Montag, 23. Juli 2018

Hartmudo: Mutter

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Mein Kreislauf drehte nach dem Streit mit meiner Löwin im Auto auf der Rückfahrt von Mutters Seebestattung extrem hochtourig. Das änderte sich den ganzen Abend nicht; erst nachdem meine Löwin, der es wohl genauso ging wie mir, die Initiative ergriffen und mich auf meine Eskapaden ansprach, konnten wir einige Mißverständnisse klären.
Jedoch blieb die Stimmung auch am folgenden Morgen angespannt, wir mussten wohl beide noch den vergangenen Tag verdauen. Endlich hatten wir Ruhe für die letzten 2 Tage unseres Urlaubs, und dann das. Ich musste jedenfalls vormittags noch zur Gräfin, um mit ihr irgendetwas zu klären.
Im Einkaufszentrum von Lehndorf war an diesem Tag Markt. Und wie der Zufall es so will, traf ich einen alten Kumpel von meiner Löwin. Ich sprach ihn kurz an, er erkannte mich auch. Aber wie es der Teufel so will. Das ich der Mann meiner Löwin bin, einer guten Freundin der „alten Clique", checkte er nicht wirklich. Denn sonst hätte er mich nach ihr gefragt. Sei es drum, ich hoffe, es geht seinem Knie nach der Operation besser.
Zuhause vertiefte ich mich in irgendwelchen Bürokrams und kam langsam wieder in die Spur. Der Zorn meiner Löwin schien auch verraucht zu sein und so klang dann der Urlaub aus, auf das wir am Montag wieder zur Arbeit erscheinen durften. Ach ja: Am Freitag wäre Mutter 93 Lenze alt geworden.
Dies hatten meine Schwestern und ich die ganze Zeit nicht auf dem Schirm gehabt. Zumindest meine Wenigkeit dachte an dem Freitag nicht eine Minute an Mutter, so traurig das ist. Ich dachte lediglich an mich; der ganze Stress war endlich von mir abgefallen, ich wollte einfach nur noch meine Ruhe. Schätzungsweise ging es Berta und Sunny ähnlich.
So sollten bald zwei Wochen vergehen, bevor sich Sunny kurz vor dem Geburtstag von Bud meldete. Sie wollte sich am Geschenk beteiligen und monierte kurz vor dieser Feier, dass sich Berta (oder auch ich) seit zwei Wochen nicht gemeldet hätte. Jetzt sollte es endlich mal angehen. Recht hatte sie. Wie mir Berta Wochen später berichtete, hatte sich Sunny sogar noch im Vorfeld der Geburtstagsfeier für ihren Wutausbruch am Telefon bei Berta entschuldigt.
Doch als wir dann Samstag dem 12. November mittags am Kopf der großen Tafel im Vereinsheim des SV Süd saßen, da hatte Sunny schon wieder einen verkniffenen Gesichtsausdruck drauf. Zwischendurch sprach mich Sunny dann noch auf die Aktionen wegen Mutter an.
Bislang hatten wir uns vordringlich um die Beisetzung gekümmert. Jetzt mussten wir uns echt mal um die Auflösung von Mutters Wohnung kümmern. Ich hatte bislang Versicherungen, Telekom oder auch GEZ beendet sowie das Amtsgericht angeschrieben. Berta hatte den Bankenkram, sprich das Konto, im Blick und auch schon Rechnungen bezahlt, wie zum Beispiel die Beerdigung.
Als Termin hatten wir uns den folgenden Dienstag, so gegen 16.00 Uhr, ausgesucht. Da wollten wir alles wegen der Wohnungsauflösung und dem beabsichtigten Verkauf von Mutters Wohnung besprechen. Das Ganze sollte auf neutralem Boden, also gleich in Mutters Wohnung stattfinden, weil die Stimmung unter uns immer noch sehr gereizt war.
Sunny wollte wohl mit mir zu einzelnen Punkten bzgl. des Verkaufs und Ràumung der Wohnung sprechen, als sie mich abseits von Berta in der Nähe der Garderobe ansprach. Den Inhalt dieser Unterredung weiß ich natürlich nicht mehr, zumal ich jegliche Absprachen nur zu Dritt besprechen wollte und deshalb Sunny abblockte. Ich verwies auf den Dienstag, an dem wir uns treffen wollten.
Denn im Vereinsheim war erst einmal der 70. Geburtstag von Bud angesagt, auch deshalb wollte ich, ebenso wie Berta, nicht an diesem Ort über die weitere Vorgehensweise in Sachen Mutter sprechen. Es war schon zuviel passiert, ein gegenseitiges Mißtrauen lag in der Luft. Nicht zu Unrecht befürchtete Berta, dass ein Streit zwischen uns die Geburtstagsparty sprengen könnte.
Was mir, aber auch meiner Löwin etwas negativ auffiel, war das Auftreten von Eveline und ihrer Familie. Ähnlich wie Sunny und Reiner saßen sie relativ teilnahmslos am Tisch, rechts von meiner Löwin. Kaum war das Essen durch, zogen sie wieder die gewohnte Nummer durch. "Nur mal kurz rausgehen."
Die komplette Familie, also Eveline und Siggi mit beiden Kindern, verließen kommentarlos den Saal. Vielleicht hatten sie Berta gegenüber ihre Abwesenheit im Vorbeigehen kurz angekündigt. Wir warteten kurze Zeit später noch mit der Präsentation des Geschenks mittels eines kleinen Spielchens auf die Mannschaft, fingen dann aber doch ohne sie an. Wir konnten ja nicht ewig auf Eveline und Siggi warten.
Das Geschenk, an dem sich die gesamte Familie incl. Sunny und Eveline beteiligte, war eine Reise für mehrere Tage zum Technikmuseum nach Sinsheim für 2 Personen. Ein sehr schönes Geschenk, wie ich finde und so passend für Bud. Bei der Präsentation leisteten Gunda und meine Löwin ganze Arbeit, ich diente hier lediglich als Sidekick.
Dieses kleine Spielchen war nach kurzer Zeit vorbei und Bud hatte seinen Umschlag mit dem richtigen Preis - vorher wurden ihm irgendwelche Fakes angeboten - bereits erhalten. Wir waren bereits beim abschließenden Kaffeetrinken, als Evelines Tochter Lisbeth als erste aus dem Clan auftauchte und sich alleine an den Tisch setzte.
Sie ist nicht so ein Stiesel wie ihr Vater oder der Bruder, wie Berta beständig betont. Lisbeth wollte beim Geburtstag ihres Opas gern dabei sein. Erst eine halbe Stunde der später kam der Rest der Familie noch mal kurz reingeschneit. Eveline und Co hätten auch ruhig wegbleiben können, denn der Höhepunkt der Feier war jetzt sowieso vorbei.
Später hörte ich noch von Berta, das sich Eveline bei ihr darüber beklagt hätte, dass wir mit der Präsentation des Geschenks nicht auf ihre Familie gewartet hätten, insbesondere machte Eveline meine Löwin dafür verantwortlich. So ein Blödsinn! Berta erklärte es ihr: Wer einfach so abhaut, ohne sich abzumelden, darf sich nicht beschweren, wenn er/sie etwas von der Aktion verpasst.
Der Geburtstag ging hinterher schnell zu Ende; mit meinen Schwestern verabredete ich mich für den folgenden Dienstag.
Anschließend war ich abends dann noch mit Patti und Pocke sowie dem Langen bei Thundermother in Hannover; ein gutes Konzert, das mir viel Spass gemacht hatte. Wenn ich daran denke, dass ich wegen dieses Konzerts noch auf der Rückfahrt von Mutters Beisetzung in Travemünde einen heftigen Streit mit meiner Löwin gehabt hatte...
Dieser Streit war an diesem Tag, erst recht am Abend, komplett vergessen. Und die Frauenpower von Thundermother im AC DC Sound war denn auch ein guter Auftakt für das, was am folgenden Dienstag in der Wohnung von Mutter passieren sollte.

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