Montag, 26. Dezember 2016

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 17/17

Horst begleitete mich noch zum Fahrstuhl. Die Gespräche mit mir hatten ihm sehr gefallen und er wollte sich gern später mit mir zum Kaffee trinken treffen. Da war ich dann gerührt und wollte in Horst keine falschen Hoffnungen wecken. Ich sagte ihm, das dies erfahrungsgemäß nichts wird, da alle eh immer arg viel Termine haben und es deshalb zumeist verbleibt. Gonzo kam mir da in den Sinn, die Clique mit meiner Löwin hatte sich nach der Umschulung rasend schnell zerstreut.
Aber gern würde (und werde) ich mit Horst einen Kaffee trinken, wenn wir uns durch Zufall treffen werden. So unwahrscheinlich ist dies gar nicht, da er in der Celler Str. wohnt um im weißen Ross einkaufen geht. Auch ich bin öfters dort, so unwahrscheinlich ist dies also gar nicht. Horst wusste es selbst aber auch, das es sei laufen muss. Schließlich kannte er es ja auch. In der Verabschiedungsszene umarmten wir uns und ich winkte ihm durch die sich langsam schließende Fahrstuhltür zu.
Leider habe ich mir nur wenig von seinen Erzählungen über sein Leben merken können. Am markantesten fand ich seine Erinnerungen an den Krieg und die unmittelbare Zeit danach. Meine Eltern hatten über diese Zeit nie etwas erzählt, was schade ist, weil ich sie sonst besser verstanden hätte.
Auch wurde mir dank Horst wieder mal bewusst, das die 50er Jahre doch nicht so golden waren, wie es uns die bunten Spielfilme mit Peter Alexander und Heinz Rühmann immer erzählen. Ich wünsche Horst jedenfalls noch viele Jahre mit seiner Frau, an der er sehr hängt.
Zurück im Zimmer, startete Sven noch einen Versuch mit dem Brüllwürfel, der aber auch nach wenigen Minuten dank des kaputten Akkus scheiterte. So vertrieben wir uns mit weiteren Erzählungen die Zeit bis zum Mittagessen, welches ich so auch noch mal mitnahm. Freitag, es gab Fisch.
Ich hatte bislang ganz vergessen zu erwähnen, dass Sven ein begeisterter Shisha Raucher ist. Mit seinen Kumpels sucht er gerne die entsprechenden Bars auf und dann gönnen sie sich ein Pfeifchen. Eine Füllung reicht wohl für eine Stunde, dazu trinkt die Mannschaft Tee oder Kaffee. Auch zu Hause hat er ein Shisha stehen, welches er aber nur selten und wenn, dann mit Gästen anzündet. Die Reinigung ist wohl zu aufwendig. Klang alles ganz interessant für einen alten Bong Raucher wie mich, kann mich allerdings heute nicht mehr locken.
So um 13.30 Uhr herum bekam ich dann von der Schwester einen Brief ausgehändigt. Es handelte sich eindeutig um die Entlassungspapiere. Ich fragte gleich, ob es o.k. wäre, wenn ich noch etwas bleibe, so dass meine Löwin mich abholen könnte. Dies wäre kein Problem, signalisierte sie. Ich rief sofort meine Löwin an und packte meine Sachen zusammen.
So gesehen saß ich auf gepackten Koffern wie in einer Abflughalle, als meine Löwin mich abholte. Das noch freie WLAN Ticket drückte ich Sven in die Hand, doch der rechnete nicht mehr mit einem längeren Aufenthalt und wollte das Ticket weiterreichen. Nach der Verabschiedung in d einem kurzen Gang über das Kopfsteinpflaster setzte ich mich mühevoll ins Auto.
Denn mittlerweile konnte ich mein rechtes Knie nur unter großen Anstrengungen anwinkeln, wenn ich es einige Zeit, z. B. nach längerem Sitzen, nicht bewegt hatte. Dies machte mir das ganze Wochenende über zu schaffen, obwohl ich natürlich froh und glücklich war, meine Löwin und die Katzen wieder um mich zu haben.
Das rechte Bein schonte ich das komplette Wochenende über und ging nicht aus der Haus. Legte das Bein immer schön hoch und schaute ansonsten Sense 8 zu Ende. Noch einmal zu dieser Serie: Einfach nur Klasse. Die Rahmenhandlung ist zwar etwas wird und kommt nicht richtig in Fahrt, wie es bei den Wachowskis schon bei Matrix war. Aber die Schicksale der einzelnen Charaktere des Clusters werden spannend erzählt und die Message ist ordentlich.
Montag früh war ich dann beim Orthopäden. Die Arzthelferin wollte mir erst einen Termin für Donnerstag geben. "Oder soll ich Sie als Notfall aufnehmen?" Na was denn sonst! Ich gewann den Eindruck, das die Ärzte dieser Tage davon ausgehen, das nur Rentner und Arbeitslose zum Arzt gehen.
Nach kurzer Zeit sprach ich beim Doc vor. Er verschrieb mir Krankengymnastik und Lymphdrainage. Dazu führte er an mir einige chiropraktische Griffe aus, die zwar etwas weh taten, meine Bewegungsfähigkeit auf dem rechten Bein aber verbesserten.
Mein nächster Termin bei ihm war Freitags, 4 Tage später. Die Krankengymnastik tat zwar gut, mein rechtes Bein aber wirkte immer noch steif, was mir ein langsam Sorge bereitete. Nachdem mir seine Arzthelferin Blut abgenommen hatte, legte mich der Doc zur Punktierung des Knies auf die Bahre.
Alter Schwede! Ich musste in meine Finger beißen, um nicht richtig laut zu schreien. Teufel, tat das weh. Ich hatte zwar schon am Zahn schlimmere Schmerzen erlebt, aber noch nie an der Stelle. "Locker lassen, Hartmudo, dann tut es nicht so weh!" meinte der Doc nur in seiner lakonischen Art.
Eins muss ich ihm aber lassen: Bereits am Abend merkte ich eine spürbare Besserung, die Krankengymnastik über insgesamt 3 Wochen tat ein übriges. Als ich beim Doc dann 1 Woche später erneut versprach, bekam ich wie erwartet einen weiteren Schock.
Die Entzündungswerte hatten sich wieder extrem verschlechtert. Die Baker Zyste und die Arthritis hingen zusammen. Hieran könnte man erkennen, das die Schübe in kürzeren Abständen kämen. MTX wäre jetzt angezeigt. Da war ich dann doch konsterniert, hatte ich doch die Schmerzen in Fingern und Zehen relativ gut im Griff bzw. aushaltbar bekommen.
Auf alle Fälle wollte ich die Meinung eines internistischen Rheumatologen vorher einholen. Der Doc gab mir sofort eine Adresse seiner Kollegin von ihm, mit der er zusammenarbeitet. Diese rief mich ungefragt 3 Tage später an und gab mir einen Termin, der mir jetzt, wo ich dies hier schreibe, noch bevorsteht.
Ich weiß aktuell also nicht, wo die Reise hingeht. Wenn Du dies hier liest, ist seitdem wohl mindestens 1 Jahr vergangen und ich habe in der Zwischenzeit schon wieder einiges dank der Arthritis erlebt. Hoffentlich nur Gutes.
Dieser Bericht ist erheblich länger ausgefallen als ursprünglich erwartet. Und ich habe ihn schon im Krankenhaus angefangen! Den kompletten Text habe ich in mein Tablet eingehakt, wie ich es in der Spezial Serie gerne mache. So hatte ich auch während der Krankheitsfälle at home etwas zu tun und konnte die rechte Wade hoch legen, um sie nicht zu überlasten.
Denn ein Muskelfaserriss war immer noch nicht ausgeschlossen, nur standen die Folgen der Baker Zyste zu Recht erheblich im Vordergrund. Mir selbst tat das Aufschreiben auch gut, weil es mich von der kommenden zu treffenden Entscheidung bzgl. MTX vom Grübeln abhielt.
Und Horst und Sven wollte ich nicht so einfach vergessen. Dasselbe gilt verstärkt für Mr. Maco, obwohl ich mich mit ihm kaum unterhalten hatte. Jedenfalls hoffe ich, einen weiteren Aufenthalt im Krankenhaus in den nächsten Jahren vermeiden zu können.

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