Mittwoch, 11. Juli 2018

Hartmudo: Jersey 15/15

15
Am späten Vormittag waren wir dann endlich in der Victoria Station angelangt. Wir waren beide heiß, unserer beider Lieblingsstadt zusammen für lediglich einen Nachmittag zu erkunden. Da wir unseren Flug nur mit Handgepäck bestritten hatten, schleppten wir dieses nach dem Auschecken in Gatwick mit uns herum. Wir brauchten jetzt möglichst zügig ein Schließfach für unsere beiden kleinen Koffer und die “Täschchen”, damit wir den Gang in die Stadt unbeschwert genießen konnten.
Ein Schließfach fanden wir leicht - und weg war das Gepäck. Ab jetzt trübt sich leider meine Erinnerung, da unsere Reise bereits ein halbes Jahr her ist. Jedenfalls waren wir dann von der Victoria Station zum Piccadilly Circus gekommen. Ich denke, wir sind dies deshalb mit der Tube angegangen, um Zeit zu sparen.
Dort machte ich als erstes ein Foto mit dem Smartphone. Schließlich musste ich meine Freude auch unseren Freunden in Berlin wie im Schwarzwald, natürlich auch den Stöckheimern, mitteilen. Deshalb fotografierte ich meine lachende Löwin sichtbar am Piccadilly und stemmte das Bild per WhatsApp ins Netz. Bei herrlichem Sonnenschein war die riesige Werbetafel im Hintergrund ein richtiger Blickfang.
richtig leer

Ab jetzt ließen wir die deutschen Touristen raushängen. In einem Geschenkladen namens Piccadilly Souvenirs tobten wir uns erst einmal aus. Natürlich hatten sie dort den üblichen Schrott wie Nippes Figuren der Queen in allen erdenklichen Größen oder die üblichen Kalender, Feuerzeuge, Mützen und und und. Ob Berlin, London oder Paris: Die Artikel sind die gleichen, nur der Name der Stadt und die Farben sind unterschiedlich.
Bei den ebenfalls üblichen Jutetaschen mit dem Stadtnamen drauf wurde ich aber fündig. Hier, in diesem Laden für den eiligen Touristen, erstand ich doch tatsächlich noch einmal zwei schöne Baskenmützen für jeweils 5 Pfund. Genau derselbe Preis wie auf Guernsey, nur das Material war wesentlich besser. 70% Wollanteil im Stoff sehen doch gleich viel besser aus, da greift man gerne zu. Meine Löwin machte hier mal keine Beute.
Wir schlugen anschließend die grobe Richtung zur Themse ein, ein genaues Ziel hatten wir uns ja nicht gesetzt. In der Piccabilly Street waren wir noch nicht sehr weit gekommen, als wir das Kaufhaus Fortnum & Mason entdeckten. Schon die edle und wahrscheinlich alte Eingangstür nötigte uns Respekt ab.
Innendrin setzte sich das dann nahtlos fort. Der rote Samtteppich auf dem Boden, die Regale zumeist aus dunklem Holz, akzentuiert dazu die weißen Vitrinen und Schränke. Gern fuhren wir durch die 4 Stockwerke im holzvertäfelten Fahrstuhl. Das alles erwärmte das Herz meiner Löwin, mehr noch das Sortiment dieses edlen Kaufhauses.
Schmuck und Parfüm wurden im 2. Stock feilgeboten. Im ersten Stock gab es Haushaltswaren wie Services und Kochgeschirr nebst benötigten Utensilien, aber keine Elektrogeräte. Im Erdgeschoss gab es hauptsächlich Tee, Kaffee und Schokolade - Weine und Spirituosen nicht zu vergessen. Die frischen Lebensmittel gab es im Untergeschoss; hier kam dann auch das bekannte KaDeWe-Feeling auf. Zusammenfassend für alle 4 Stockwerke kann ich feststellen, dass die Preise nichts für den kleinen Geldbeutel oder Touristen gedacht sind. Wer hier kauft, denkt nicht über den Preis nach. Nespresso oder Lindt wirst Du dort auch nicht finden; so einen billigen Plunder hat Fortnum & Mason nicht im Programm.
Nach diesem Besuch voll staunender Augen bewegten wir uns über die St. James Street und Pall Mall auf den Trafalgar Square zu. Dort hielten wir uns eine Weile auf, die ruhmreiche Geschichte des englischen Königreichs konnten wir im Schatten der Nelsonsäule wie der National Gallery förmlich spüren. So ging es wohl auch den anderen, mehr als 1000 mögen es gewesen sein, Touristen. Auf den Schreck hin machten wir erst einmal Pause und genossen einen Kaffee (ich) und nen Tee (meine Löwin) in einem Cafe am Rande des Trafalgar Square, die Nelsonsäule immer im Blick dabei.
Gut gestärkt, gingen wir über Whitehall in Richtung Themse, in die Downing Street warfen wir im Vorbeigehen nur einen kurzen Blick hinein. Parliament Street, Westminster Abbey - bei kühler, aber trockener Witterung blieben wir in Bewegung, bis wir Big Ben und die London Bridge erreichten. Hier war es leider richtig voll, hatten die die Touristen mit Bussen direkt hierhin gekarrt?
Das Big Ben gerade restauriert wird und deshalb von einem Baugerüst total eingedeckt ist, hatte ich bereits zuvor irgendwo gelesen. Sieht nicht schön aus, muss aber wohl sein. Auf der anderen Seite der Themse war das Riesenrad zu erkennen, welches sich auch seit Beginn des Jahrtausends zu einem markanten Wahrzeichen dieser Stadt entwickelt hat. Das “London Eye” war allerdings nicht in Betrieb.
hier war es voller

Wir sind nach einem kurzen Blick über die Szenerie auf die London Bridge gegangen, erlebten aber das Ärgernis einer überfüllten Brücke voller Touris, die die Straße verstopften und ihre Fotos machten. Entnervt drehten wir auf halber Strecke um und verließen die Brücke Richtung eines Tesco Marktes neben Big Ben, um etwas zu trinken zu kaufen.
Unsere Begeisterung für London war mittlerweile einer gewissen Ernüchterung gewichen; Beide hatten wir die Metropole anders in Erinnerung; irgendwie mit weniger Touristen und dennoch lebhafter. Oder waren unsere Erwartungen zu hoch gewesen? Ich glaube, wir waren mittlerweile etwas überreizt von all den Eindrücken auf den Kanalinseln.
Anyway, wir gingen noch ein Stück am Fluss entlang, um über die Vauxhall Bridge Road zur Victoria Station zu gelangen. Müde nahmen wir unser Gepäck wieder auf und fuhren mit der Tube nach Heathrow. Wir waren sogar etwas zu früh am Flughafen zum Einchecken; hätten also noch eine runde Stunde länger in Londons City verbringen können. Allein... ich hatte es eben ja beschrieben.
Im Dunkeln kamen wir in Berlin an, der Shuttle Service zum Parkplatz und unserem Auto klappte vorzüglich. Auf der Fahrt zurück nach Braunschweig bin ich gefahren. Ich weiß noch, wie wir in der Dunkelheit nach unserem Auto suchten. Das Gepäck im Schlepptau, latschten wir in dieser milden Oktobernacht fast andächtig durch die Reihen von Autos, bis wir endlich bei unserem Golf angekommen waren.
Wir freuten uns schon auf zuhause, daher reflektierten wir die vergangenen Tage auf dieser Rückfahrt nicht. Was ja eigentlich schade ist, da dieser Urlaub wirklich schön und unvergesslich war.
Nun sind meine Löwin und ich wirklich selten mehr als 3 Tage von unserem Zuhause abwesend, noch dazu im Ausland. Aber sowohl bei unserer ersten Hochzeitsreise nach Manhattan als auch dieses Mal, quasi unserer zweiten nach 10 Jahren, hatten wir zahlreiche Eindrücke mitnehmen können. Diese Reise würden wir gern so noch einmal machen.
Sei es unsere Bleibe in den Liberty Wharf Appartements oder die darin fast schon integrierte Bus Station, sei es die relaxte Bustour auf Guernsey in diesen kleinen Bussen. La Corbiere und der Jersey Zoo waren für uns zwei Highlights, beide sogar noch am selben Tag. Jeden Abend spielten wir Karten, dazu es Dosenbier. Mehr Entspannung geht für mich nicht im Urlaub. Meiner Löwin ging dies haargenau so, wenn auch ohne Ale.
Ich hatte also wieder gemerkt, dass ich die richtige Frau geheiratet habe. Mal sehen, wohin wir an unserem 20. Hochzeitstag fahren. Vegas wird das dann wohl nicht werden... aber wer weiß? Wenn wir fit bleiben, ist auch das möglich.

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