Freitag, 23. März 2018

Hartmudo Spezial: Mutter


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Trotz der geschilderten Widrigkeiten innerhalb unserer „Clans" war der Imbiss nach dem Trauergottesdienst für Mutter am 30. September doch noch gut gelaufen. Das Essen war gut und der Preis topp. In das La Vita im Einkaufszentrum von Melverode würde ich gern noch einmal essen gehen. Schaun mer mal, wann und ob das klappt.
Meine Schwestern und ich hatten uns am Ende beim Wirt des La Vita noch einmal ausdrücklich für die Bewirtung bedankt. Kritikpunkte wie die stellenweise kalte Tomatensuppe oder die lange Wartezeit bis zum Servieren eben dieser Suppe vergessen wir mal, da hatte der Wirt wohl Stromprobleme in der Küche.
Wir nahmen noch etwas vom Kuchen mit, wohl auch vom köstlichen Tiramisu. Das heißt, meine Löwin und ich wohl eher nicht. Wir hätten es eh nicht mehr essen wollen, sind kuchen- und zuckermäßig nicht mehr am Start. Da Berta und Bud in der Folgewoche nach Usedom fahren wollten, kamen wir darin überein, uns wegen der weiteren Schritte am 9.Oktober bei uns in Lehndorf zu treffen. Wir konnten alle etwas Abstand gebrauchen. Nur ein Termin stand vorher noch an, den wir alle drei wahrnehmen wollten.
Wahrscheinlich am 2. oder 3. Oktober war der Erntedankgottesdienst, bei der der Name unserer Mutter noch einmal genannt werden würde. Da hinzugehen ist eine Selbstverständlichkeit, warum, kann ich gar nicht sagen, außer: Is' so! Daher trafen wir uns an dem Tag in der Dietrich Bonhoeffer Kirche beim Einkaufszentrum zum Gottesdienst. Meine Löwin und Bud kamen hier nicht mit und Reiner war auch nur dabei, weil er Sunny hinfahren musste.
Während des Konfirmationsunterrichts hatten sich die Konfirmanden zum Thema Erntedank eine kurze Szene ausgedacht, die sie vor der Kirchengemeinde vortrugen. Das war nett gemacht und versöhnte mich etwas mit der Institution Kirche, der ich ja bekanntlich skeptisch gegenüber stehe.
Der Name von Mutter wurde im Laufe des Gottesdienstes genannt und zum Schluss dachte ich endlich daran, etwas in den Klingelbeutel zu schmeißen. Dem Pastor noch schnell die Hand geschüttelt, dann waren wir durch mit der Kirche. Wenn ich genau überlege, stimmt es mich nachdenklich, das wir alle bei Beerdigungen so tun, als ob wir mit dem Tod eines Verwandten zum Glauben zurückfinden würden.
Das macht natürlich kaum einer, aber alle täuschen dies, wenn vielleicht auch unbewusst, vor. Der Pastor kannte dies sicher schon und blieb deshalb beim Abschied auch routiniert distanziert. Ein übermächtiges Sendungsbewusstsein kann man ihm sicherlich nicht vorwerfen.
Außerhalb des Kirchengeländes verabschiedeten wir uns dann voneinander. Die letzten Wochen, ja Monate, waren anstrengend gewesen. Jetzt hatten wir Mutter mit diesem Gottesdienst endgültig verabschiedet, obwohl die eigentliche Beisetzung auf See noch ausstand.
Erst am 9. Oktober wollten wir uns in Lehndorf, also bei meiner Löwin und mir, wieder treffen. Dann würde es um die Danksagungen gehen, die beim Bestatter als auch bei uns eingegangen waren. Danksagungskarten waren ja auch noch zu fertigen. Bis dahin aber wollten wir uns alle noch eine Ruhewoche gönnen, wir wollten da nichts überstürzen, zumal Berta und Bud ja die Woche über nach Usedom fahren würden.
Die beiden kamen am 7. Oktober wieder zurück und waren von Usedom begeistert. Sie hatten sich dort noch mit Dora und Herbert getroffen, die gerade auch dort verweilten. Für meine Löwin und mich ist es nach wie vor erstaunlich, aber sehr erfreulich, das unsere beiden jeweils ältesten Geschwister sich so gut miteinander verstehen. Außer dieser Verbindung gibt es leider keine weiteren Überschneidungen, sieht man mal von Frida und Harald ab, wenn wir alle zusammen zum Spargeltheater oder einer vergleichbaren Veranstaltung gehen.
Irgendwann im Sommer hatten wir verabredet, mit Berta und Bud nach Laboe zum Marinedenkmal zu fahren. Der Termin hierfür war am Samstag, 8. Oktober, also einen Tag vor dem „Familientreffen". Meine Freude hielt sich trotz der Woche Abstand von Mutters Tod und den ewigen Telefonaten mit Berta und Sunny in engen Grenzen, weil ich diese stundenlangen Autofahrten nicht mehr so gut überstehe.
Bud dagegen quälte sich tapfer über die Autobahnen gen Kiel, während meine Löwin und ich auf dem Rücksitz des Daimlers vor uns hin dämmerten. Das sanfte Schaukeln des Daimlers ließ unsere Augenlider schwer werden. Das Bud den Tag derart fit hinterm Steuer war, meine Hochachtung. Schließlich waren Berta und er erst am Vorabend aus Usedom zurückgekehrt.
Um es kurz zu machen: Wir brauchten für die Hinfahrt nach Laboe 5 Stunden und auf der Rückfahrt noch eine halbe Stunde mehr. Irgendwo bei Walsrode sowie bei Hamburg war Stau angesagt. Das Ganze dann für knapp 2 Stunden Aufenthalt in Laboe, davon eine knappe halbe Stunde im Marinedenkmal. Die Fahrt war wegen der Staus sehr anstrengend, muss ich nicht nochmal haben.
Wir waren gerade auf dem Rückweg, da schrieb mir Sunny eine WhatsApp und wollte eine Bestätigung des Termins wegen der Trauerkarten haben. Ich wollte mich wohl melden, hatte es aber nicht gemacht, da mir die Uhrzeit 10.00 Uhr am nächsten Morgen klar war. Ich denke mal, das ich wegen des Nervs im Stau einfach nicht mehr dran gedacht hatte. Aber 10.00 Uhr konnte ich Sunny schnell bestätigen, also alles gut.
Am nächsten Morgen um 10.00 Uhr saßen wir zu sechst in unserer Essecke. Drei Geschwister und ihre Ehepartner. Wir packten die Trauerkarten bzw. Beileidsbekundungen zum Tod unserer Mutter, die wir oder auch der Bestatter bekommen hatten, zusammen. Viele hatten Geldscheine beigelegt, eine alte Sitte bei Beerdigungen.
Diese packten wir beiseite, d.h. Berta nahm das Geld an sich, da sie quasi die Buchführung übernommen hatte. Schließlich hatte sie die Kontovollmacht von Mutters Konto über den Tod hinaus. Sie hatte auch schon angefangen, die Kosten wie Heimrechnung oder auch die des Bestatters aufzulisten. Hinzu kam jetzt also das Geld aus den Trauerkarten. Die Danksagungskarten würden wir noch machen müssen, bemerkte ich noch.
Letzteres ging dann aber unter, weil sich meine Schwestern, aber auch meine Löwin, über den gestohlenen Schmuck, der Mutter am Totenbett entwendet wurde, aufregten. Wir waren uns einig, das man dies zur Anzeige bringen sollte, obwohl die Erfolgsaussichten eher gegen Null tendieren,weil sich dieser Vorwurf nun mal nicht beweisen lässt. Sunny oder Berta konnten sogar mit einem Foto des einen Ringes dienen, das Mutter wohl irgendwann mal gemacht hatte, warum auch immer.
Das Ganze endete mit der Aussage von Sunny, das ich „da was daraus machen" sollte. So sprach sie und verließ gleichzeitig mit Reiner die Wohnung. Berta und Bud waren auch gleich verschwunden, wenigstens hatten wir Geschwister uns vorher auf einen Termin in der Wohnung für den nächsten Sonntag zum Sichten der Unterlagen verabredet.
Kaum waren meine Geschwister verschwunden, hatte ich die mögliche Strafanzeige (gegen Unbekannt sicherlich) auch schon abgehakt. Meine Schwestern redeten sich in Rage, hatten dazu nur einmal kurz bei der Pflegedienstleitung des Heimes in der Reuterstraße nachgefragt und ich sollte jetzt alles reißen. Ich sage es mal so: Da bin ich nicht der Typ für.
Ich würde sicherlich den Schriftverkehr mit den Ämtern erledigen. Hierzu hatte Berta schon die Sterbeurkunden mitgebracht, die ich in Kopie zum Kündigen von Telefon, GEZ und ähnlichem brauchte. Auch dies war eindeutig mein Part, eine aussichtslose Strafanzeige wegen des gestohlenen Schmucks an Mutters Totenbett war dies nicht.

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