Montag, 25. Dezember 2017

Hartmudo Spezial: Mutter

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Freitag, der 30. September. An diesem Tag fand die Trauerfeier in Melverode statt. Ich hatte bisher noch gar nicht erwähnt, das an diesem Wochenende ursprünglich das Cousinentreffen von meiner Löwin stattfinden sollte. Dafür hatten wir mit Dora und Herbert schon reichlich recherchiert und reserviert, mussten das aber absagen, da die Resonanz auf ein Cousinentreffen in Braunschweig eher mau war.
Es sollte zum Schluss bei einem Besuch von Birte und Kjelt verbleiben, ihr Bruder nebst Frau wollte auch kommen, Frida und Harald waren bei dieser Aktion auch involviert. Allein, der Tod meiner Mutter und die Trauerfeier an diesem Freitag zwang uns zur Absage an die Flensburger, die wir jetzt erst im Fasching wieder sehen werden. Darauf freue ich mich (sch... Deutsch).
Irgendetwas wollte ich noch erzählen, was war das noch? Ich hatte mit meinem Schwestern die Gästeliste besprochen, das war es nicht. Mannomann der Balzam! Ich kann nicht mehr klar denken, sitze hier in der Straßenbahn, während ich dies schreibe. Höhe meines Elternhauses, komme von Pocke. Balzam und Ouzo, schräge Mischung. 1 Tag vor dem Ballyhoo beim „Wohnungsflohmarkt".
Jetzt weiß ich es wieder, der Schmuck natürlich. Die Wurzel allen Übels, welches noch folgen sollte. Denn wohl am Tag vor der Trauerfeier hatte ich Berta gebeten, den Schmuck noch aus der Wohnung zu holen. Wann ich ihr das sagte, weiß ich nicht mehr. Ich arbeitete an diesem Donnerstag bis 18.00 Uhr und ging dann zum Doppelkopf ins Come in. Wahrscheinlich vom Handy aus - nach dem Hamburger im Imbiss Ecke Südstraße und vor dem Come In, in irgendeinem Hauseingang.
Der Hintergrund meiner Bitte an Berta war, dass der Termin der Trauerfeier wie üblich in der Zeitung veröffentlicht worden war. Und wer kennt nicht Aktenzeichen XY im ZDF? Irgendwelche Berichte von Wohnungseinbrüchen, während die Familie der Beisetzung des Wohnungsinhabers beiwohnte, haben wir doch alle schon mal gesehen, oder?
Erschwerend hinzu kam das Malheur, das Mutter auch noch am Totenbett beklaut worden war! Als wir von Mutter am Sonntagmorgen Abschied genommen hatten, lag dort noch eine Uhr sowie zwei Ringe. Einer mit Diamant und einer mit einem Amethyst, beide Ringe waren wohl sehr wertvoll. Sunny, Berta und auch meine Löwin hatten den Schmuck neben unserer toten Mutter auf dem Nachtschrank gesehen, hatten aber nichts gesagt, weil alle 3 natürlich nicht als geldgierig angesehen werden wollten. Bud und ich hatten das gar nicht erst registriert, wie wir Männer halt so sind.
Als Berta und Sunny am Montag oder Dienstag das Zimmer leer geräumt hatten, wie die Pflegedienstleitung es ja auch forderte, waren beide Ringe verschwunden. Auf Nachfrage bei der Pflegedienstleitung, wo die Ringe denn abgeblieben seien, bekamen sie nur zur Antwort, das der Bestatter die Ringe wohl unserer Mutter wieder umgemacht haben musste. So ein Blödsinn. Außerdem sei ja am Mittag noch ein Enkelkind dagewesen, dann hätte die es wohl mitgenommen. Eine Frechheit, dies Gundula (oder war Dörte auch noch da?) anzulasten. Eine polnische Pflegerin soll sich sehr komisch verhalten haben, dies hatte mir später Berta oder auch Sunny erzählt.
Ich erwähne dies, weil sowohl der Diebstahl an Mutters Totenbett als auch die tatsächlich vorhandene Gefahr eines Einbruchs in Mutters Wohnung Grund genug sein sollten, Wertgegenstände aus der Wohnung unserer verstorbenen Mutter in „Sicherheit" zu bringen. Wie hoch das Risiko eines Einbruchs tatsächlich ist, weiß ich selbstredend auch nicht abzuschätzen. Aber allein wegen des Diebstahls am Totenbett sollte es jedem normal denkenden Sterblichen einleuchten, warum eine Verlagerung der Wertgegenstände von Mutter angezeigt war.
Ergo hatte ich Berta darum gebeten, in der Wohnung vorbeizufahren und die Wertsachen zu sichern. Ich selbst hatte ja keinen Schlüssel und war an jenem Donnerstag auch nicht mit dem Auto von Phil unterwegs, denn wie gesagt: Abends spielte ich Doppelkopf. Der geneigte Leser ahnt jetzt sicherlich, wo hierbei das Problem steckte. Ich hatte Sunny nicht informiert, weil ich es schlichtweg vergessen hatte.
An diesem Tag hatte ich, wie geschildert, viel um die Ohren. 2 Tage zuvor war das Treffen beim Pastor gewesen, hinterher hatte ich noch mit meiner Löwin zusammen den Imbiss nach der Kirche organisiert. Deswegen war ich dann auch in den Tagen danach mittags immer zur Bank in Salzgitter gelatscht, um den Imbiss bezahlen zu können, da der Russe keine Kartenzahlung akzeptieren wollte.
Außerdem war ich schon seit Wochen genervt, weil ich fast täglich mit Berta wie auch Sunny telefoniert hatte, um Sachen zu regeln. Hierzu gehörte die Heimunterbringung, das Spritzen mit Morphium und eben die zu regelnden Angelegenheiten nach Mutters Tod. Permanent bekam ich von meinen Schwestern Rückmeldungen und Rückfragen wegen Besuchen oder Anschaffungen. „Damit Du auch informiert bist" sagten sie dann immer. Und wenn Berta oder auch Sunny mal etwas gemacht hatten, ohne mich zu informieren, hatte ich mich auch nicht aufgeregt. Ich habe mir nicht einmal gemerkt, bei welchen Aktionen sie dies so gemacht hatten, hatten sie vielleicht auch gar nicht, aber darum geht es nicht.
Im Job verlasse ich mich auch auf meine Kollegen, wenn ich z.B. im Urlaub oder krank bin. Oder abwesend bin und meine Kollegin die Kopie für mich macht, damit der Hilfeempfänger nicht so lange warten muss. Und dieses Vertrauen, dass ich meinen Kollegas entgegenbringe, erwarte ich daher auch von meinen Mitmenschen im Privatleben, egal ob es sich um Freunde oder die Familie handelt, also auch von meinen Schwestern.
Auf der Arbeit schreibe ich doch auch nicht wegen jedem Furz und Feuerstein einen Vermerk, dort beruht das Ganze übrigens auf Gegenseitigkeit. Und aus dieser Mischung aus dem Genervtsein ob der vielen Absprachen, teilweise wegen Nichtigkeiten, und dem Vertrauen, das ich in das Handeln meiner Mitmenschen setze, hatte ich es versäumt, mich bei Sunny zu melden.
Bis heute kann ich mir keinen vernünftigen Grund für die Vorwürfe, die Sunny später Berta und mir machte, erklären. Nur wenn ich Sunny böse Absichten unterstelle oder sie einfach reif für eine Therapie halte, ergibt es irgendwie Sinn. Genug erst einmal mit dem Vorgriff auf weitere Ereignisse, konzentrieren wir uns zunächst mal auf die Trauerfeier.

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