Dienstag, 13. Dezember 2016

Hardrock Gunter 3/x

Im Jahr 1949 erwarb der lokale Radiosender WAPI eine Fernsehlizenz und betrieb in Birmingham den lokalen Fernsehsender WABT-TV. Das Programmformat war damals so simpel wie das heuitige deutsche Privatfernsehen: Erst ein Film, dann folgen die Nachrichten. Danach die übliche Kochshow, noch ein Film und hinterher nochmal Nachrichten. Das war natürlich wirklich nicht sehr umfangreich, und so beschloss der Betreiber, das Programm auszuweiten. Sie wendeten sich u.a. an Hardrock und boten ihm ein 30minütiges Zeitfenster mittags von halb eins bis eins an. Der Programmdirektor konnte sich noch gut an die Auftritte von Hardrock und Happy Wilson im Radio erinnern.
Als Hardrock fragte, was er für eine Art von Show machen sollte, war er erstaunt. Er sollte ein Programm für Kinder machen, hatte aber glücklicherweise freie Hand bei der Ausgestaltung. So kaufte er ein halbes Dutzend Handpuppen und kleidete sie wie Western Entertainer ein. In seiner Sendung spielte er Platten und redete dazu, während die zwei Kameras zwischen ihm und den Puppen hin und her wechselten.
Seinen Puppen gab er Namen, eine nannte er z.B. Ernest Tubb, dem Wegbereiter der Honky Tonk Music. Hardrock ahmte Tubb nach, spielte seine Platten dazu, während die Kamera die ganze Zeit auf der entsprechenden Puppe blieb. Diese Show war überaus populär und hatte eine überwältigende Zuschauerresonanz zur Folge.
Zusätzlich zu dieser Show hatten Hardrock und Happy werktags noch eine Nachmittagsshow von halb sechs bis sechs vor den Abendnachrichten. Neben einer frühen Radioshow in der Woche spielte Hardrock noch Montags bis Freitags Nacht im Beverly Hotel. Samstags Nacht spielte er mit seiner Band im Jewish Country Club, Sonntags am Nachmittag spielte er zum Tanztee in der griechischen Kirche. Über mangelnde Arbeit brauchte er sich nun wirklich nicht zu beklagen. Wenn man ihn fragte, was für eine Musik er spielen würde, antwortete er nur lapidar, das er alles spielen würde, was die Leute nur hören wollen.
Jetzt endlich, da er sich zumindest lokal einer großen Popularität erfreuen durfte, nahm er seine erste Solo Platte auf. Bei all seinen Erfolgen und Kontakten ist es schon überraschend, das er zur Aufnahme einer Platte erst angesprochen werden musste. Und als der Besitzer des Bama Labels, Manny Pearson, Hardrock Gunter einen Plattenvertrag anbot, brauchte er wenig Überzeugungskraft, um Hardrock zur Unterschrift zu bewegen.
So ging Hardrock Gunter in den ersten Monaten des Jahres 1950 in die Studios eines lokalen Radiosenders in Birmingham und nahm seine erste Platte für Bama auf. „Birmingham Bounce“ und „How can I believe you love me“ hatte er selbst geschrieben und waren auf der ersten Single Nr. 104 auf Bama. Die Band auf dieser klassischen Aufnahme waren die Golden River Boys ohne Happy Wilson, für diese Gelegenheit wurden sie allerdings in die Pebbles umbenannt.
„Birmingham Bounce“ wurde schnell bekannt und Hardrock hatte so einen regionalen Hit. Dank dieses Erfolges tourte Hardrock extensiv durch den Südosten der Staaten und füllte die Theater und anderen Auftrittsorte, wo immer er auch spielte. Die Nachfrage war so groß, dass die Auftrittsorte stellenweise viel zu klein für den Ansturm an Zuschauern gewesen wären. Hardrock löste dieses Problem vor Ort auf seine Weise, indem er in den größeren Städten Flughafenhallen anmietete, die Flugzeuge auslagerte und die Tore öffnete, um so den Platz für seine Veranstaltungen zu erhalten.
Der Song weckte in der Musikindustrie auch ein großes Interesse, welches bei Paul Cohen, dem A&R Direktor bei Decca, besonders stark ausgeprägt war. Cohen erkannte das Potential des Songs und unterbreitete Manny Pearson ein Angebot für das Masterband mit der Absicht, den Song bei Decca neu herauszubringen. Warum auch immer, Pearson lehnte dies allerdings ab. Davon ließ sich Cohen selbstverständlich nicht abschrecken und bot Pearson einen Leasingvertrag an. Decca würde für eine halbe Million Platten von „Birmingham Bounce“ garantieren, ob verkauft oder nicht.
Nachdem auch dieser Deal scheiterte, kehrte Cohen mit leeren Händen nach Decca zurück. Er war jedoch immer noch davon überzeugt, einen guten Song vor sich zu haben und beschloss die Produktion eines Coversongs. In einer überhastet arrangierten Session spielte Red Foley den Song ein. Nur ein paar Tage später brachte Decca das Cover mit Red Foley in die Regale der Plattenläden. Die Kombination von Foley`s überregionalen Bekanntheitsgrad und der dank eines entsprechenden Budgets starken Promotion durch Decca katapultierte „Birmingham Bounce“ in der Version von Red Foley in die nationalen Charts.
Der Song stieg auf Platz 1 der Charts und hielt sich dort 14 Wochen lang an der Spitze. Im Kielwasser dieser Erfolges wurden daraufhin 21 weitere Cover von „Birmingham Bounce“ veröffentlicht. Solch illustre Interpreten wie Pee Wee King, Amos Milburn, Tommy Dorsey oder auch Lionel Hampton nahmen den Song in den unterschiedlichsten Stilen auf.
Für Hardrock wog die Enttäuschung, den Hit mit seinem Original nicht selbst gemacht zu haben, mehr als der finanzielle Erfolg als Schreiber all der Coverversionen.Denn der Charterfolg von Foley`s Version wirkte sich auch auf den Verkauf der originalen Bama Platte aus. In der Hoffnung, einen beträchtlichen Hit an der Hand zu haben, hatte Manny Pearson eine große Anzahl an Platten von „Birmingham Bounce“ pressen lassen. Die Platten wurden an die Läden mit einer Rückgabeoption bei Nichtverkauf ausgeliefert. Da Decca Foley`s Version auf dem nationalen Markt mit einer gigantischen Promotion durchdrückte, schnellten die Rückgabezahlen des Originals mit dem Erfolg für Foley in die Höhe. Ein Einstampfen der Rückgaben war nun angesagt. Da das meiste Geld von Bama in dieser Produktion steckte, wäre dieser Misserfolg fast zum Verhängnis für das Label geworden.

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