre zum Rücktritt aufgefordert worden.
Das war damals noch die gelebte Demokratie, die uns in der Schule beigebracht wurde. Zumindest tat man damals so, aber heute liegt selbst das nicht mehr drin. Und es stört mittlerweile ja auch keinen, wenn die eigene bzw. befreundete Regierungen schamlos Dinge behaupten, die nicht stimmen, um von eigenen Versäumnissen (Sicherheitsleck in der Kampfstoffabrik?) abzulenken.
Hauptsache, ich habe die Tagesschau gesehen und weiß Bescheid. Kritisch hinterfragen? Warum das denn, stört nur meine Abendunterhaltung.

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ich-mache-jetzt-was-mit-medien
Bei einer Journalistentagung in Hamburg redeten sich die Medienmacher ihre Branche schön. Zum Thema „Junge ChefredakteurInnen im Lokaljournalismus“ (Katholische Schulmädchen in Not?) ging es aber nicht um kritischen, investigativen Journalismus, sondern um die Angst, dass bei allzuviel Kritik ein Bürgermeister mit der Zeitung nicht mehr reden würde.
Und als praktisches Negativbeispiel wurde auch gleich das richtige Blatt erwähnt - die Braunschweiger Zeitung. Als „Statement gegen Pauschalurteile im Abgas-Skandal“ verfassten die Redakteure eine 16seitige Beilage ein Portrait des Volkswagen Konzerns. Finanziert wurde das Ganze wohl (lt. Freitag) von VW. Wen wundert es da, wen die Braunschweiger Zeitung im Volksmund auch „Prawda“ genannt wird?

http://www.spiegel.de/sport/fussball/dfb-und-der-fall-mesut-oezil-es-geht-um-mehr-kommentar-a-1217403.html
Die Weltmeisterschaft ist vorbei, Frankreich Weltmeister und Deutschland bereits in der Vorrunde kläglich ausgeschieden. Und da handelt DFB Präsident Grindel so, wie ein Deutscher Fußballfan halt so ist. Wenn der Erfolg wie vor 4 Jahren da ist, dann ist die „Mannschaft“ die Größte und alles ist toll. Wenn sie aber verliert, dann ist der Türke schuld.
Sicherlich sollte den Spielern und auch den Offiziellen des DFB bekannt sein, dass sie als „Botschafter“ des Landes unterwegs sind und dass jede Handlung oder Äußerung auch politisch hinterfragt wird. Das Fotoshooting mit Erdogan wurde vor der WM dank einer läppischen Erklärung seitens des DFB und einem peinlichen Bekenntnis von Gündogan zu Deutschland erklärt. Alle Fussballfans standen hinter der Mannschaft - vor der WM.
Nach dem peinlichen Ausscheiden in der Vorrunde fielen einigen Journalisten wieder die Fotos mit Erdogan ein. Und dieser Kommentar ist deshalb dämlich, weil er zwar richtig ist, aber nicht VOR der WM veröffentlicht wurde.
Denn nicht Özil ist der Schuldige bezüglich des Ausscheidens, sondern Jogi Löw, der seine Lieblingsspieler nach wie vor aufstellte, obwohl sie schon in ihren Vereinen außer Form agierten, stellenweise schon seit 2 Jahren. Neben Özil sind dies Thomas Müller, Khedira und auch ein Hummels. Der beste Nachwuchsspieler in der Premier League (Sane) blieb zuhause, ebenso Wagner und Petersen, die besten deutschen Torschützen der Bundesligasaison.
Gegen Südkorea hätte 1 Tor gereicht, dann hinten dicht und gut. Aber nein, nicht eine Flanke wurde hoch in den Strafraum geballert - die Südkoreaner waren durchweg einen Kopf kleiner als die Deutschen. 30 Dinger blind rein, einer sitzt schon. Doch sie spielten lieber ihr Klein-Klein, bis der Ball weg war. Die bettelten ja förmlich in allen 3 Spielen ums Ausscheiden.
Am schlimmsten fand ich noch die lustlosen Gesichter beim Abspielen der Nationalhymne. Sämtliche anderen Nationen waren da stimmungsvoller, auch die jeweiligen Fans. Jetzt hat Jogi eine Schonfrist von 2 Jahren, in der er das Steuer rumreißen will. Schaun mer mal, wie die ehemalige Lichtgestalt des deutschen Fussballs immer zu sagen pflegte.

https://www.welt.de/sport/article179799274/Oezils-Ruecktrittserklaerung-Werde-nicht-laenger-als-Suendenbock-dienen-fuer-Grindels-Unfaehigkeit.html
Sieh an: Mesut Özil ist am 22.Juli aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. In 3 Tweets rechnete er mit dem DFB, insbesondere dem Vorsitzenden Grindel, ab und drückte sein Bedauern aus. Das deutsche Trikot hätte er mit Stolz und Begeisterung getragen, meinte er. Wahrscheinlich erschien der Tweet deshalb auch in englischer Sprache!
Auch wenn er mit seiner negativen Beurteilung des DFB Präsidenten zweifelsohne richtig liegt, aber von „Stolz und Begeisterung“ war bei Mesut Özil in den Auftritten für die Nationalelf wenig zu spüren gewesen in den letzten Jahren. Sicherlich hat Özil Recht, wenn er sagt: „In den Augen von Grindel und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren...“ Der Begriff „Helfer“ stört mich hier.
An dieser Stelle wird deutlich, dass es mit der Integration von Migranten in Deutschland nicht so weit her ist. Der Belgier Lukaku und der Franzose Benzema wussten übrigens ähnliches aus eigener Erfahrung zu berichten. Doch gerade deshalb wird hier ein Versagen von Özil sichtbar: Wenn er sich als Migrant zu Deutschland bekennen würde, dürfte man von ihm als Vorzeigefigur schon verlangen, dass er sich zumindest mit der Bedeutung des Fotoshootings mit Erdogan auseinandersetzt.
Denn Erdogan steht mit seiner Politik eben nicht für deutsche Werte bzw. die demokratischen Werte. Sicherlich wären da Schröder mit seinem Engagement für Putin oder Bayern mit den Trainingslagern in Katar auch in der Pflicht. Aber wenn ich wegen der politischen Bedeutung schon angegangen werde, äußere ich mich wenigstens dazu, sei es auch nur, dass ich zumindest erkläre, mich nicht instrumentalisieren lassen zu wollen.
Aber genau so, wie Özil bei seinen Auftritten immer rüberkam, reagierte er auch hier: Abwesend und arrogant. Das hat keine Vorbildfunktion. Dieser Mensch schnallt es einfach nicht, es interessiert ihn wahrscheinlich eh nicht. Meine Befürchtung ist, das dies das Bild über die Migranten im Allgemeinen negativ beeinflusst. Und das es viel zu viele Mesuts unter den Migranten gibt, die sich situationsbedingt bei Bedarf die für sie günstigere Nationalität aussuchen.
Abgesehen davon spielte er schon seit bald 2 Jahren schwach. Da hätte die Presse in den letzten Jahren dem Löw mehr Druck machen müssen, damit dieser mal nach Leistung aufstellt. Egal jetzt, Özil ist Vergangenheit und wird meiner Ansicht nach nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Eher traue ich ihm noch weitere Treffen mit Erdogan zu, was im Nachhinein leider Wasser auf die Mühlen der AfD wäre. Und dann, aber nur dann, wäre er ein Megaarschloch und Grindel wie Bierhoff Propheten für ein freundliches und weltoffenes Deutschland.
Was wäre eigentlich passiert, wenn sich ein russischstämmiger deutscher Nationalspieler mit Putin in der Ostukraine zum Fototermin getroffen hätte, vorzugsweise vor einer Wahl? Ich denke, der Mann wäre von Anfang an zuhause geblieben.

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