Sonntag, 10. Dezember 2017

Hartmudo: Jersey 6/x

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Wir waren an diesem Tag schon sehr lange zu Fuß unterwegs und daher auch etwas durstig, so dass wir uns nach den beiden Märkten erst einmal hinsetzen wollten. In der Fußgängerzone entschieden wir uns nach kurzzeitigem Überlegen für einen Pub gegenüber einem teuren Klamottenladen. Für meine Löwin eine Diet Coke, für mich ein kalt gezapftes Carling. Derart bewaffnet setzten wir uns in der nachmittäglichen Sonne an einen Aussentisch des Pubs in Blickrichtung der Fußgängerzone.
Einfach in Ruhe zu sitzen, das Bier zu schlürfen und die Leute zu beobachten. Das war jetzt genau die richtige Aktion. Gegenüber saßen einige Jugendliche auf dem Straßenpflaster herum; 2 Polizisten kamen hinzu und redeten auf die Jugendlichen ein, ließen sich auch die Ausweise vorzeigen. Nach kurzer Zeit wurde ein Mädchen von einem 3. Bullen abgeführt. Mittlerweile waren auch die Leute aus dem Pub nach draußen gestürmt, um die Szene zu betrachten.
Urplötzlich eskalierte das Ganze dann. Warum, war nicht zu entdecken. Ein Jugendlicher wehrte sich gegen eine Festnahme; mit 2 Polizisten kriegten es die Bullen nicht wirklich in den Griff. Da waren wir dann doch baff erstaunt. Vor uns holte dann irgendein Idiot sein Smartphone raus, um die Szene zu filmen. Spanner!
Aus der Kneipe heraus kam mit einem Mal ein anderer Typ rausgerannt und stürmte ins Geschehen, half den beiden Bullen, den Jugendlichen bewegungsunfähig zu halten. Ein bizarres Bild, welches sich uns hier präsentierte. Nachdem die Bullen dann den Jugendlichen abgeführt hatten, beruhigte sich die Situation spürbar und die Gaffer verschwanden wieder im Inneren des Pubs.
Auch wir hatten jetzt genug Aktion serviert bekommen. Wir tranken aus und gingen in Richtung Mark & Spencer, während sich die Bullen weiter mit den verbliebenen Jugendlichen beschäftigten. Es war nun auch schon langsam Zeit, denn wir hatten nur eine halbe Stunde Zeit, bis der Laden schloss. Meine Löwin schaute sich im Erdgeschoss bei Blusen und Shirts um, während ich im 1. Stock in der Herrenabteilung meine Runde drehte.
Die Preise bei Mark & Spencer hatten mir dann überhaupt nicht gefallen. So schön manche Hemden oder auch Sweater/Pullover aussahen, sie waren mir einfach zu teuer. Da kam der Knickrige in mir wieder zum Vorschein; bereits nach wenigen Minuten befand ich mich wieder im Erdgeschoss, wo meine Löwin wenigstens noch ein schönes Shirt fand.
In der rechten hinteren Ecke befand sich eine Lebensmittelabteilung, die natürlich sofort unser Interesse weckte. Die Abteilung war mehr oder weniger ausschließlich mit Kühlregalen bestückt. Herzstück des Angebotes waren hier die fertigen Salate. Eingedenk des vorhergehenden Abends griff ich zu einer Schale Coleslaw, da kann man nichts falsch machen.
Auch meine Löwin wurde hier fündig und so konnten wir uns auf den Rückweg in unser Appartement begeben.
Einen kleinen Zwischenstopp mussten wir allerdings zuvor noch schnell einlegen, da mich seit Jahrzehnten ein uraltes Trauma quält: Es könnte nicht genügend Klopapier im Haus sein! Und bei uns war es knapp. Bei Bezug des Appartements waren leider nur 2 Rollen davon im Bad. Und die waren jetzt schon fast alle.
die blaue Frau

Wir fanden 200 Meter vor unserem Appartement noch einen kleinen Foodhall, der den benötigten Artikel im Viererpack vorrätig hatte. Apropos Viererpack: Bier war bis auf eine Dose auch alle. Alarm! Aber auch für diesen Notfall fand sich im Foodhall eine brauchbare Lösung. Meine Wahl fiel auf „John Smith`s Extra Smooth“, einer Sorte aus Edinburgh. Von den unerschrockenen Schotten natürlich, Serve Cold stand unten auch noch an der Dose drauf. Ja was denn sonst? Im Appartement angekommen, packte ich zuerst mal die Biere in den Kühlschrank. Noch bevor ich meine Schuhe auszog! Warmes Dosenbier? Niemals!
Einschub: Wir kamen noch mal an dem schon erwähnten Bankengebäude vorbei. Die waagerecht hängende Skulptur einer Frau leuchtete in einem wunderschönen blauen Farbton. Hier kam ein einfacher Trick zum Tragen. Unterhalb der Skulptur ist ein dunkelblauer Strahler im Straßenpflaster eingelassen. Erst zum Sonnenuntergang wird der Strahler aktiviert und dieser lässt dann die Frau im schönsten Blau erstrahlen.
Sensationell, mit was für einfachen Mitteln der Künstler ein phänomenales Kunstwerk geschaffen hat. Für meine Löwin und mich war dies der schönste Hingucker in St. Helier, zumal die Stadt bei Dunkelheit und dank der dann geschlossenen Geschäfte eher trist auf den Betrachter wirkte.
nur weil kein anderes Bier da war

Zum Abendessen, also dem Salat, nahm ich noch einen Toast zu mir; der Coleslaw allein war halt ein bisserl wenig. Einen Becher Tetley gönnte ich mir selbstverständlich auch noch, da das Bier die notwendige Trinktemperatur noch nicht erreicht hatte. Sodann lagen die Karten auf dem Tisch und ich öffnete endlich die erste Dose.
Zischend! Schnell rann der erste Schluck den Hals hinunter und…. Bäh! Igitt, was war das denn für ein übler Nachgeschmack? Schmeckte irgendwie chemisch. Da hatte ich mich beim Kauf wohl vergriffen. Aber es half ja nichts, ich hatte nur noch eine Dose Fosters, da musste ich jetzt durch. Der zweite Schluck war dann zum Glück nicht so schlimm.
Ich würde mal sagen, John Smith`s Extra Smooth ist wie Analverkehr: Beim zweiten Mal tut es nicht mehr weh. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich diesen Spruch aus der zweiten Staffel von „Luzifer“ entliehen habe, einer Serie, die meine Löwin und ich mehr aus Zufall bei Amazon Prime entdeckt hatten und die uns stark begeisterte, nicht zuletzt dank der guten Sprüche zwischendurch.

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