Dienstag, 6. März 2018

Uncle Fester: grad gelesen März 2018

Greg Bear: Die War Dogs Trilogie

Band 1: Die Flammen des Mars Da hat der Altmeister der Science Fiction eine kleine Minserie aus dem Bereich der Military SF rausgehauen. Respekt. Das hätte ich von Greg Bear am wenigsten erwartet. Dank seiner schriftstellerischen Qualitäten und des wissenschaftlichen Hintergrunds stechen diese Romane zunächst aus dem Einerlei der „Aliens erobern der Erde“ Romane heraus.
Sergeant Michael Venn, genannt Vinnie, wurde mit seiner Crew und ordentlicher Waffenpower auf dem Mars abgesetzt, um den Antags, einer Alien Spezies, den Garaus zu machen. Diese waren Feinde der Gurus, einer freundlichen Alien Spezies, die zu den Menschen auf die Erde vor den Antags geflohen sind. Freundlich gesonnen, weil sie die Menschen technisch aufrüsten, damit diese gegen die Antags anstatt der nur wenigen Gurus kämpfen können.
Die Landung geht schief, auch andere ausgesetzte Teams haben schwere Verluste zu verzeichnen, obwohl die Antags nicht angreifen, sondern lediglich Kometen auf die Oberfläche regnen lassen. Nur dank Teal, einer menschlichen Siedlerin der 2. Generation, können die „Skyrine“ genannten Marines zum Drifter fliehen, einem uralten Splitter eines geborstenen Mondes, in dessen Innern eine Atmosphäre vorhanden ist und der die Saat des Lebens in sich trägt.
Es wird angedeutet, dass der grüne Staub einst auch das Leben zur Erde gebracht hatte. Uralte Roboter sind nach Millionen von Jahren mit Grabungen beschäftigt. Ihr zentraler Sammelpunkt wird von einer Kristallsäule umgeben, die Opfer eines Bombenanschlags durch das Platoon von Captain Daniella Coyle werden soll. Dieses Platoon hatte den Auftrag von den Erdstreitkräften, den Drifter mit den Resten der uralten Zivilisation um jeden Preis zu zerstören, auch auf Kosten der anderen Skyrine. Doch kurz bevor die Bombe explodieren kann, wird das Platoon durch den grünen Staub ausgeschaltet.
Der Rest der Skyrine kann aus dem von einer großen Streitmacht der Antags umstellten Drifter fliehen. Teal verbleibt bei den Voors, einheimischen Treckburen, die sie eigentlich verfolgt hatten und von Vinnie aufgehalten werden konnten, da sie Teal ermorden wollten. Unter der Führung vom spät ins Geschehen kommenden Lieutenant Colonel Joseph Sanchez können die meisten der Skyrine ins All und zur Erde zurück fliehen. Vinnie wird von Sanchez gebrieft, bei der Rettung
eine falsche Identität anzunehmen.
Sanchez entpuppte sich aber schon vorher als der „Joe“ der Parallelstory, die eigentlich danach auf der Erde spielt. Vinnie hat sich vor den Erdstreitkräften in die Wohnung seines alten Freundes Joe retten können und wird dort von Alice Harper aufgesucht, der er seine Geschichte (siehe oben) erzählt und die ihn zu Joe bringen soll. Kurz vor der kanadischen Grenze werden beide aber geschnappt – das war es mit dem ersten Teil der Trilogie.
Kurzweilig. Auch die Sprache der handelnden Figuren entspricht dem „Speech“, den wir aus diversen Vietnam Filmen kennen. Charaktere wie DJ, Tak, Kazak oder Wee-Def würzen das Ganze zu einer richtigen Kriegsgeschichte. Ich musste stark an Heinleins „Starship Troopers“ denken. 


                                  


Band 2: Im Schatten des Saturn 
War der erste Band schon mit kurzen Kapiteln gesegnet, steigert Bear dieses Stilelement zu Beginn des zweiten Teil ins Extreme. Stellenweise haben die ersten Kapitel nur ein bis zwei Seiten. Der Band beginnt in der Isolierstation des Madigon Hospitals. Der grüne Staub – auch Eismondtobak genannt – bringt den gefangenen Vinnie zum Träumen; von einer Existenz als Käfer.
Es waren vor Jahrmillionen diese Käfer, die in den Eismonden des Saturns lebten und von den Gurus seinerzeit zum Krieg untereinander aufgestachelt wurden. Die Käfer erhielten hierzu von den Gurus die notwendige Technologie und zerstörten dabei ihre Monde, aus denen das Ringsystem des Saturns entstehen konnte. Splitter der Monde wurden weiter ins Innere des Sonnensystems geschleudert. Auf den Mars und gar bis zur Erde, was zur Entstehung des Lebens auf der Erde führte.
Vinnie träumt als Käfer die Erinnerungen an die Geschichte der untergegangenen ersten Zivilisation des Sonnensystems, aber auch Captain Daniela Coyle spricht noch zu ihm. Sie ist noch nicht tot, nur kurz davor, endgültig ins „Archiv“ einzurücken, welches die Käferzivilisation auf Titan angelegt hatte, um die Erinnerungen ihres Volkes zu bewahren.
Kurz bevor man Vinnie beseitigt, da er den Gurus keine Informationen bieten kann, wird er von Commander Frances Borden und dem Wissenschaftler Kumar, beide von der 4. Abteilung (?) und damit mal keine Soldaten, gerettet und zurück zum Mars gebracht. Dort schlagen sie sich zu einem anderen Überbleibsel der Käferzivilisation durch. Zusammen mit versprengten russischen Soldaten unter Colonel Litwinow und einer Schar weiblicher Skyrines, darunter mit Ischida eine Frau mit halben Metallskelett, können sie DJ, Tak und den unsäglichen Joe aufnehmen. Zusammen fliehen sie vor den Antags und den Gurus ergebenen menschlichen Verbänden mit einem neu entwickelten Schiff nach Titan. Nebenbei tauchen noch Teal und eine Handvoll überlebender Voors auf, die zusammen mit Alice Harper kurzerhand zur Erde evakuiert werden. An dieser Stelle hat Bear diese Figuren noch mal schnell erwähnt. Da hätte ich mir mehr gewünscht, das fand ich dann doch enttäuschend. Im ersten Teil waren diese Figuren prägend, im zweiten störten sie eher.
Auf Titan schließlich bohren sich Vinnie und seine Mitstreiter durch das Kilometer dicke Eis, dicht gefolgt von den menschlichen Verbänden unter Anleitung der Gurus. Vinnie soll sterben, denn dank den Käfern und Doyle hat Vinnie herausgefunden, warum die Gurus die Menschen und die Antags aufeinander gehetzt haben: Der Krieg dient anderen Aliens in der Galaxis als Unterhaltung! Die Gurus sind lediglich die Vermarkter dieser Show.
In der fantasievoll erzählten Unterwasserwelt erreichen unsere Helden das Archiv der Käfer. Doyle kann endlich in die ewigen Jagdgründe verschwinden. Die Antags sind auch schon vor dem Archiv. Ein Weibchen dieser Vogelwesen wurde wie Vinnie von einem Käfer kontaktiert und nimmt daher mit Vinnie Kontakt auf.
Die menschlichen Verbände kommen immer näher; kurz bevor es zum Kampf kommt, ergibt sich Vinnie mit seinen Leuten den Antags, gegen die sie im Kampf keine Chance gehabt hätten. Sie retten sich auf ein kleineres Schiff der Antags und verlassen mit ihnen Titan zu einem unbekannten Ziel.
Ende Band 2. Über die Landschaft im Ozean von Titan hätte ich gerne mehr gelesen, hier hatte Bear sehr schöne Ideen gehabt, aber leider viel zu schnell weggeworfen. Auch ist der militärische Jargon auf Dauer etwas lahm. Aber auf Seite 352 wurde Vinnie in einer Traumsequenz von einem Guru angesprochen. Er solle Joe fragen, welchen Ort er mit Corporal Grover Sudbury aufsuchte und was sie dort gemacht haben.
Das will ich jetzt wissen.

Band 3: Die Rache des Titan
Die Antags haben Angst vor den gekidnappten Menschen um Vinnie und Co. Nach einem schnellen Umstieg im Orbit des Titan nehmen die Antags und Vinnies Leute auf einem mehrere Kilometer großen alten Raumschiff Fahrt auf. Immer weiter raus aus dem Sonnensystem. Von wem dieses Raumschiff wohl stammt?
Auch die „Hüter“, wie die Gurus von den Antags genannt werden, kennen wohl den Ursprung dieses Raumers nicht. Das Vogelmädchen hält weiterhin mentalen Kontakt zu Vinnie und DJ. Wichtiger wird aber eine weitere Soldatin: Uljanova hatte ich bisher nicht erwähnt, da sie keine herausragende Rolle spielte. Bislang. Denn im 3. Band stellt sie sich als Guru heraus. Auch sie kann mental mit DJ, Vinnie oder auch dem Vogelmädchen kommunizieren.
Sie ist von den Gurus ausersehen, auf diesem Schiff, mit dem die Gurus seit über 4 Milliarden Jahren durch das Sonnensystem und die nähere Umgebung unterwegs sind, das Steuer zu übernehmen. Dass intelligente Schiff ist darauf programmiert, sich ständig umzuformen. Zum Beispiel, um Waffen für die verschiedenen Völker zu produzieren.
In all den Äonen hatten die Gurus die Völker im Sonnensystem und im Kuiper Gürtel gegeneinander aufgehetzt, um die entstehenden Kriege in der Galaxis medientechnisch vermarkten zu können. Eine nette Idee von Bear, hätte ich gar nicht von ihm erwartet. Leider wird darauf im Laufe der 3 Bände nicht näher drauf eingegangen; hier hat der Autor die Chance zu einer ätzenden Mediensatire a la „Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute“ nutzlos verstreichen lassen.
In einer immer verworrener werdenden Umgebung und leider auch Story werden die Menschen schließlich von den Antags getrennt. Auf dem Weg zum Heimatplaneten der Antags im Kuiper Gürtel kommt eine Schar von Kämpfern aus der Gefangenschaft im Schiff frei, die fortan quasi wie Zombies durch das Schiff wandeln und von Zeit zu Zeit unerwartet angreifen. Grover Sudbury ist auch einer von ihnen und stirbt kurz vor Ende, von Litwinow aufgespießt.
Etwas lahm, wie dieses Rätsel um Sudbury verpufft. Er war einfach nur ein Vergewaltiger, der von Joe, Vinnie und den anderen Skyrines zusammengeschlagen und offensichtlich nicht getötet wurde. Überhaupt Joe: Ich dachte, der wäre insgeheim der Guru Agent. Pustekuchen! Der ist doch tatsächlich nur der alte Kumpel von Vinnie aus Kindheitstagen. Da war ich richtig enttäuscht. Erst anblasen und dann verpuffen lassen. Mann!
Am Schluss werden die letzten überlebenden Antags auf ihren sterbenden Planeten geflogen, der eine eigentlich interessante Geologie zu bieten hatte. Zerstört von einer feindlichen Streitmacht, die nur noch auf diese letzten Antags wartet, die sich in einer sinnlosen Heldenhaftigkeit in ihre Auslöschung stürzen.
Ein letztes Ei mit Nachkommen der Antags wird von Borden letztlich auf der Erde beschützt, während Vinnie rastlos auf einer von Gurus befreiten Erde nach Seattle trampt, um dort wieder auf Alice zu treffen. Mit Ischida hatte er anfangs dieses Buches ein kurzes Techtelmechtel. Klar, sie bleibt bei ihm.
Joe, DJ und Tak bleiben auf dem Mars, während Uljanova alle Gurus von der Erde einsammelt, bloß um sich mit ihnen nach viereinhalb Milliarden Jahren der Infiltration und Aufhetzung der verschiedensten Völker in die Sonne zu stürzen. Dass die letzten Reste an Menschlichkeit von Uljanova dieses Ende einleiten, muss man sich als Leser schon einreden, damit es halbwegs plausibel wird.
Was bleibt, ist eine Trilogie der verpassten Gelegenheiten. Die schönen philosophischen wie antimilitaristischen Ansätze können über logische Schwächen im Handlungsablauf nicht hinwegtäuschen. Schade.

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